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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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anvertraut. Unglücklicherweise waren sie in den Netzen hängen geblieben und so nur Stunden später wieder auf dem Schiff gelandet. Es war nicht das Bündel mit den Leichenteilen, das ihn so erregte, sondern der Gedanke an alles, was damit zusammenhing. Der Gedanke an sie.
    Während sie andere Männer mit Haut und Haaren vertilgte, gestattete sie ihm den Zugriff auf ihre intimsten Stellen. Und zwar so, wie noch nie eine Frau zuvor. Sie war umwerfend – das reinste Tier. Der Schlüssel dazu, ein Mann zu sein, bestand darin, wie ein Mann zu handeln, dachte Buckley bei sich. Man musste den Weibern zeigen, wer die Hosen anhatte. Selbst wenn das mit einem Knebel und Fesseln einherging. Dem leisen, hektischen Wimmern nach zu urteilen, das sie ausstieß, wenn er zu ihr in seine nach Fisch stinkende Koje kletterte, schien es ihr zu gefallen.
    Buckley trat in die Kajüte und verschloss sorgsam die Tür hinter sich. Manchmal wurde sie wütend, wenn er sie aus einem Traum weckte. Doch noch im Eintreten sagte ihm ein sechster Sinn, dass sie im Moment nicht träumte. Etwas stimmte hier nicht. Er war es gewohnt, sich in dem kleinen Raum im Dunkeln zu orientieren. Mit vier Schritten war er am Bullauge angelangt und zog den Vorhang zur Seite. Schwaches, graues Licht strömte in die Kajüte hinein.
    Buckley fluchte. Das Bett, das er sich mit ihr teilte, war leer. Der Knebel lag nutzlos auf den fleckigen, stinkenden Laken. Die Seile, die sie heute Morgen noch an Händen und Füßen fesselten, waren aufgeknotet. Er rätselte, wo sie abgeblieben sein mochte. Ein Schiff auf hoher See bot nicht allzu viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Der Grund, weshalb sie sich auf freiem Fuß befand, war hingegen nicht zu übersehen.
    Auf dem Boden, direkt neben Rogers’ abgenagtem Schenkel, lag mit offenem Mund »Three Hands« Nelson. Der Dieb schien im Augenblick des Todes überrascht gewesen zu sein. Buckleys erster Gedanke war: Ein Glück, dass ich ihn los bin!
    Allerdings konnte Nelsons Überraschung gut und gern den Ruin des Kapitäns bedeuten. Verflucht noch mal, jammerte Buckley. Ein weiterer Matrose verschwunden, da musste unter den Männern ja Gerede aufkommen. Wichtiger noch: Wie zur Hölle sollte er die verdammte Kreatur wieder einfangen und dorthin zurückverfrachten, wo sie hingehörte, nämlich in sein Bett? Es gab Männer, die hätten ein großes Glas Bourbon und ein paar schöne Worte vorgeschlagen, um eine Frau einzufangen, doch Buckley war von einem anderen Schlag. Außerdem würde dieses Weibsstück nicht still und unauffällig zurückkehren. Das wusste er mit verdammter Sicherheit.
    Er durchwühlte eine Schublade in der Kommode neben der Koje und warf eine Reihe von Seilen, Prügeln und Krampen über seine Schulter, bis er fand, wonach er suchte. Er entrollte den langen, zusammengerollten Lederriemen und ließ ihn mit einem befriedigten Grinsen durch die Hand rutschen. Anschließend trat Buckley mit der Bullenpeitsche in der Hand hinaus auf den Gang vor der Kapitänskajüte und machte sich auf den Weg zum Frachtraum.
    Wollte man einen Clown fangen, musste man im Scheinwerferlicht nach ihm suchen. Befand man sich hingegen auf der Suche nach einer Meerjungfrau, war es ratsam, in den finstersten Winkeln nachzusehen. Der Kapitän zündete eine Kerze an und marschierte in den Laderaum, in dem sich kistenweise der Rum stapelte. Hier herrschte eine fast schon klaustrophobische Atmosphäre – vom Boden bis zur Decke war der Bauch der Lady Luck mit Hochprozentigem betankt. Buckley war immer wieder aufs Neue überrascht, wie viel Schnaps sie in das Schiff hineinquetschen konnten, ehe sie in Mexiko ausliefen und die Netze auswarfen, um ihr eigentliches Gewerbe vor den Hafenbehörden zu verbergen.
    Er trat in den Schlagschatten der Kisten und pfiff fröhlich vor sich hin. Er versuchte sich an einer Melodie, die seine Mutter ihm als Kind zum Einschlafen vorgesungen hatte. Auf ihn hatte sie beruhigend gewirkt, auch wenn niemand sonst etwas damit anzufangen wusste. Dabei behauptete seine Ma stets, sie könne gar nicht singen. Doch ihm bedeutete dieses Ritual eine Menge, auch wenn es letztlich keine Rolle spielte, an welchem Lied sie sich versuchte. Für Buckley war es einerlei, in seinen Ohren klang Musik immer gleich.
    Es gab Leute, die behaupteten, es mangele ihm an musikalischem Gehör, er hingegen war der Meinung, dass er die hohe Kunst des Tonsatzes wohl einfach nicht zu schätzen wusste. Darum war es ihm wie ein ironischer Wink

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