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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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beeinflusst hätte. Vielleicht verhielt sie sich auch so, um nicht den Eindruck zu bekommen, dass Tath alle wichtigen Entscheidungen traf. Ja, das traf den Nerv, dachte sie, als sich ihre Wangenmuskeln spannten. Aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück, denn damit hätte sie gleich eine doppelte Schwäche gezeigt, so kam es ihr vor, und darum konnte sie nur weitermachen.
    Die Elfe wurde plötzlich doppelt so schwer, und Lila kippte beinahe vornüber. Sie stieß ein bemitleidenswertes Wimmern aus, das zugleich sehr wütend und sehr weinerlich klang. Lila wünschte sich, dass ihr Marsch zum Quartier niemals endete. Solange sie in Bewegung war, ging es ihr gut, und sie musste sich den ärgerlichen Bedenken über dumme Dickköpfigkeit und Scham nicht stellen, die sie belagerten.
    Aber als sich dieser Wunsch geformt hatte, war sie bereits angekommen, und es gab keinen Moment des Zögerns, bevor sie die Elfe auf den Boden warf, wo sie vergeblich mit dem eng gezogenen Netz kämpfte. Dann ging Lila sich waschen und zog sich etwas Ordentliches an. Das war das Problem, wenn man ständig die Kontrolle behalten musste: Man durfte nicht innehalten. Während sie das dachte, bewegte sie sich ständig weiter, denn sie wusste, dass sie etwas überwältigen würde, wenn sie innehielt. Aber solange sie weitermachte, konnte sich dieses Etwas nicht erheben und offenbaren.
     
    Zal versaute auch den neunten Versuch eines Briefs und warf ihn in den Mülleimer. Er traf nicht, aber das war ihm egal. Er hatte auch bei den anderen acht nicht ordentlich gezielt. Er schaute mit Abscheu auf das Notizpapier des Hotels und warf dann den ganzen Block in den Mülleimer, wo er verdreht am Boden liegen blieb und ihm unnötige Müllerzeugung, Egoismus und Feigheit vorwarf. Er ging hinüber, holte ihn heraus und legte ihn wieder auf den Schreibtisch, öffnete dessen Schublade, entnahm das darin liegende religiöse Buch und warf stattdessen dieses in den Müll. Er unterdrückte den Impuls, es wieder hervorzuholen, und schaute deshalb zu Poppy, Viridia und Sand hinüber, die Karten spielten.
    Sie benutzten mehrere gemischte Tarotspiele, und nach einigen Versuchen, das Spiel zu verstehen, hatte er erkannt, dass er die Regeln deswegen nicht verstand, weil die Feen sie während des Spiels immer wieder änderten. Die Regeln änderten sich in Abhängigkeit davon, wer gerade gewann oder wie hoch der Einsatz war.
    Weil sie meist schweigend spielten oder durch ein Ätherband miteinander kommunizierten, auf das er keinen Zugriff hatte, fand Zal es nicht im Geringsten reizvoll, ihnen zuzusehen. Die drei – und jeden Feenfreund, der zu Besuch kam – nahm das Spiel jedoch für Stunden völlig gefangen. Poppy hatte das meiste ihres Geldes verloren und all ihren Feenstaub gewonnen. Sie hatte eine schlechte Angewohnheit, und er verzog das Gesicht, als er an Malachi dachte, der ihm selbst eine solche vorwarf.
    Sicher, es war die Wahrheit gewesen, als er Lila sagte, dass er Zoomenon beschwören musste, um nach seiner Ausweisung aus Alfheim gesund zu bleiben. Aber wie beides zusammenhing, hatte er irgendwie ein bisschen verschleiert, und jetzt war sein Kopf mit Erklärungen gefüllt, die wie Ausreden klangen. Er hatte damit angefangen, während er in Dämonia gewesen war. Das schien so lange her zu sein. Er hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn er damit aufhörte. Wenn er daran dachte, erschien ihm das Konzept Zoomenons plötzlich extrem wichtig, sogar lebenswichtig. Das gefiel ihm am allerwenigsten daran.
    Süchtige glaubten nie, dass ihre Gelüste sie im Griff hatten, aber in solchen Fällen funktionierte die Kontrolle stets am besten. Zal knirschte mit den Zähnen und lenkte sich von diesem Gedanken ab, indem er an die anderen Dinge dachte, die er aufzuschreiben versuchte, über das Eingeständnis seiner Schwäche hinaus. Er hatte Lila von seiner Zeit in Dämonia erzählen wollen, und das erschien ihm nun als die unerklärlichste all seiner Erfahrungen.
    Incon hatte sie dorthin geschickt, um die Mechanismen seiner Verwandlung herauszufinden, dessen war er sich sicher. Sie hatten ihn gefragt, und er hatte die Antwort verweigert. Lila hatte nicht gefragt. Das ärgerte ihn etwas. Er hatte den Eindruck, als wäre sie aus irgendeinem Grund lieber mindestens eine Dimensionsgrenze von ihm entfernt – und auch, dass sie ihm nicht geglaubt hätte. Selbst wenn er ein hervorragender Schreiber gewesen wäre, hätte er die Dinge kaum in Worte fassen können, und falls

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