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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Lilas Umklammerung löste. Er stieß einen Schmerzenslaut aus und versuchte, sich freizukämpfen, aber Lilas Arme umschlossen ihn automatisch fester, damit er nicht herunterfiel. Sie hätte ihn lieber losgelassen, weil sie so erschöpft war und jetzt auch Schmerzen hatte, aber je erbitterter er gegen sie ankämpfte, desto enger umschlossen ihn ihre Arme und Hände, hielten ihn fest und sicher.
    »Lass das, verdammt noch mal!«, zischte ihn Sorcha an, und ihr Mund spie rote Flammen. »Sie quetscht dich tot. Irgendwas stimmt mit ihr nicht. Sie ist kaputt. Halt still.«
    Zal hielt still. Lila fühlte, wie er einen Arm um ihren Nacken schlang, um sich in eine weniger schmerzhafte Position hochzuziehen. Sie war froh, dass er einen Teil seines Gewichts übernahm. Selbst etwas so Leichtes wie ein Elf wurde mit der Zeit schwer, und sie konnte sich jetzt kaum noch wach halten. Nur die zunehmenden Meldungen von Unbehagen und Schmerz aus den entfernten Partien ihres Körpers hinderten sie am Einschlafen. Sie sehnte sich danach, wenigstens gähnen zu können.
    »Fahrt sie runter! Bootet sie neu! Schließt sie kurz! Kehrt die verdammte Polarität um!«, schrie Jelly dazwischen.
    »Halt deine verdammte Klappe, Mann«, fauchte ihn Sorcha an, und er duckte sich vor dem Strahl blauer Energie weg, der mit den Worten aus ihrem Mund schoss. Ruhig wandte sich Sorcha wieder Zal zu. »Zal, alles okay?«
    Lila konnte nicht sehen, was Zal machte, aber sie hörte Sorcha leise lachen und sagen: »Klar, dass du okay bist. Und jetzt rühr dich nicht. Ich muss ein Bild von dir machen, für die anderen.«
    Dann, plötzlich, nahm jemand die Welt und stopfte sie wieder in Lilas Kopf. Ihre Arme gaben nach, und Zal sackte hinab, zog sie vornüber. Sie kam aus dem Gleichgewicht, taumelte und schrie vor Schmerz auf. Sie fühlte, wie Zal ihren Hals losließ, und als ihr Oberkörper zurückschnellte, brach irgendetwas Wichtiges in ihrem Rücken.
     
    Beim Aufwachen sah Lila die vertraute Decke der Incon-Klinik – in Leichtmetallrahmen ruhende Hartschaumplatten mit eingelassenen Lampen, die auf sie herableuchteten, aber ihr Gesicht mieden, wie Augen, die sich nicht überwinden konnten, sie richtig anzuschauen. Sie roch Desinfektionsmittel und andere Chemikalien. Sie hatte keine Beschwerden, aber das lag, wie sie schnell merkte, daran, dass sie ihren Körper vom Hals abwärts überhaupt nicht spürte. Traurigkeit und Niedergeschlagenheit erfüllten sie so durch und durch, dass sie das Gefühl hatte, nie wieder warm werden zu können. Tränen rannen ihr übers Gesicht, straften dieses Gefühl mit ihrer sanften Wärme Lügen, aber sie konnte sie nicht wegwischen.
    Sie hing am Central Intellicence Tree, der KI, die die gesamte interne Kommunikation und den Datenverkehr von Incon abwickelte und informationelle Unterstützung lieferte. Das System reagierte auf den Blutzustrom in ihr Gesicht, indem es die Fenster öffnete. Lila konnte nicht sprechen, aber ihre KI fragte das Zentralsystem in seinem Systemcode:
    Wo ist Zal?
    Zal befindet sich nicht innerhalb des CI-Tree, meldete das System, das so eingerichtet war, dass es ihr Zals Uplink-Status mitteilen musste. Er wurde vor zwei Stunden entlassen und von Buddy Ritz, Jelly Sakamoto und Jolene Duchovnik in die Coke-Arena im Zentrum von Bay City gebracht.
    Wie spät ist es?, fragte Lila.
    Zweiundzwanzig Uhr, Pazifik-Zeit, antwortete das System.
    Gib mir die halleninterne Übertragung des Konzerts, insistierte sie.
    Die KI loggte sie aus ihrem geschlossenen System aus und bei den mit dem Otopia Tree verbundenen Incon-Servern ein und schaltete die Übertragung zu.
    Zals Vorgruppe war noch auf der Bühne. Lila ließ ihre Gedanken durch das System wandern und fand die Überwachungsmonitore der Coke-Arena. Sie begann, die Menge abzusuchen und gleichzeitig im Backstage-Bereich nach Zal Ausschau zu halten. Sie sah Poppy und die anderen Feen mit aufgesetzten Kopfhörern beim Einsingen. Sie sangen alte R&B-Melodien. Sie sah Luke und DJane Boom im Green Room sitzen, die Füße auf dem Tisch. Sie tranken alkoholfreies Bier und beschnippten sich mit Chipsresten.
    Dann erschien Zal. Er saß ein Stück entfernt auf einer Tischkante und trank aus einem Styroporbecher, an beiden Händen Handschuhe, was aber ganz gut zu dem vagen Waldhochelfen-Look passte, den ihm die Kostümdesigner verpasst hatten. In seinen schräg stehenden Augen war ein Glitzern, das durch die natürliche Anspannung allein nicht erklärbar schien, aber

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