Light Dragons
in dir hattest.«
»Eine Scherbe?«, fragte ich. Nicht schon wieder so etwas Bizarres. »Eine Scherbe von was?«
»Eine Drachenscherbe, eins der fünf Teile des Drachenherzens.«
Ich schloss kurz die Augen. »Verliere ich durch das Drachenherz jetzt auch noch den letzten winzigen Rest von Verstand, der mir noch geblieben ist? Wenn das so ist, möchte ich lieber nichts davon wissen.«
May lachte. »So schlimm ist es nicht, ehrlich.«
»Das Drachenherz besteht aus fünf Scherben. Jeder von den Wyvern hier besitzt eine«, erklärte Gabriel mir. »Eine Zeit lang trug May dieselbe Scherbe wie du. Und euch beiden ist es auch gelungen, das Drachenherz – das die Kraft des Ersten Drachen besitzt – wieder neu zu bilden, damit es erneut in fünf Teile zerfallen konnte.«
»Das klingt ja wirklich sehr geschickt von May und mir, und ich bin ganz begeistert, das zu hören, auch wenn ich nicht die leiseste Vorstellung davon habe, was es bedeutet. Aber solange es keine Auswirkung darauf hat, ob ein Drache in mir lebt oder nicht, bin ich bereit weiterzumachen.«
»Bravo«, sagte Aisling und applaudierte. Ihr Mann warf ihr einen finsteren Blick zu.
»Ihr glaubt also, in Baltics Haus …«
»In meinem Haus! Es gehört jetzt mir!«, widersprach Kostya.
»Entschuldigung, in Baltics ehemaligem Haus würde irgendwie der Beweis erbracht, dass ich ein Drache bin? Werde ich dann Dinge in Brand setzen? Mich auf einmal in eine schuppige Eidechse verwandeln? Plötzlich eine Faszination für Gold entwickeln?«, fragte ich. Ich war so erschöpft, dass ich nicht mehr an meine Manieren dachte.
»Wenn ich bedenke, was ich dort empfunden habe, ja, dann glaube ich, dass du definitiv eine Erfahrung machen wirst«, sagte May.
»Aber Ysolde trägt nicht mehr das Avignon-Phylakterion bei sich«, sagte Kostya.
May lächelte ihren Wyvern an. »Nein, aber ich kann nur bestätigen, dass die Scherbe, wenn man sie einmal in sich getragen hat, einen verändert. Sie hat Ysolde sicher auch verändert.«
»Ich finde, das ist eine gute Idee«, sagte Aisling.
»Mit Kostyas Erlaubnis bringen wir dich morgen zu dem Haus«, sagte Gabriel. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn May und ich dich begleiten?«
»Ich werde auch dort sein«, sagte Kostya.
»Ooh, das klingt interessant. Können wir auch mitkommen?«, fragte Aisling Drake.
Er zog die Augenbrauen hoch und blickte Gabriel an. »Wir haben eigentlich keinen Grund, aber wenn Gabriel – und Ysolde – nichts dagegen haben, dann würde es mich auch interessieren, ob das Haus eine Wirkung auf sie hat.«
Gabriel setzte eine Zeit fest, und alle erklärten, dann am Haus sein zu wollen. Ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl, völlig ausgelaugt vom Wechselbad der Gefühle der letzten Tage. Ich seufzte. Wenn ich doch endlich nur wieder meine Ruhe hätte.
In dieser Nacht erwartete ich zu träumen, und so war es auch. Ich schloss die Tür zu Broms Zimmer, nachdem er eingeschlafen war, wünschte May eine angenehme Nacht, trat in mein Zimmer und geriet geradewegs in einen Mahlstrom von Testosteron.
»Du kommst zu spät, Baltic«, sagte der Mann, der vor mir stand. »Ysolde hat die Worte gesprochen. Sie hat mir Treue geschworen. Sie ist jetzt meine Gefährtin.«
Ich trat zur Seite, um an Constantine vorbeizublicken. Baltic und etwa zehn Männer traten aus dem Schatten der Bäume auf der Klippe, Kostya und Pavel direkt hinter ihm.
Sofort zogen die silbernen Drachen ihre Schwerter und umringten Constantine und mich.
»Ist das wahr?«, fragte Baltic mich. Sein Blick war so stürmisch wie das Meer, das hinter uns tobte.
Ich trat vor, aber Constantine streckte die Hand aus, um mich aufzuhalten. »Du wirst mit mir sprechen und nicht mit meiner Gefährtin. Ysolde gehört mir. Du wirst sie nie bekommen.«
»Warum bist du hier?«, fragte ich Baltic, schüttelte Constantines Hand ab und drängte mich an seinen Wachen vorbei. Sie machten Anstalten, mich aufzuhalten, hielten aber inne, als ich sie böse anschaute.
»Was glaubst du denn, warum ich hier bin? Ich bin gekommen, um Anspruch auf dich als Gefährtin zu erheben«, antwortete Baltic. Seine Augen glitzerten dunkel.
»Deine Gefährtin? Du hast doch gesagt, du wolltest mich nicht. Du sagtest, du wolltest nichts mit einem silbernen Drachen zu tun haben«, schrie ich.
»Ich sagte, ich würde nie mit einem silbernen Drachen schlafen«, korrigierte er mich. »Aber ich habe meine Meinung geändert. Du bist meine Gefährtin. Ich habe einen Boten gesandt,
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