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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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vorbeischwirren hörte, ihn von dem magischen Feld des Zirkels abprallen und vor ihre Füße fallen sah. Sobald er den Boden berührte, wurde er zu einer gelb-schwarz geringelten Schlange und wand sich schnell ins Unterholz davon. Dann ortete ihr Radar die elfischen Attentäter: Einer näherte sich in den Baumkronen, der andere, der geschossen hatte, am Boden.
    Sie löschte sämtliche Furchtanzeigen und stürzte dem Schützen entgegen, wobei sie ihre Waffen mit Flechette-Geschossen lud und die Kontrolle über die Grob- und Feinmotorik ihres Körpers ihrer KI übertrug, die Signale doppelt so schnell übermitteln konnte wie ihre natürlichen Neuronen. Ihr Reaktor fuhr die Leistung hoch, und sie wurde immer schneller und stärker, sodass sie den Pfeil, der ihr galt, einfach beiseiteschlagen konnte, ohne an Tempo zu verlieren. Das verzauberte Fluggeschoss machte kehrt, um sie zu suchen, aber die Panzerschicht auf ihrem Rücken war plötzlich so hart und elektromagnetisch polarisiert, dass die magischen Felder des Pfeils sie nicht zu durchdringen vermochten. Er zerstob zu Staub, während Lila die Gestalt, der sie hinterhergehetzt war, aus der Deckung treten sah, ganz hochelfische Lässigkeit. Kalte Furcht durchflutete sie, aber ihre maschinellen Teile kümmerten sich einen Dreck darum, lieferten ihr mehr Energie, als sie verkraften konnte.
    Wenigstens kannte sie diese Elfe nicht persönlich. Ihre langen Ohren waren gepierct und mit Raubvogelfedern geschmückt, ihr Haar mit dunklem Wachs gebändigt und zu einem festen Zopf geflochten, der ihr über die Schulter hing. Auf ihrer Kleidung, die in Erdtönen gehalten war, flimmerten Schatten alfheimischer Wälder, nicht des otopischen Hügelwalds, in dem sie jetzt stand.
    »Lila Black«, sagte diese Monstrosität, als verkündete sie den Namen einer neuen, besonders widerlichen Insektenart, die sie soeben entdeckt hatte.
    »Keine Zeit«, sagte Lila und brach damit den Bann des Gesprächs. Sie wusste, diese Elfe wollte sie nur ablenken, während ihr Partner darauf wartete, dass Zals Bannkreis zusammenbrach. Das würde passieren, sobald Zal das Bewusstsein verlor, und nach dem, was er getan hatte, fürchtete sie, dass das sehr bald geschehen würde.
    Die blauen Augen der Elfenagentin blitzten ärgerlich. Sie ging locker in die Hocke und sprang sechs Meter senkrecht in die Luft, um in die Baumkronen zu gelangen, wo ein Schwergewicht wie Lila keine Chance hätte, sie zu erwischen. Sie war geschmeidig und trainiert. Lila war nuklear getrieben. Sie sprang hinterher und packte die Elfe an den Schultern, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich in der Baumkrone festzuhalten. Im Fallen rangen sie erbittert miteinander, aber Lila war wesentlich stärker, und als sie auf dem weichen Waldboden aufkamen, landete Lila auf ihrer Gegnerin. Befriedigt hörte sie den Atem aus der schlanken Gestalt entweichen. Die Frau versuchte, sich unter ihr hervorzukämpfen, gab es aber auf, als sie merkte, dass sie gegen Lilas Gewicht nicht ankam.
    »Was haben Sie vor?«, zischte sie. »Die ganze Nacht auf mir zu sitzen?«
    Lila war nicht nach Reden. Ein Teil ihrer Aufmerksamkeit war darauf konzentriert, den Weg des anderen Elfen zu verfolgen, und der war jetzt schon ganz nah an der Lichtung. Magische Dinge konnte sie nicht sehen, deshalb wusste sie nicht, was mit Zal los war. Stricke zum Fesseln hatte sie nicht bei sich. Sie verscheuchte ihre Skrupel rasch, fuhr eine Injektionsnadel aus ihrem rechten Daumen aus und spritzte der Elfe eine gentechnisch produzierte Kurzzeit-Narkose in die Halsvene. Das war die Sorte Hightech-Waffe, die Elfen am meisten verabscheuten, aber im Moment konnte Lila keine Rücksicht auf die Sensibilitäten ihrer Gegnerin nehmen.
    Sie rannte zur Lichtung zurück und bemerkte jetzt neue, seltsame Veränderungen im Wald. Es wurde neblig, und eine Seebrise war aufgekommen. Über Lila schrien Möwen, wenn sie auch mit normalen Augen nicht zu sehen waren. Dann erblickte sie zu ihrer Linken, neben ihrem zweiten Gegner, einen Tiergeist im Schattendunkel. Der Elf sah ihn auch. Er wich zurück, sodass jetzt der Bannkreis zwischen ihm und Lila lag. Lila wusste, dass Zal noch nicht ohnmächtig war. Sie sah ihn auf dem Rücken liegen und das irre Lachen von jemandem lachen, der nicht weiß, ob er glücklich oder traurig ist oder beides im Übermaß.
    Der Tiergeist – aus keiner der Separierten Sphären, ein eigentümliches Interstitial-Wesen aus den Regionen, wo Schatten und andere

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