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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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du solches Wissen ohne gewichtigen Grund preisgäbest, und dies ist kein solcher Grund. Du wirst dich selbst damit beschäftigen müssen.
    Lila knurrte innerlich. Sie konnte Taths oberlehrerhaftes Gehabe nicht ausstehen und ärgerte sich, dass er recht hatte.
    »Hey du«, sagte sie zu der Schattenelfe. »Wie heißt du?«
    Sie erwartete keine Antwort und bekam auch keine.
    »Prima«, sagte sie. »Und wo du schon dabei bist, danke mir bloß nicht dafür, dass ich dich nicht habe ersaufen lassen, obwohl du bereit warst, mich fertigzumachen. Apropos, warum wolltest du mich erschießen? Ach nein, sag es nicht. Ich will es gar nicht wissen. Ist eigentlich auch egal. Aber wenn du einen Tipp hast, wie ich dich in sichere Verwahrung bekomme, bevor die anderen hier sich dafür entscheiden, dich zum Abendessen zu grillen, wäre das sehr praktisch.«
    Die Elfe holte kurz zitternd Luft und sprach ein einzelnes Wort. Die Welt wurde nachtschwarz und völlig still. Lila ließ sie nicht los. Das Netz hielt. Die Gefangene fluchte.
    Sie hat Licht und Geräusch gebannt,  sagte Tath. Das kostet eine Menge Äther. Halt dich fest, das hält sie nicht lange durch. Wenigstens diesen Vorteil hat deine weltliche Natur.
    Sie war jetzt fast trocken, aber in der Dunkelheit wurde ihr noch kälter. Sie schloss die Augen, und als die Elfe sich bewegte, verstärkte sie ihren Griff, bis sie kaum noch genug Luft bekam. Nach einer langen Zeit begannen die Lichter der Landeplattform leicht durch die Schwärze zu schimmern, dann kehrte das nächtliche Bathshebat zurück, sanft und voller Geräusche von Insekten und unterschiedlicher Musik.
    Wenn du Antworten willst, dann warte auf die Dämmerung.
    Aber Lila hatte keine Lust mehr zu warten. Sie wickelte die Elfe eng in das Netz ein, achtete dabei nicht darauf, wie sie aussah, und griff dann mit einer Hand in die widerstandsfähigen Stränge, um sie hinter sich her zur Tür zu schleifen.
    Die Landeplattform bestand aus glattem, ebenem Stein, das würde also nicht zu sehr wehtun. Als sie die Tür erreichte, erkannte sie jedoch, dass sie diese Person nirgendwo in Sicherheit bringen, nirgendwo verwahren konnte. Das Haus hatte keinen Keller, weil es auf einem Hügel errichtet worden war, und obwohl es diverse traditionelle Gefängniszellen besaß, in denen Leute, die sich mit der Familie angelegt hatten, auf ihr Urteil warten konnten, glaubte sie nicht, dass es klug wäre, eine Elfe den spontanen Launen einer ganzen Dämonenhorde zu überlassen. Sie stand gedankenverloren dort, starrte über die Lagune, als ihr der farbige Rauch auffiel, der vom Yboret-Suk aufstieg, in dem Ätherhandel betrieben wurde. Irgendwo dort unten würde sie auch einen Dämon finden, der gut im Verzaubern war und Sprüche verkaufte.
    Als Tath bemerkte, wie die Idee sich in ihrem Geist formte, blubberte er vor Besorgnis auf, aber Lila ignorierte ihn. »Es ist eine gute Idee«, sagte sie und ärgerte sich, wie sehr das nach einer Rechtfertigung klang.
    Es ist eine lausige Idee,  sagte er. Allein dorthin zu gehen ist eine lausige Idee, die lausigste aller lausigen Ideen, die du hattest, seit ich dich kenne. Aber natürlich, da du keinerlei magische Wahrnehmung und praktisch keinen Sinn für kulturelle Besonderheiten hast, rennst du sofort in eine sehr heikle Gegend, in der Äthergeschäfte abgewickelt werden, um dort deinen Grips mit einigen der mächtigsten und skrupellosesten Magier zu messen. Du hast eine Menge zu verbergen, vor allem mich, darum müssen wir selbstverständlich auf direktem Weg zu dem Ort gehen, wo wir am wahrscheinlichsten auffliegen, und all das nur, weil du keine zwei Stunden mehr warten kannst, bis das Licht der Sonne diese Schattenmagierin enthüllt und sie zum Reden gebracht werden kann. Dann würde sie dir unzweifelhaft mitteilen, dass sie irgendeiner unbekannten Fraktion in Alfheim unterstellt ist, die fest entschlossen ist, sich an der Person zu rächen, die sie für den Ausbruch des Krieges verantwortlich machen. Wir müssen uns gar nicht die Mühe machen, sie zu befragen. Wirf sie einfach in den Kanal, und dann ist es gut. Schon wegen der Ehre würdest du ihr einen Gefallen tun.
    Lausig, sagte Lila, ging hinein und lud sich die Elfe für den Weg in ihre Räumlichkeiten auf die Schultern. Hör dir mal selbst zu. Du wirst mir von Tag zu Tag ähnlicher.
    Sie glaubte, dass er recht hatte. Er hatte immer recht, der Mistkerl, und sie konnte es nicht zugeben, zumindest nicht in dem Maße, dass es ihre Handlungen

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