Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
er von einer Kakophonie aus Fragen getroffen; er steckte den Kopf unter die Pfoten, auch wenn das nichts nützte. Irgendwann klang der Schock ab, und die Leute zogen sich an Orte zurück, an denen sie sich sicher genug fühlten, um herauszufinden, was der verborgene Name für sie bedeutete. In Malachis Geist wurde es ruhiger, und er war in der Lage, eine wohltuende psychische Barriere zwischen sich und den übrigen Feen zu errichten.
    Mapuko kraulte ihn noch immer hinter den Ohren – sie war eine gute Freundin –, aber jetzt gab sie den leichten Geruch ausgetretenen Harzes von sich, während sie neben ihm saß. Sie starrte geradeaus, voller Aufmerksamkeit und Interesse, das Urbild einer Fee, die einer Idee nachsann. Sie entstammte der Nica-Nation und war beinahe so schwarz wie Malachi. Ihr Körper gab einen leuchtenden Glanz ab, sodass es wirkte, als bestehe er aus unzähligen kleinen Flächen und habe keine Haut – ein nachvollziehbarer Eindruck, denn genau so war es. Ihr Haar bestand im Gegensatz dazu aus dicken Strängen pflanzlicher Fasern, wie sie auch ihr Seelenbaum auf seinen dicken Wedelstrünken trug.
    Sie waren zu grau-grünen Dreadlocks geflochten. Ihre wachen grünen Augen folgten den weichen dunklen Schatten des Waldes, und sie öffnete und schloss die Flügel immer wieder nur einige Millimeter weit. Ihr schmetterlingsartiger Aufbau bestand aus einem Gerüst von grünen und schwarzen Gefäßen, zwischen denen klarer Kristall ruhte. Die Facetten ließen sie wie gewaltige Kristallfenster wirken.
    Als sie sprach, wiederholte sie nur die Worte der anderen Feen: »Wir wollten schon immer mehr über die Drei erfahren.«
    »Ja«, sagte Malachi, schnurrte sanft und legte seinen Kopf auf die gefalteten Pfoten. »Beinahe so sehr, wie wir mehr über die Anderen erfahren wollen.«
    »Und Agentin Black.«
    [Menschen sind auch sehr neugierig. Geheimniskrämerisch. Arbeiten eifrig an etwas, das wir in Erfahrung bringen müssen. Wir brauchen eine Ablenkung, um mehr herauszufinden. Eine große Ablenkung. Sie muss den Geheimdienst auf oberster Ebene betreffen.]
    Mapuko dachte nach und kam auf die offensichtliche Lösung. Malachi stimmte ihr zu und spürte die Zufriedenheit aufwallen, die mit einer getroffenen Vereinbarung einherging – eines der beliebtesten Gefühle der Feen.
    [Mottenvolk.]

 
18
     
     
    Zal hatte keine schöne Kindheit gehabt.
    Er dachte heutzutage kaum noch daran zurück, aber plötzlich schob die Erinnerung sich mit der Klarheit einer volldigitalen Aufnahme einer otopischen Berrykamera in seinen Geist. Er fand es recht amüsant, dass sein Hirn sich so nah an der Auslöschung wähnte, dass es einen kurzen Rückblick rechtfertigte, und wurde etwas ernster, als er bemerkte, dass dies die geschnittene Highlight-Version und nicht der Director’s Cut war.
    Seine einzigen körperlichen Empfindungen stammten von der viel größeren, feuchten Hand von Herrn Kopf, die seine umklammerte, und dem Grau des Nichts – die universelle Wahrnehmung, die derjenige erlebte, dessen Sinne nach etwas suchten, aber nichts fanden. In der Abwesenheit jedes Sinneseindrucks und ohne das Wissen, wann dieses Nichts enden würde, war es gut, ein internes Unterhaltungssystem zu haben, das ein paar Überstunden zu leisten bereit war. Ihm entging die Ironie der Tatsache nicht, dass er wie ein Kind an der Hand von Herrn Kopf hing und darauf hoffte, aus den Schwierigkeiten geführt zu werden. Es machte ihm nichts aus.
    Elfen konnten mit dem Nichts nichts anfangen, auch wenn das komisch klang. Andere Wesen konnten es, und vielleicht war Herr Kopf einer von ihnen. Es war seine einzige Hoffnung auf das Überleben, und darum nahm es Zal freudig als gegeben hin. In der Zwischenzeit lief der Projektor, und er hatte noch genug Luft, um sich gut zu fühlen.
    Seine Erinnerungen liefen mit Lichtgeschwindigkeit ab.
     
    Weil seine Mutter ständig vor einer Vergiftung durch die Mitglieder der höheren lichten Herrscherschicht fliehen musste, reisten sie, als Zal noch ein Baby war, sehr oft von einem sicheren Ort zum nächsten. Mit fünf Jahren wurde er in die Obhut seiner Tante gegeben, die in den abgelegensten und wildesten Bereichen der Tigerinseln vor der Küste von Vervetsay lebte. Selbst die mutigsten Segler mieden sie wegen der gefährlichen Riffe und tödlichen Gezeitenströmungen meistenteils. Die Reise dorthin fand in einem schwebenden Schiff statt, das über den Wellen fuhr. Zal erinnerte sich daran, wie seine Mutter am Bug stand,

Weitere Kostenlose Bücher