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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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Hast du ein Problem mit Louisa?«
    Â»Oh, Mrs Clancy. Louisa ist in jeder Hinsicht meine Tochter, auch wenn ich sie nicht im Leib getragen habe. Ich möchte, dass sie nie erfährt, dass sie nicht unser Kind ist. Auch Larry liebt sie wie eine Tochter.«
    Mrs Clancy gab Agnes eine Tasse Tee, stellte Zuckerdose und Milchkännchen auf den Tisch und schnalzte dabei mitfühlend mit der Zunge. »Du meine Güte, was ist denn passiert?« Dann nahm sie sich selbst eine Tasse Tee und setzte sich hin. »Du fängst doch nicht etwa an zu weinen?«
    Agnes schniefte, wischte sich die Augen mit dem Zeigefinger und schüttelte den Kopf. Dann tat sie sich drei Löffel Zucker in den Tee. Es kümmerte sie nicht, dass Mrs Clancy überrascht die Augenbrauen hochzog. Sie brauchte jetzt unbedingt etwas Süßes.
    Â»Das war gerade albern von mir. Es ist nichts.«
    Â»Hmh. Du kommst doch nicht fast weinend in meine Küche und tust drei Löffel Zucker in deinen Tee, weil nichts ist.«
    Agnes musste unfreiwillig lächeln. »Louisa hat mich nach meiner Familie gefragt. Ich hab sie nur selten den Kindern gegenüber erwähnt und immer nur gesagt, dass wir in Cornwall gelebt haben. Heute hat Louisa mir viele Fragen gestellt. Als ich ihr von meinen Brüdern und Schwestern erzählt habe, hab ich in Gedanken wieder das Dorf vor mir gesehen. Da hab ich mich vergessen und Toms Namen ausgesprochen.«
    Â»Aber du hast doch nichts Schlimmes getan, wenn du bloß seinen Namen erwähnt hast.«
    Erneut traten Agnes Tränen in die Augen. »Ich will nicht, dass Louisa je erfährt, dass wir sie adoptiert haben. Sie ist eine sanfte Seele, ganz wie ihre Mutter es war. Sie hat allerdings auch die gleiche Willenskraft wie Jenny. Als sie mal gefragt hat, warum sie so blond und hellhäutig ist und weder uns noch ihren Geschwistern ähnlich sieht, haben wir gesagt, das hätte sie von Larrys Familie.«
    Â»Larrys Mutter war Indianerin.« Mrs Clancy runzelte die Stirn.
    Â»Wir mussten Louisa doch einen Grund nennen, weshalb sie so anders aussieht. Larry erinnert sich, dass die Mutter seines Vaters blond war.«
    Â»Nun ja, ich glaube, damit habt ihr keinen Schaden angerichtet. Liebe Agnes, du machst dir unnötig Sorgen.«
    Agnes zuckte mit den Schultern. »Vielleicht tue ich das. Als ich Louisa zu mir genommen hab, habe ich mir geschworen, dass sie nie die Wahrheit über ihre Herkunft erfahren soll.«
    Schweigend tranken die Frauen ihren Tee. Erst als Mrs Clancy aufstand, um ihre Tassen nachzufüllen, fragte sie: »Was wirst du tun, wenn Louisa eines Tages herausfindet, dass sie adoptiert wurde?«
    Agnes sah Mrs Clancy direkt in die Augen. Ihre Stimme klang umso beschwörender, weil sie so leise sprach. »Ich bete zu Gott, dass meine Tochter niemals die Wahrheit herausfindet, denn wenn sie das tut, wird sie auch die näheren Umstände ihrer Geburt wissen wollen. Und das ist etwas, was meine geliebte Louisa nie von mir erfahren wird.«
    Schließlich kam der Tag, an dem die Familie bereit war, Langsdale zu verlassen. Im sanften Frühnebel eines Herbsttags setzte sich der kleine Treck, der winkend von den Trevannicks und dem gesamten Personal verabschiedet wurde, in Bewegung. Ihr Weg würde sie durch die dicht besiedelten Goldgräberstädte Clunes und Avoca führen. Von dort würden sie ihre Reise über die besten Straßen, die sie finden konnten, weiter nach Nordwesten fortsetzen, bis sie Narrabulla erreichten.
    Larry, mit Agnes an seiner Seite, lenkte das hohe vierrädrige Fuhrwerk, auf dem ihr gesamtes Hab und Gut verstaut war. Ned Clancy fuhr einen kleineren Wagen, der mit Vorräten beladen war. Die vier ältesten Benedict-Söhne, Jack, Andy, Billy und Joey, die mittlerweile siebzehn, fünfzehn, dreizehn und zwölf Jahre alt waren, ritten ihre eigenen Pferde. Jack führte Louisas Stute am Zügel, während Louisa zusammen mit den Zwillingen May und Matthew in dem kleinen Wagen mitreiste.
    Ab und zu stieg Louisa vom Wagen und ritt neben Ruan her, der der Familie helfen sollte, sich in Narrabulla einzurichten. Nach dem anfänglichen Kummer und Schmerz darüber, dass sie den Ort und die Menschen verlassen musste, die sie liebte, begann sie sich nun lebhaft für die Landschaft zu interessieren, durch die sie ritten. Schon am zweiten Tag hatte sie so viel Freude daran, dass sie fast die ganze Zeit mit Ruan und ihren

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