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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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lag er erneut mit dem Gesicht auf dem Tisch. Er war von körpereigenen Drogen benommen und sah keinen Grund, sich zu bewegen. Entweder die Geister fraßen ihn auf oder nicht. Neben ihm sprach eine weibliche Stimme in einer seltsamen alten Sprache. Er hörte sie durch den Drogennebel hindurch. Sie erzählte, dass ein Volk namens Idunnai etwas geschaffen hatte, das sie einen Rand nannten. Sie hatten Gefangene auf den Rand gesetzt, und Geister waren herausgekommen. Zauberer hatten die Geister kontrolliert und in die Körper der Gefangenen geschickt, damit sie sich mit ihrer wahren Form verbanden und eine neue Art von Wesen schufen. Aber es hatte nicht sehr oft funktioniert. Die meisten Gefangenen waren verrückt geworden. Sie wurden gejagt und durch Portale nach Zoomenon getrieben, wo sie zerfielen.
    Die Ereba fragte, wie viele, und das Mädchen sagte, sehr viele Leute. Alle, die keine magischen Fähigkeiten besaßen. Alle. Sie sagte, dass die, bei denen es klappte, eine andere Art von Zauberer wurden. Nicht Idunnai. Sie sprach ein elfisches Wort, das Gesicht des Schattens bedeutete.
    Lothalan. Es gab nur wenige Lothalan. Man kreuzte sie mit Idunnai-Magiern. Einige der Kinder trugen starke Magie in sich, Idun-Atavisten mit großer Macht über den Äther. Aber einige waren schwächer und seltsamer. Sie sagte, die meisten von diesen habe man weggeschickt; man sagte ihnen, sie würden durch die Portale in eine neue Welt gehen. Das war eine Geschichte, aber eine unwahre. Man trieb sie zusammen und tötete sie, dann schickte man ihre Leichen nach Zoomenon, wo sie gefahrlos zersetzt werden konnten. Einige wenige entkamen und flohen in die Freiheit. Monster, sagte sie. Weder Idunnai noch Lothalan. Monster ohne Gesicht.
    Mittlerweile war Zals Erregung dank der Gespräche über ätherische Techniken abgeklungen. Er war nur froh über den Widerstand, den Endorphine leisteten, und dass die Zärtlichkeit der Ereba sie im Fluss hielt. Die Geschichte sorgte dafür, dass er gern hierbleiben und sich schlafend stellen wollte. Er konnte die Aufmerksamkeit der Geister in dem Zimmer spüren. Sie lauschten mit der gleichen Inbrunst, mit der sie alle Informationen sammelten; saugten sie auf wie ein trockener Schwamm.
    »Wie lang ist das her?«, fragte die Ereba sanft.
    Das Mädchen, das man Kleiner Stern nannte, wusste es nicht. Sie hatte jeden Sinn für die Zeit verloren.
    Dann sagte die Ereba: »Was willst du jetzt machen, Verlorene?«
    Der Admiral richtete sich auf. »Sie kann der Flotte beitreten«, sagte er energisch. »Alle Verlorenen können beitreten. So isses. Ich hab’s so entschieden.«
    »Sie ist kein Geist«, sagte die Ereba.
    »Sie hat ’ne Geschichte«, berichtigte der Admiral sie. »Und keine stoffliche Form. Wenige Erinnerungen. Sie’s nur ein wandelnder Traum.«
    »Ist dies die Nachwelt? Ist es die Welt der Toten?«, fragte das Mädchen hoffnungsvoll. »Wir haben darauf gewartet, hierherzukommen. Es kam uns sehr lange vor, aber andererseits dauert es vielleicht bei allen lange.«
    »Nein«, sagte Zal, die Augen geschlossen, das Gesicht von seiner Spucke an das Holz geklebt. »Das ist die Zukunft. Du bist nicht tot. Du hast deinen Körper verloren, und jetzt musst du dir einen teilen, mit … wem auch immer … von denen, die ich nicht auffraß, um zu überleben. Willkommen. Schön, dich kennen zu lernen. Habe ich geträumt, oder hat sie gerade erklärt, wie die Elfen zu zwei verschiedenen Spezies wurden und dass es keine Evolution war, zumindest keine normale?«
    »Elfen?«, wiederholte das Mädchen, und es war offensichtlich, dass sie das Wort nicht kannte.
    »Nächtliche und Lichte. Nacht und Tag. Licht und Dunkelheit. Eine Welt der Gegensätze und so ein Mist«, sagte Zal. »Ich vermute, du erinnerst dich nicht an irgendwelche Namen aus dieser Zeit, oder? Die von dir und deinen Freunden?«
    Er war ziemlich von seiner Fähigkeit beeindruckt, aus jedem Moment möglichst viele Informationen herauszupressen. Beinahe eine Feengabe. Malachi wäre stolz auf ihn.
    »Der Magier, der uns dort zurückließ«, sagte sie. »Er hieß Lothanir Meyachi Saras Evayen aus dem Haus Abhadha-Ilia.« Dann benutzte sie ein Wort, das Zal noch nie gehört, sondern bisher nur in alten Grammatikbüchern gelesen hatte. Ein zweigeschlechtliches Pronomen. »Sier war gegen die Aktionen, aber sier hatte keine Wahl. Alle anderen waren gegen sier.« Sie machte eine Pause. »Du sprichst seltsam. Bist du einer der Lothalan?«
    »Nein. Bist du

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