Light & Darkness
besser auf den Weg machen«, seufzte Kane. Als er den Raum verließ, glitt sein Blick ein letztes Mal warnend zu Dante. Seine Augen waren zusammengekniffen und zeugten von einer unausgesprochenen Drohung.
»Der kann seine Finger ja gar nicht von dir lassen«, bemerkte Dante, kaum war die Tür hinter Kane ins Schloss gefallen. »Kann ich das haben?« Er deutete auf ihren Toast.
»Halt die Klappe«, zischte Light und schob ihm den Teller zu.
Dante lachte auf. »Schämst dich wohl für deinen Freund? Dazu hast du auch allen Grund.«
»Er ist nicht mein Freund«, fauchte Light. »Und ich schäme mich nicht für ihn. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich mich im Laufe des Tages für dich schämen werde.« Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah zu, wie Dante sich den Toast von ihr ihrem Teller nahm.
»Damit könntest du Recht haben.« Verschmitzt grinste er sie an. In ihrem Nacken begann es zu kribbeln. Was immer sie auch tat, sie durfte Dante unter keinen Umständen aus den Augen lassen. Er hatte etwas vor – die Frage war nur: was und wann?
05. K apitel
»Überschreitet der Aufenthalt in einer Strafkolonie vier Generationen (100 Jahre), entscheidet ein neues Gerichtsverfahren über eine mögliche Tötung des paranormalen Bürgers.«
(Buch der Delegation, Artikel 24)
Crispin starrte aus dem runden Fenster seiner Kabine und beobachtete die Stadt, die vor ihm lag. Triste Wolken bedeckten den Himmel und ließen ihn glauben, dass schon bald die Nacht hereinbrechen würde. Er befand sich auf einem Schiff nahe dem Hafen vom Ferrymore Village. Sanft wiegte sich die Jacht im Rhythmus der Wellen.
Um 5:00 Uhr stand Crispin auf, um sein Kraft- und Lauftraining zu absolvieren. Pünktlich um 8:00 Uhr stand er unter der Dusche und machte sich bereit, um eine halbe Stunde später sein Frühstück zu sich zu nehmen. Von 9:00 bis 9:30 Uhr kümmerte er sich um die kleinen Dinge im Leben. Er überprüfte, ob seine Kabine seinen Ansprüchen genügte und ob seine Stiefel noch ordentlich poliert waren. Bis er um 10:00 Uhr — meist mit beabsichtigter Verspätung — in den Konferenzraum ging, in dem alle auf ihn warteten.
Es war 9:58 Uhr. Er machte sich breit, den Mitgliedern seiner Censio-Zelle gegenüberzutreten, doch etwas ganz entscheidendes fehlte — jemand ganz entscheidendes fehlte. Crispin hatte ihn während des Trainings vermisst, beim Frühstück und auch jetzt wartete er drauf, dass sein Sohn durch die Tür kam, um ihn für das Treffen abzuholen. Aber Dante würde nicht kommen.
Bei dem Gedanken an Dante kochte in Crispin die Wut. Die Hände zu Fäusten geballt hätte er am liebsten gegen das Fenster geschlagen. Vor Jahren haben sie ihm seine Frau genommen und jetzt auch noch seinen Sohn. Seit neun Tagen wurde er vermisst — eine Ewigkeit, wie es Crispin erschien. Er hatte sich bemüht Dante vor den Delegierten zu schützen, denn er wusste, wie leicht sein Sohn zu manipulieren war. Doch er hatte versagt und dadurch nicht nur Dante verloren, sondern die Censio in Gefahr gebracht. Dantes Persönlichkeit war Druck nicht gewachsen, die Delegierten mussten ihm nur den richtigen Köder zuwerfen und er würde die Censio verraten. Crispin schämte sich für die Schwäche seines Sprösslings, aber er musste ihn zurückholen. Nicht um seinetwillen, sondern vor allem, um die Censio vor weiterem Schaden zu beschützen.
Fünf seiner fähigsten Männer waren mit der Suche beauftragt. Tot oder lebendig, er würde ihn finden. Wenn Dante nicht mehr am Leben war, wollte er ihn neben dem Körper seiner Mutter begraben und wenn man ihn gefangen hielt, würde er ihn befreien. Anschließend würde er Rache nehmen. Die Männer, die ihm Dante genommen haben, sollten Leiden, wie er gelitten hat. Ihre Frauen, Kinder und Freunde, er wollte ihnen alles nehmen.
Leise klopfte es an die Tür. Crispin antwortete nicht. An der zögerlichen Art, wie die Tür aufgeschoben wurde, erkannte er, dass es einer der Auszubildenden war. »Offizier Leroy, es ist Zeit für die Sitzung.«
»Ich weiß.« Er wandte sich von dem Fenster ab und musterte den Jungen. Der Gesichtsausdruck des Rekruten war voller Ehrfurcht. Sein Respekt vor dem Anführer der Censio spiegelte sich in seinen verängstigten Augen. Dante hatte ihm nie diese Art von Respekt erwiesen.
Crispin betrat die Sitzung und die Stimmen verstummten. Der Konferenzraum war nicht größer als seine Kabine. Dort, wo für gewöhnlich sein Bett stand, war ein Tisch aufgebaut, an dem nun drei
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