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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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des Schicksals vorgekommen, als ihn vor wenigen Wochen dieser Grieche in ein Hinterzimmer führte, in dem er eine singende Frau versteckt hielt. Angeblich hatten sie die kleine Schönheit mitten in der Nacht geschnappt, als sie mutterseelenallein am Strand von Delilah spazieren ging. Vermutlich würde sie niemand vermissen. »Egal, was Sie tun, nehmen Sie ihr bloß nicht den Knebel ab«, erklärte ihm der runzlige, dunkelhäutige Mann eindringlich. »Wenn sie anfängt zu singen … bedeutet das für einen Sterblichen den Tod. Lassen Sie sich das gesagt sein!«
    Buckley hatte die Worte zwar im Gedächtnis behalten, aber erwartungsgemäß nicht darauf gehört. Es schien sowieso egal zu sein. Die Frau war wunderschön und er hatte ihr eines Abends den Knebel abgenommen. Statt der üblichen Litanei an Schimpfwörtern, die er von Frauen gewohnt war, vernahm er einen lang gezogenen, bebenden, auf- und abschwellenden Gesang, der, wie er meinte, der Sache ähnelte, die man gemeinhin Musik nannte.
    Für ihn war es lediglich Lärm, eine Störung, die ihn von dem abhielt, wofür er die Frau von dem Griechen erstanden hatte. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Wenn sie sang, so stellte er fest, war er nicht in der Lage, mit ihr den Akt zu vollziehen. Er unternahm endlose Anstrengungen, um zum Höhepunkt zu gelangen, bis er schließlich erschöpft aufgab. Ihr Geträller hatte offenbar Auswirkungen auf seine Männlichkeit, und im Ernst: Genug war genug.
    Schon bald begriff er, welche Auswirkungen ihr Gesang auf andere hatte. In der ersten Nacht ihrer neuerlichen Gefangenschaft schlief er mit ihr in einem Hotel in Delilah, ehe sie ausliefen. Mitten in Buckleys Brunst trat ein Mann die Tür ein. Der Kapitän machte einen Satz, um nach seiner Waffe zu greifen, begriff jedoch rasch, dass der Mann nichts Böses im Schilde führte – sein Blick war leer und er stand völlig versunken vor dem Hotelbett, während seine gekaufte Liebhaberin sang.
    Innerhalb von Sekunden hatte sie ihren Mund am Hals des armen Narren, und Blut tränkte sowohl die Matratze als auch den sinnlichen Körper, mit dem Buckley sich eben noch amüsiert hatte. Voll Entsetzen und Ehrfurcht sah er zu, wie sie dem Mann die Gurgel aus dem Leib riss. Nichts mochte er lieber als die Gefahr, die von ungezähmten Wesen ausging – seit jeher hatte Buckley sich danach gesehnt, Großwildjäger zu werden. Stattdessen setzte er seine Blutrünstigkeit nun dazu ein, ein paar Halunken Beine zu machen und sie zur Arbeit anzutreiben.
    Er schnürte ihr einen Lederriemen um den Kopf, sobald er sie zurück aufs Schiff geschafft hatte, und vergewisserte sich, dass ihr Mund vollständig bedeckt war. Anschließend zog er ihr die Kleider aus. Sie brauchte ihm nichts vorzusingen oder hinter der Fassade zivilisierter Kleidung die Kokette zu spielen. Er hatte sie nur aus einer einzigen Motivation heraus auf sein Schiff gebracht und Textilien störten da nur.
    Doch da sie sich nicht davon abbringen ließ, andauernd zu singen, sah der Käpt’n sich veranlasst, ihr dauerhaft den Mund zu verbinden. Abgesehen davon, dass er nicht jedes Mal ewig auf seine Befriedigung warten wollte, durfte er nicht zulassen, dass die Männer darüber spekulierten, wer außer dem Käpt’n sich noch in seiner Kajüte aufhielt. Die Antwort »eine Frau« hätte das Schiff gesprengt. Außerdem konnte er es sich nicht leisten, dass seine Crew ihrem Gesang verfiel, dessen sonderbar euphorische Wirkung auf andere er selbst miterlebt hatte.
    Also blieb sie jeden Tag schier endlose Stunden geknebelt und ans Bett gefesselt, bis er zurückkehrte, um sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
    Aber offenbar hatte doch jemand Wind davon bekommen, dass sie hier war, und sich entschlossen, sie ohne seine Anweisung von ihren Fesseln zu befreien.
    Buckley dachte an Nelsons Überreste und musste lachen.
    Manche Männer konnten eben mit Frauen umgehen. Andere nicht.
    »Komm, miez, miez, miez«, lockte Buckley, während er sich zwischen den Schnapskisten hindurchschlängelte. Es juckte ihn, die Peitsche, die er in der Hand hielt, zu benutzen.
    »Komm, miez, miez«, wiederholte er.
    Buckley prustete begeistert. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Nichts liebte er mehr als die Jagd. Und wenn man auf einem Schiff mitten auf dem Meer lebte, gab es nicht allzu viele Stellen, an denen die Beute sich verstecken konnte.

16
    Es war mehr als bloß Sex, sagte Evan sich, als er am Strand entlangging. Er unterdrückte ein Gähnen;

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