Light Dragons
Führt das nicht zu Rivalität zwischen Kostya und dir?«
»Nur im Hinblick auf Frauen«, sagte Kostya und warf seinem Bruder einen gereizten Blick zu.
»Es gibt keine Rivalität«, erklärte dieser gleichgültig.
»Das ist wohl wahr.« Allesander lachte und stieß Kostya an. »Die Frauen stehen alle auf Drake und machen um dein finsteres Gesicht einen weiten Bogen.«
Daran zweifelte ich nicht. Drake sah aus wie ein Mann, den die Frauen liebten. »Wissen eure Wyvern, dass ihr hier seid?«
Beide Männer nickten. »Merca möchte, dass der Krieg zwischen den Sippen endlich ein Ende findet«, sagte Allesander steif. »Wenn du dazu beitragen kannst, ist dir die Dankbarkeit der blauen Drachen gewiss.«
»Und der grünen«, warf Drake ein. »Auch wir sind es leid, unsere Brudersippen zu bekämpfen. Wir möchten endlich wieder Frieden im Weyr haben.«
»Es überrascht mich, dass der Krieg immer weitergeht, obwohl doch alle sein Ende wollen. Die Sterblichen beten sicher schon darum, dass unter den Drachen wieder Frieden einkehrt«, sagte ich leise.
»Wenn dein Gefährte und Constantine nicht wären, wäre der Krieg schon lange vorbei«, sagte Allesander vorwurfsvoll. »Wenn sie ihre Streitigkeiten beilegen würden, könnten wir uns zusammentun und Chuan Ren zu einem Abkommen zwingen. Aber gespalten wie wir sind …« Achselzuckend wandte er den Blick ab.
»Dann wollen wir beten, dass das Drachenherz vermag, was die Drachen selbst nicht können«, sagte ich und blickte Kostya an. »Baltic weiß nicht, dass ich hier bin, aber deine Abwesenheit macht ihn misstrauisch. Ich habe Angst, er könnte herausfinden, dass ich nach Paris gekommen bin.«
Er blickte mich einen Moment lang an. In seinen Augen stand eine Glut, die mir Unbehagen bereitete. »Das müssen wir eben riskieren. Hast du das Modana-Phylakterion?«
»Ja.« Ich berührte eine Stelle an meinem Umhang. Darunter hing das Phylakterion zwischen meinen Brüsten. »Ich habe es bei mir. Warst du bei Chuan Ren erfolgreich?«
»Ja.« Er griff in sein Wams und zog eine kleine Schachtel heraus. »Das ist das Song-Phylakterion.«
»Ich fürchte mich beinahe vor der Frage, was es dich gekostet hat, es dir auszuleihen.«
Er verzog das Gesicht. »Es ist auch besser, wenn du es nicht weißt.«
Ich wandte meine Aufmerksamkeit den beiden anderen Männern zu. »Ich nehme an, ihr habt eure Scherben ebenfalls mitgebracht?«
Beide Männer nickten.
Ich zog die Augenbrauen hoch und blickte Kostya an. »Dann fehlt uns nur noch das Stück, das dem Ersten Drachen gehört. Weißt du, wo das Choate-Phylakterion ist?«
»Ja, das habe ich auch.«
»Wie ist dir das denn gelungen?«, fragte ich erstaunt. Baltic hatte in den letzten beiden Jahrhunderten wiederholt erwähnt, dass niemand seit der Gründung des Weyr wüsste, wo das Choate-Phylakterion abgeblieben sei.
Er wandte den Blick ab. »Das möchtest du ebenfalls nicht wissen.«
Im Gegenteil, das wollte ich sogar unbedingt wissen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um über so ein faszinierendes Thema zu sprechen. »Dann hält uns ja nichts davon ab, es jetzt zu tun«, sagte ich. Bei dem Gedanken bekam ich feuchte Hände.
»Nein.« Kostya bückte sich zu einem kleinen Rucksack, der auf dem Boden lag. Er zog eine Wolldecke heraus und breitete sie aus, wobei er mir bedeutete, mich auf eine Ecke zu knien. Ich zog meinen Umhang aus. Ich fröstelte ein wenig in der kühlen Morgenluft, als ich die goldgefasste Phiole mit dem Stück Drachenherz aus meinem Hemd zog.
Einer nach dem anderen knieten sich die anderen Drachen auf die verbleibenden drei Ecken der Decke und holten ebenfalls die Phylakterien heraus, die die kostbaren Scherben enthielten.
»Baltic hat mir nicht viel über die Stücke erzählt«, sagte ich nervös und rieb meine Handflächen über meinen Rock, bevor ich die Scherben in einer Reihe vor mich legte. »Er sagte nur, dass es fünf davon gibt und dass sie zusammen das Drachenherz ergeben, die mächtigste Reliquie der Drachenheit. Was genau ist denn das Drachenherz? Und warum hat es so viel Macht? Es kann doch nicht wirklich das Herz des Ersten Drachen sein, oder?«
Kostya zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß darüber weniger als du«, sagte Allesander. »Mir wurde nur gesagt, es sei zu mächtig, um ein Ganzes zu bleiben, und daher wurde es in Stücke zerbrochen und jedes Stück einer Sippe zur Aufbewahrung gegeben. Nur die silbernen Drachen besitzen keins, aber das kommt daher, weil ihre Sippe erst
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