Light Dragons
hatte.
Die herumwirbelnden Scherben explodierten in einer Nova aus blauweißem Licht, das uns zu durchdringen schien, durch unsere Körper und Seelen glitt, bis es nur noch Licht gab.
Zwei Stunden später stand ich am Gasthaus und schaute zu, wie die fünf schwarzen Drachen, die ich als Wachen mitgebracht hatte, unsere Pferde sattelten. Kostya stand schweigend neben mir.
Aus dem Gasthaus drangen weibliche Freudenschreie. Ich blickte über die Schulter. Drake hatte die Arme um die drei Frauen gelegt, die so geduldig auf ihn an den Sümpfen gewartet hatten, und geleitete sie nach oben zu einem Zimmer, wo er sich zweifellos an ihren Vorzügen schadlos halten würde. Von ihm und von Allesander hatte ich mich bereits verabschiedet.
»Was soll ich Baltic sagen?«, fragte ich Kostya und richtete meinen Blick wieder auf den Hof.
»Wegen der Scherbe?« Er blickte auf meine Brust.
Ich berührte die Stelle etwa zwei Zentimeter unter meinem Brustbein, wo jetzt ein kleines Diamantmal war. In mir summte die Scherbe, die einst dem Ersten Drachen gehört hatte, mit einem eigenen Leben und trauerte mit mir um die Zukunft, die uns bevorstand. »Nein, auch wenn ich nicht verstehe, wie du so sicher sein kannst, dass der rechtmäßige Eigentümer der Scherbe nicht wütend darüber ist, dass ich jetzt das Phylakterion dafür bin. Ich würde es ihm gerne erklären, wenn du mir seinen Namen …«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich dafür die Verantwortung übernehme«, erwiderte er. In seinen Augen flackerte ein Ausdruck auf, der mich verwunderte. »Mit dem Eigentümer werde ich schon fertig. Du brauchst nicht zu befürchten, dass sie …«
»Sie?«, fragte ich wütend. »Beim Heiligen Kreuz! Dieses Stück Drachenherz gehört Chuan Ren?«
»Gehörte«, korrigierte er mich und warf mir einen verärgerten Blick zu.
»Warum hat sie dir denn beide Scherben gegeben?«, fragte ich kopfschüttelnd.
Er bewegte stumm die Lippen, dann sagte er: »Das hat sie gar nicht.«
»Die grünen Drachen sind berühmte Diebe«, sagte ich, als es mir langsam dämmerte. »Dein Bruder ist ein grüner Drache. Du hast Drake die Scherben von Chuan Ren stehlen lassen, nicht wahr?«
Er zuckte mit den Schultern. »Das Song-Phylakterion bekommt sie ja zurück.«
»Aber nicht das Choate-Phylakterion«, erwiderte ich, trotz allem amüsiert. Chuan Ren würde vor Wut außer sich sein, wenn sie es herausfand. Ich musste Baltic unbedingt warnen, dass sie wahrscheinlich die Scherbe wieder zurückhaben wollte.
»Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern.« Kostya holte tief Luft und wandte sich zu mir. Sein Gesicht war hart und unnachgiebig. »Ich wünschte, die Dinge lägen anders, Ysolde, aber dir muss klar sein, dass ich nicht mehr an Baltics Seite stehen kann. Das musst du verstehen.«
Traurig blickte ich ihn an. »Gerade du solltest wissen, warum er den Krieg weiter fortführt. Du bist sein ältester Freund, sein vertrautester Leibwächter. Wenn wir beide zusammen mit ihm reden würden, wenn wir ihm klarmachen könnten, dass Constantine nicht wirklich eine Bedrohung ist …«
»Aber das ist er …«, unterbrach Kostya mich. »In dieser Hinsicht stimme ich völlig mit Baltic überein. Die silbernen Drachen sind eine Bedrohung für jeden schwarzen Drachen. Sie müssen zu uns zurückkehren, denn sonst wird das Gemetzel ewig weitergehen.«
»Du hast vorhin noch gesagt, Baltic lasse den Krieg unnötig lange fortdauern, und jetzt erklärst du, er dürfe den Krieg nicht beenden? Das ergibt doch keinen Sinn, Kostya.«
»Es ist ein Unterschied, ob jemand nur versucht, zurückzuerobern, was uns gehört, oder aber die Kontrolle über den gesamten Weyr zu erlangen.«
»Du weißt sehr wohl, dass es Baltic nicht daran gelegen ist, über alle Sippen zu herrschen«, erwiderte ich. Seine eigensinnige Weigerung, die Wahrheit zuzugeben, machte mich wütend.
»Ach nein?« Er bedachte mich mit einem langen Blick. »Dann frag dich doch einmal, warum er Constantine nicht einfach tötet und die silbernen Drachen in den Weyr zurückholt.«
»Ich will mich jetzt nicht mehr mit dir darüber streiten; wir haben beide alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt.« Ich seufzte. »Meine Sorge gilt der unmittelbaren Zukunft. Bist du sicher, dass du nicht mit mir zurückkehren willst? Für den Frieden würde es sich doch sicher lohnen, noch einmal mit Baltic zu reden.«
»Er ist überhaupt nicht mehr bereit zuzuhören, und ich werde nicht zulassen, dass auch die letzten schwarzen Drachen
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