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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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herabblickte. Hätte sich das Kokosaroma nicht im ganzen Bad verteilt, würde sie den Duft des Waldes einatmen, den Dante immerzu versprühte.
    »Bereit«, sagte dieser. Light griff nach einem Kamm. Zögerlich legte sie Dante die Hand auf die Stirn, um ihn festzuhalten, während sie seine Haare bürstete. Obwohl das ausgewaschene Grün in der Mitte seines Kopfes leicht verfilzt aussah, glitt der Kamm hindurch, als wären es seidene Fäden. Light bereute es, die Handschuhe angezogen zu haben. Sie wollte wissen, wie sich sein Haar zwischen ihren Fingern anfühlte. War das Haar von Dämonen anders als das von Menschen?
    »Kennst du Ethan schon lange?« Light legte den Kamm auf die Seite und griff nach der Flasche mit der Farbe. Sie schüttelte die dunkelbraune, fast schwarze Flüssigkeit, bevor sie damit begann, sie stellenweise auf Dantes Kopf aufzutragen.
    »Seit etwa einem Jahr. Er gehört zu den Rekruten von Offizierin Ash.«
    »Aber er ist ein Mensch«, stellte Light fest.
    »Einige Menschen schließen sich den Censio an, in der Hoffnung, die Censio würden sie unsterblich machen. Meistens werden sie von den Offizieren nur ausgenutzt. Häufig sterben die Menschen während ihrer Ausbildung. Nur wenige von ihnen werden am Ende mit der Unsterblichkeit belohnt.«
    Mit zwei Fingern massierte Light die dunkle Paste auf Dantes Kopf. »Was passiert jetzt mit Ethan?«
    »Er bekommt einen neuen Auftrag, vermute ich.«
    Light trug erneut etwas Farbe auf. »Wir hätten ihn der Polizei übergeben sollen.«
    »Und riskieren, dass sie mich finden?«
    Light hielt in ihrer Bewegung inne. Er überraschte sie. »Möchtest du denn nicht wieder zurück?«
    Schweigen war Dantes Antwort. Er neigte leicht seinen Kopf, was sowohl ein »Ja« als auch ein »Nein« hätte sein können. Light begann erneut damit die Farbe einzumassieren. Nun waren seine Haare klebrig und ähnelten einem Haufen braunen Matsch, wie Erde nach dem Regen. »Wie lange wird es dauern, bis deine Haare seitlich nachgewachsen sind?«, versuchte Light sein Schweigen zu brechen. In Wirklichkeit kannte sie die Antwort aus ihrem Biologieunterricht.
    »Unsere Zellen regenerieren sich schneller«, sagte er gelangweilt. »Dadurch wachsen auch unsere Haare schneller. In einer Woche sollten sie zwei Zentimeter lang sein. Aber solltest du das nicht wissen?«
    Light verkniff sich ein Lächeln, er hatte sie durchschaut. »Kanes Haare wachsen nicht so schnell.«
    Dante schnaubte amüsiert. »Kane ist schließlich auch tot. Ich bin es nicht.«
    »Dafür bist du wesentlich unfreundlicher.«
    »Ich bin schließlich auch ein Dämon.«
    »Immer diese Ausreden.« Light schüttelte die Tube, um den letzten Rest Farbe herauszubekommen. »Kanes Rasse ist auch nicht für ihre Nettigkeit bekannt. Er gibt sich jedoch Mühe, was man von dir nicht behaupten kann.«
    »Ich habe eine Wette zu gewinnen.« Ein Lächeln klang in seiner Stimme mit.
    »Wirklich sehr zielstrebig, wie du auf deinen Sieg hinarbeitest«, sagte Light und entsorgte die leere Farbtube im Mülleimer. »Die Farbe muss fünf Minuten einwirken.«
    Dante drehte sich um, so dass seine Füße nicht länger in der Wanne standen. Er sah sich selbst im Spiegel an. Braune Flüssigkeit lief zähflüssig über seine Wange. Light griff nach einem der Handtücher. Sanft wischte sie über sein Gesicht, denn der Stoff war schon alt und kratzig. »Darf ich das Haus verlassen?«, fragte Dante unvermittelt.
    Verunsichert sah Light ihn an. »Interessiert es dich, was ich oder was die Regeln dazu sagen?«
    Nachdenklich zog Dante seine Brauen zusammen. »Beides.« Er nahm Light das Handtuch aus der Hand, um sich Farbe aus dem Nacken zu wischen.
    »Die Regeln sagen, dass du in deiner Freizeit tun und lassen kannst, was du willst, solange du dich an die allgemeinen Grundregeln für paranormale Mitbürger hältst und deine Verpflichtungen erfüllt hast«, erklärte Light. Unwillkürlich musste sie an das zerrissene Bild im Mülleimer denken und in ihr wuchs der Drang, Dante das Verlassen des Hauses zu verbieten. Doch sie wollte sein negatives Bild der Delegierten nicht bestärken. »Ich hab auch kein Problem damit, wenn du heute Abend gerne ausgehen möchtest.«
    »Hast du keine Angst davor, dass ich nicht zurückkomme?«
    Light lehnte sich gegen das Waschbecken. Sie stand Dante direkt gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt. Keine sehr bedrohliche Pose bei ihrem Körperbau, aber sie genoss das Gefühl, auf Dante herabzublicken. »Wenn du nicht

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