Lila Black 02 - Unter Strom
geht esch um eure KÖPFE!«, rief die Puppe fröhlich.
Zal griff nach ihr, ohne den Blick von Malachi zu lösen, nahm die Puppe hoch und rammte ihren Kopf zwischen die Eiswürfel in den Alkohol. »Wenn Sie und Ihre Bande von Dummköpfen ihr Schaden zufügen oder irgendwas tun, wodurch auch nur der winzigste Teil von Lila, innen oder außen, durch einen Unfall, Unterlassung oder Dummheit Schaden erleidet, werde ich dafür sorgen, dass Sie alle sich wünschen, niemals geboren worden zu sein.«
»Dito«, stimmte Malachi lächelnd zu.
Sie starrten sich an, und das Grasbündel löste sich langsam auf, bis es zu schwimmenden Halmen geworden war.
Malachi sah einen Augenblick bedauernd darauf hinab. »Ich kann hier keine Verantwortung übernehmen. Sie werden die Zeche zahlen müssen.«
»Ich zahle für alles«, sagte Zal ärgerlich. »Und ich verkaufe mich an niemanden.«
6
Sorcha war hellauf begeistert, als sie an diesem Abend um Viertel vor sechs von ihrer Probe zurückkehrte und von Lilas Situation erfuhr. Ihr Appartement lag neben Lilas Zimmern, und in ihrer typischen Art wanderte sie durch beide Räumlichkeiten, während sie den langwierigen Prozess des Entkleidens, Teetrinkens, Badens und Make-up-Auflegens absolvierte. Keine dieser Aktivitäten hielt sie für mehr als ein paar Augenblicke an einer Stelle, mit Ausnahme des Bades, währenddessen sie darauf bestand, dass Lila um die Wanne herumlief und ihr Schwämme, Luffas, Seifen, Handtücher und abwechselnd Tassen mit Tee und Likör reichte, die sie zur Stärkung ihrer Stimme trank. Nach dem Bad, während sie sich abtrocknete und dabei keine Anstalten machte, auf die Uhr zu achten, stellte sie endlich ihre Versuche ein, Lila jedes Detail des Tages aus der Nase zu ziehen, warf ihre lange schwarze Mähne über die Schultern und lächelte anerkennend. »Ich wusste, dass du uns nicht enttäuschen würdest.«
Lilas Zuversicht zog sich noch etwas weiter zurück. Sie erwischte sich immer wieder dabei, wie sie Tagträumen nachhing, in denen sie gute Gründe fand, ihre Mission abzubrechen, während sie dort stand, leicht stinkend und mit dem Gefühl trocknenden und rissig werdenden Dämonenbluts auf ihrer Haut. »Das ist allein meine Sache«, sagte Lila. »Eure Familien sind nicht betroffen.«
»Mmm«, summte Sorcha, während sie ihre Haut mit parfümiertem Öl einrieb. »Du bist unser Gast, Süße. Und wir lassen unsere Gäste nicht sterben. Nicht vor Ort zumindest. Hier bist du sicher. So sicher, wie du nur sein kannst.«
Lila versuchte beruhigt zu wirken. Durch das offene Badezimmerfenster konnte sie die glühend orangerote Sonne über der Lagune untergehen sehen. Partyboote und ganze Flotten von Lustschiffen trieben mit funkelnden Lichtern auf dem offenen Wasser. Am Himmel bewegten sich fliegende Blechkisten, kleine Heißluftballons und geflügelte Wesen. In der Nähe des Kanals leuchtete die Stadt im Glanz von Lampen und Laternen, und die Gebäude waren von elektrischen Feenlichtern in allen Regenbogenfarben umgeben. Statuen standen überall an der Skyline wie in der Bewegung erstarrt. Die feuchte Luft war vom Summen der kommenden Nacht erfüllt, das durch brummende Insekten, Ochsenfrösche und andere Kreaturen ergänzt wurde, die im dunkleren Teil des riesigen Deltas wohnten, das sich hinter der Stadt befand. Gelegentlich wurde dieses Pulsieren des Lebens durch schrille Schreie eines unerwarteten Todes unterbrochen.
Lila wandte sich vom Fenster ab. »Die Lichter bilden gar keine Wörter. Es sind nur Lichter.« Sie hielt einen Themenwechsel für angebracht.
Sorcha warf alles, was sie benutzt hatte oder ihr nicht gefiel, in die leer laufende Badewanne und zog ein beinahe züchtiges Outfit an, bestehend aus weißem Minirock und ebensolcher Bluse. Auf ihre pfeilförmige Schwanzspitze klebte sie einen Diamanten. »Wir brauchen keine Wörter. Die Farben sagen alles. Genau wie bei uns.«
Sie betrachtete sich im Spiegel und lächelte zufrieden. Ihr Haar aus lebendigen Flammen bewegte sich von selbst in einer langsamen, fließenden Bewegung, und ihre Augen glühten wie rote Kohlen. Wo das Licht auf ihre Haut fiel, erstrahlte sie mattrot, und wo nicht, war sie sanft, perlmuttartig schwarz. Oberflächlich betrachtet erinnerte sie Lila an Malachi, und das erinnerte sie daran, dass sie ihn zurückrufen und sich melden sollte.
Lila warf einen Blick in einen von Sorchas zahlreichen Spiegeln. Das Chrom ihrer Beine war mit Blutspritzern bedeckt, und ihre
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