Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
weil ich Arbeit suchte. Wenn ich auch nur einen Funken Verstand gehabt hätte, wäre ich wohl weitergefahren.«
    Er hielt inne und starrte sinnierend auf die Keksdose, als würde er in Gedanken noch einmal seine Entscheidung bedauern.
    Â»Wie dem auch sei, ich bin geblieben. An dem Tag, an dem ich ankam, war der alte Randall relativ nüchtern. Man hat mir erzählt, dass seine Frau vor einigen Jahren mit einem anderen Mann nach Sydney abgehauen ist. Da hat Randall angefangen zu trinken. Angeblich war es am Anfang nicht so schlimm. Er ist zumindest tagsüber nüchtern geblieben, sodass er den Betrieb halbwegs in Schwung hielt. Doch dann hat er allmählich das Interesse daran verloren, und die Trinkerei wurde immer schlimmer.«
    Â»Ich hab gedacht, er hätte Kinder … zwei Söhne und eine Tochter«, sagte Nelson. »Ist denn die ganze Familie fortgegangen?«
    Â»Die Mutter hat anscheinend die Tochter mitgenommen, und der jüngere Sohn ist ihnen einige Monate später gefolgt. Ich glaube, der ältere Sohn war gerade zu Besuch bei seinen Großeltern in England oder so. Jedenfalls, als er zurückkam und sah, was hier los war, hat er seinen Vater irgendwie dazu gekriegt, ihm das Anwesen zu überschreiben, und dann hat er es sofort zum Verkauf angeboten.«
    Â»Wie lange ist das jetzt her?«
    Â»Ungefähr sechs Monate. Könnte aber auch länger sein. Auf jeden Fall, bevor ich hierherkam.«
    Â»Dieser Sohn hat doch wohl seinen Vater nicht im Stich gelassen?«, fragte Jane besorgt. »Wenn er Riverview verkauft, muss er ja eine andere Bleibe für den alten Herrn gefunden haben.«
    Ein weiteres Schulterzucken. »Ich glaub, der Junge und der Alte können sich nicht ausstehen. Allerdings muss man dem Sohn zugutehalten, dass er vor zwei Wochen hier war und versucht hat, seinen Vater zu überreden, dass er mit ihm nach Adelaide geht. Der alte Randall hat sich rundweg geweigert, sich auch nur einen Meter von der Stelle zu rühren. Keine Ahnung, was passiert, wenn Riverview tatsächlich verkauft wird. Und wenn es nicht bald verkauft wird, ist es nichts mehr wert.«
    Während sie den Tee tranken, stellte Nelson einige Fragen über den Zustand des Anwesens und die Anzahl der Schafe, die dort gehalten wurden. Alle Fragen wurden bereitwillig beantwortet, wenn auch Jim, wie er sich inzwischen vorgestellt hatte, immer neugieriger wurde.
    Â»Haben Sie Interesse zu kaufen?«, fragte Jim schließlich. »Nichts für ungut, Kumpel, aber sind Sie denn nicht ein halber Schwarzer? Ich meine, Sie haben doch sicher nicht das Geld dafür, oder?«
    Â»Mein Vater«, antwortete Nelson, »ist ein wohlhabender Mann.« Jim brauchte nicht zu wissen, dass er niemals auch nur einen Penny vom Geld seines Vaters erhalten würde.
    Â»Ah, ich verstehe. Entschuldigen Sie bitte. Ich hab das nicht bös gemeint. Sie möchten sich doch bestimmt mal umsehen.«
    Â»Sehr gerne.« Nelson stand auf. »Komm, Darcy. Was ist mit dir, Jane? Möchtest du auch mitkommen?«
    Â»Nein, ich bleibe in der Nähe des Hauses.«
    Als sie alleine war, ging Jane den Hang hinter dem Haus zu Joshuas Grab hinauf. Auch ihm sah man an, dass sich jahrelang niemand darum gekümmert hatte. Jane kniete sich hin und riss das Unkraut aus, das auf dem Grab wucherte. Dann setzte sie sich auf die Fersen und legte die Hände in den Schoß. Sie spürte, wie ihr schwer ums Herz wurde, und begann laut zu reden.
    Â»Es würde dir großen Kummer bereiten, Joshua, wenn du sehen könntest, was aus Riverview geworden ist. Du hast die Farm immer so sehr geliebt. Mama und Papa würden auch sehr traurig sein. Ich bin froh, dass sie dieses Haus, das sie aus dem Nichts aufgebaut haben, niemals in einem solchen Zustand sehen werden.«
    Mary und Charles Winton wohnten immer noch in Adelaide in der Nähe ihrer Tochter Anne. Jane und ihre Pflegeeltern schrieben sich zwar regelmäßig, doch seit diese kurz nach Joshuas Tod Riverview verlassen hatten, hatten sie sich nicht mehr gesehen.
    Â»Joshua, du hast mir die Lady Jane geschenkt, obwohl ich dieses Geschenk nicht annehmen wollte. Nachdem du gestorben warst, habe ich es nicht über mich gebracht, das Schiff zu behalten. Ich musste mich von allem frei machen, was zwischen uns passiert war. Hal hat mir das Schiff abgekauft, und Con Trevannick hat das Geld für mich angelegt. Er hat gesagt, ich könnte es

Weitere Kostenlose Bücher