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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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drehte sie sich um, ging dann zur Beifahrerseite des Eldorado, in dem Malachi schweigend auf sie wartete.
    Sie stieg ein, saß dann dort, die Hände im Schoß, und sah zu, wie die Haut an einem Schnitt kaugummiweich über dem Metall wieder zusammenheilte. Es war eine Schande, dass ihr Herz diesen Trick nicht beherrschte, dachte sie. Dann wäre sie die perfekte Agentin gewesen; verletzt werden, einige Minuten des Leidens, Heilung und weiter zur nächsten Aufgabe. So machten es Maschinen, auch wenn sie gar nicht erst verletzt wurden. Sie nahm sich vor, das bei ihrer nächsten Programmüberprüfung zu erwähnen. Ein Schauder des Misstrauens durchströmte sie; Magen, Haut, Geist und KI, alles zugleich.
    »Sie sind unsere Maschine«, hatte Delaware gesagt. Und es war auch Delaware gewesen, die Lilas verzweifelte erste Versuche verzögert hatte, mit Menschen Kontakt aufzunehmen, bis sie aufgegeben hatte, abwarten wollte, bis sie alles verarbeitet hatte, ganz wie die liebe Chefin gesagt hatte.
    Jetzt fragte sie sich, ob man ihr mit dem Essen eine Tablette eingeflößt hatte, die dumm machte, oder ob es irgendwo einen Schalter gab, mit dem sie ihren eigenen Willen an- und ausschalten könnten. Aber das Schlimmste war das Wissen, dass sie so etwas gar nicht gebraucht hatten. Sie hatte so verzweifelt dazugehören wollen, schon vor der Umwandlung, dass sie Ja und Amen zu allem gesagt hatte, was die Anzugträger glücklich gemacht hatte und sie in die Welt echter Jobs und in Sicherheit brachte. Danach hatte sie alles getan, um als normal durchzugehen; keine Wartezeit war zu lang, keine Prüfung zu hart. Es muss so leicht gewesen sein, wie einem Baby den Schnuller wegzunehmen.
    Tath breitete sich pulsierend in ihrer Brust aus, sein Äquivalent zu einem Seufzen – das wusste sie, weil sie bei ihm den gleichen Nerv getroffen hatte wie die Erkenntnis bei ihr.
    Einige Leute sind leichte Ziele,  sagte er und meinte damit sie beide.
    Manchmal, antwortete sie und war ihm gegenüber so nachgiebig, wie sie es nie mit sich selbst wäre. Und manchmal wachen sie auf.
    »Was willst du machen, Black?«, unterbrach Malachi sie sanft in seinem normalen, entspannten Tonfall. »Fahren wir, oder bleiben wir?«
    Sie atmete tief gegen die riesige traurige Last an, die auf ihr lastete. »Wir bleiben. Park auf dem Bürgersteig und bereite dich darauf vor, Pasta zu essen, bis du platzt.«

 
20
     
     
    »Ich bin der Admiral der Flotte«, verkündete der kaffeefarbene Junge und reckte die Brust, während er am Kopf des Tischs in der Kapitänskajüte des gewaltigen Schiffs saß. Drei Kissen lagen unter ihm auf dem Stuhl, damit er den Tisch erreichen konnte. Durch das gleichmäßige Schwanken des Schiffes auf seinem Weg durch den unsichtbaren Ozean schaukelte er auf seinem Thron hin und her, aber zu Zals Verwunderung verlieh ihm das nur weitere Gewichtigkeit.
    Die Sitze und der Tisch hingen an eisernen Ketten von der Decke der Kabine, was dafür sorgte, dass sie alle ruhig saßen, während der Rest des Schiffes um sie herum schwankte. Ein flatternder Feengeist mit Bienenflügeln, der ebenfalls von den Bewegungen des Schiffes unangetastet blieb, servierte Humpen mit einem dampfenden Getränk. Er wischte Verschüttetes mit einem kleinen weißen Lappen auf, der über seinem Handgelenk hing. Zal bemerkte, dass seine Akashic-Präsenz stark genug war, um ein voll beladenes Tablett zu heben, und das war für eine Kreatur von der Größe eines kleinen Hundes eine beachtliche Leistung.
    Das Einzige, was die Situation unerfreulich machte, war die schreckliche Kälte, die sein Andalun durchdrang, wann immer einer der anderen sich ihm näherte. Das, und die intensiven Niederfrequenzschwingungen des Schiffs selbst; sie waren alle Geister, mit einer Ausnahme.
    Abida Ereba saß etwas abseits von ihnen, auf einem großen, runden Bett, das an goldenen Ketten hing. Es war in rosafarbene Seide gehüllt, und rosafarbene Bänder schmückten die Ketten. Unzählige Kissen in Lila und Violett bedeckten die Liegefläche, weitere waren bereits auf den Kabinenboden gefallen, wo sich kleine Ungezieferfeen darauf breitgemacht hatten. Sie trugen luxuriöse Seidenkleidung, bürsteten ihr rattenartiges Fell und paarten sich immer wieder kurz, aber voller Begeisterung.
    Zal schaute die Ereba nicht direkt an, aus Angst zu erblinden. Je näher sein Blick der unglaublichen Gestalt kam, umso erregter wurde er, und er war überzeugt, dass ein direkter Blick – sogar einer, bei dem er

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