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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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doch, hätte dies unausweichlich dazu geführt, dass die Anderen erwähnt worden wären. Zal vertraute in diesem Punkt genau wie Malachi auf die menschliche Ignoranz, und da keiner von ihnen, die glaubten, etwas über das Thema zu wissen, tatsächlich etwas wusste, war eine Verschwörung der Verschwiegenheit die natürliche Folge. Er war so sehr an Täuschung gewöhnt, dass er sich fast selbst überzeugen konnte, es sei zum Besten der Menschheit.
    Er legte den Stift zur Seite und gab auf. Vor ihm lag ein Tag voller kleiner Ärgernisse; Magazininterviews, Radioauftritte, Proben, etwas Zeit für das Schreiben seiner Songs, die er immer einplante, aber schon lange nicht mehr nutzte. Dem Schicksal sei Dank, dass Sorcha ihm ein Duett bei ihrem Coversong angeboten hatte, sonst hätte er jetzt nichts zu tun. Die zwanghafte Aufmerksamkeit seines Fanclubs mit den Millionen Menschen-Teenagern, die gern Elfen wären, lenkte ihn zu sehr ab. Er brauchte eine Pause. Er sollte dorthin gehen, wo die Musik lebendig war, und sich darin wiederfinden. Dann würde er sich nicht mehr um Zoomenon scheren. Nein, das würde er ganz sicher nicht.
    Er rief Jolene an, die Bandmanagerin. »Ich mache ein paar Tage Urlaub.«
    »Das kannst du nicht. Wir haben das Studio für dich gebucht. Übermorgen sollst du da Sorchas Track aufnehmen, und am Tag danach findet ein Konzert statt.«
    »Musst du beides auf nächste Woche verschieben. Das hier kann nicht warten.«
    »Nein, Zal. Dauernd bringst du den Zeitplan durcheinander. Reiß dich einfach mal für …«
    Er ignorierte das machtlose Flehen in ihrer Stimme. »Ich bin am Sonntag wieder da. Mach dir keine Sorgen.«
    »Jelly wird an die Decke gehen.«
    Jelly war der Besitzer von Zals Plattenfirma. Das war zweifelsohne richtig, aber Zal würde von dem Ärger nichts abkriegen. Jolene würde das meiste abkriegen, den Rest ihre Umgebung. Er hatte ein großes Mundwerk, aber das produzierte hauptsächlich heiße Luft. »Ich mache es wieder gut. Ich schreibe ein paar Songs.«
    Ein Moment angespannter Stille folgte. »Wohin gehst du?«
    »Dämonia.«
    »Aber du kannst doch nicht …«
    Zal entschuldigte sich – aufrichtig – dafür, dass er ihre Pläne ruinierte, und legte auf. Er beobachtete sich selbst, als Verärgerung, Sorge und das Gefühl von Nutzlosigkeit ihn mit dem Drang erfüllten, zu laufen, zu springen, zu singen oder alle Möbel aus dem Fenster zu werfen. Ein inneres Feuer flammte in ihm auf und erhitzte ihn, aber er tat keines dieser Dinge, sondern wartete.
    Nach einer Weile verschwanden all die schrecklichen Gefühle, und das Feuer erlosch zu einem Glimmen. Er ging leise in sein Zimmer und durchsuchte seine Sachen, besprach genug von seinem Plan mit den Feen, um sie auf dem Laufenden zu halten, und verschwand dann über die Feuertreppe.

 
8
     
     
    Das Flackern und Donnern von Dämonen, die mit den Elementaren kämpften, erhellte die morgendlichen Wolken über Bathshebat mit wunderhübschen Farben und rollte vom entfernten Spielfeld mit sanften Vibrationen herüber, von denen die Kristalltropfen um die Lampe in Lilas Zimmer in Schwingung versetzt wurden. Die Elfe, vom Netz sicher gehalten, aber mit ungefesselten Beinen und Kopf, saß an die Kopfstütze gelehnt auf ihrem Bett. Lila hockte ihr gegenüber auf dem Boden, die Handgelenke auf den angezogenen Knien, die Hände frei. So saßen sie schon eine ganze Weile da.
    Die Elfe war nicht wie die anderen, die Lila kannte. Ihre Haut war graublau, ihr Haar pechschwarz. Sie hatte Dars Gesichtszüge, typisch für das Schattenvolk. Ihr Gesicht wirkte, als habe man es von der Nasen- und Kinnspitze aus gestreckt, ihre Ohren lagen zurück wie die eines wütenden Pferdes. Sie trug armselige, zerlumpte Kleidung und war mit Ruß und farbiger Erde in unterschiedlichen Ockertönen beschmutzt, auch wenn das meiste davon in der Lagune zerlaufen und zu einem matschigen Film geworden war.
    Ihr langer, drahtiger Körper lag völlig bewegungslos da, als wäre sie tot. Sie verriet sich nur durch die winzigen Bewegungen ihres Bauchs, wenn sie atmete. Ein sanfter Schatten bedeckte sie wie ein Tintenfleck auf nassem Papier und breitete sich überall aus, wo er nicht vom Netz gehalten wurde. Er bewegte sich, flackerte langsam und ragte über sie in allen Dimensionen um einige Zentimeter hinaus. Dieses Andalun, dieser ätherische Leib, war völlig anders als die, die Lila früher schon gesehen hatte, und sie hatte eine Menge gesehen. In Otopia oder in Alfheim konnte

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