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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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versprach, dem Leser zu verraten, wie man »hoch pokert und gewinnt«.
    »Ich gehe jetzt rein und durchsuche den Raum«, sagte Lila, als Malachi eine Pause machte. »Bleibt hier, dann bin ich in zehn Minuten wieder da.«
    »Ich komme mit.« Malachi machte Anstalten aufzustehen.
    »Nein.« Lila hob abwehrend die Hand, und ein zerrissenes Stück ihres Kleides rutschte ihren Arm herunter. »Ich habe die KI, hole mir erst mal alles, was ich in die Finger kriege, und dann kannst du gern noch mal ätherisch drübergehen.« Es war ein schwacher Vorwand, aber er bemerkte ihre Entschlossenheit und setzte sich wieder.
    »Sicher, nur zu.«
    Sie nickte und ging in den Flur. Sie war noch immer im Modus höchster Wachsamkeit und ließ ihn weiterlaufen. Sie hielt kurz inne, damit die KI ein Antwortset für all die hereinkommenden Incon-Befehle erstellen konnte; die Leute sollten nicht denken, sie würde sie ignorieren. Dann prüfte sie die ausgehenden Signale und warf eine Minikamera aus dem Behälter in ihrem Arm aus. Sie ging hoch und hängte sie in ihrem Zimmer auf, dann leitete sie alle ausgehenden Signale auf diese Einheit um. Es war keine sonderlich effektive Täuschung, aber sie war hoffentlich in der Vergangenheit so gehorsam gewesen, dass sie darauf hereinfallen würden, wenn sie mal einen Blick in ihr System werfen sollten, um herauszufinden, wo sie war. Sie nahm sich nicht die Zeit, die Veränderungen zu begutachten, die Max vorgenommen hatte, sondern ging wieder hinaus, als wäre das nur irgendein Haus, das sie überprüfen musste. Aber als sie den unteren Flur erreichte, verließ sie ihr Gleichmut.
    Sie stellte sich vor den verschlossenen Raum und schaute auf die Tür. Dunkle Fingerabdrücke verzierten ihren Rand, halb verdeckt vom roten und weißen Tatortabsperrband. Sie stammten von Jahren des Ziehens und Drückens; es waren sicher auch ihre darunter.
    Sie riss sich zusammen, verdrängte die Erinnerung und sah sich das Band genauer an. Es dauerte nur einige Augenblicke, das lächerliche Schloss zu knacken, die Tür zu öffnen und sich wie ein Limbo-Tänzer unter dem untersten, hüfthohen Band durchzuschieben.
    Da waren die Karten, das Wodkaglas, die Kuhlen im Sofa, das weiße Klavier, die verstaubten Fotos, auf denen immer ein Körperteil abgeschnitten war. Sie wartete darauf, dass ihre Intuition anlief oder die Furcht sie traf, wie ein heranrasendes Auto, aber stattdessen erfüllte sie der Gedanke, wie unwirklich der Raum wirkte. Sie erinnerte sich an ihn, aber darin zu stehen war wie der Besuch einer Museumsausstellung über ihr Leben, so weit entfernt, dass es sogar eine archäologische Ausstellung hätte sein können. Ein Gefühl von Nostalgie durchströmte sie, gefolgt von einer unterschwelligen Nervosität, deretwegen sie am liebsten sofort wieder gegangen wäre.
    Sie beugte sich vor, um die Karten anzusehen: Kreuz-Zwei, Karo-Sechs und -Neun, Pik-Bube … ein beschissenes Blatt. Der Rest des Spiels lag neben einem Fleck verschütteten Wodkas. Die nächste Karte war die Pik-Acht. Warum lagen sie mit dem Gesicht nach oben? Vielleicht hatte ihre Mutter sie gerade in die Hand genommen …
    Wenn du erlaubst,  sagte Tath.
    Sie zuckte beinahe zusammen. Seine Anwesenheit war ihr mittlerweile so vertraut, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wann er angefangen hatte, sich wie ein Teil von ihr anzufühlen. »Wie?«, fragte sie, aber da breitete er sich bereits in ihrem Körper und darüber hinaus aus. Seine Ätherform war deutlich stärker, als sie erwartet hatte. Angefüllt mit Dämonischem?
    Irgendeinen Vorteil muss es ja haben,  antwortete er.
    Sie konnte seinen Andalun- Leib in diesem Licht und vor allem in Otopia nicht sehen, aber sie konnte spüren, wo er begann und wo er aufhörte.
    Ich brauche das Ganze,  sagte er, und plötzlich war sie vollständig von ihm eingehüllt. Seit der Nacht in Ariës Palast war es nicht mehr so gewesen. Sie wusste, dass jetzt jeder, der hereinkäme, nur den Elfen sehen würde. Seine Kraft und sein Zauber umgaben sie vollständig, als er seine offensichtlichste magische Gestalt annahm. Sie zog sich zurück, um ihm die Kontrolle über den Körper zu übergeben, und wunderte sich über die Veränderung, die sie spürte, als sie diejenige wurde, die im Innern hauste. Das letzte Mal hatte sie es ihm befohlen. Diesmal tat er es völlig freiwillig, und damit ging ein seltsames Gefühl der Verletzlichkeit einher, bei ihnen beiden. Er umgab sie und durchdrang ihren Körper, aber

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