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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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auf die Lippe und schwebte leicht über dem Boden, da ihre unsichtbaren Flügel sie förmlich schwerelos werden ließen. Sie reichte ihm etwas, und er nahm es. »Was ist das?«
    Das kleine Paket war mit einem Seidentuch umwickelt und offenbarte in seinem Innern einen gehämmerten Silberanhänger in der Form einer Spirale. Er hing an einem grauen Seidenband, das im matten Rot einer Verzauberung glomm. Es war ein zerbrechlicher Gegenstand und sah aus, als könne die Spirale leicht von dem Band rutschen, aber Zal vermutete, dass keine Macht der Erde, und schon gar nicht etwas so Profanes wie die Gravitation, sie von dem Band lösen könnte. In seiner Hand war sie leicht, aber für sein Andalun wog sie schwer.
    »Das ist nur etwas, das ich für sie besorgt habe«, sagte Poppy. »Als eine Art Entschuldigung von mir und Viridia, du weißt schon, für diese Sache, wo wir euch beide beinahe ertränkt hätten.«
    Zal faltete das Tuch wieder zu und steckte es in die Tasche. »Ich gebe es ihr.«
    »Verspäte dich nicht bei Sorcha, Vi und ich brauchen etwas Geld.« Diese Aussage kam mit jener Art linkischer Nonchalance, die große Wichtigkeit signalisierte.
    »Ich kann euch etwas leihen …«
    »Ne, ne, sei einfach rechtzeitig wieder hier und schneide den Track, dann ist alles gut. Oh, und Boom wollte, dass ich dir das hier gebe.« Sie zog ein zerknittertes Stück Hotelnotizpapier aus ihrer Gesäßtasche hervor und hielt es ihm hin. Dabei sah sie ihm nicht in die Augen.
    Zal nahm es ihr ab und las die ungelenken Bleistiftbuchstaben. »Was soll dieser Scheiß?«
    »Sie wollte ihren musikalischen Prinzipien treu bleiben …« Poppy rollte mit den Augen und verzog ihren Mund zu seltsamen Formen, während sie die schlechten Nachrichten überbrachte.
    Zal las laut vor: »… werde keinen neoromantischen Divarock aufnehmen, der nicht mal Varietéqualität hat, nur um einen schnellen Dollar zu verdienen … versaut den reinen Geist der Hip-Hop-Tradition … Sklave von Konzerngier … weniger der Geist des Punk als eher die Auswüchse neofaschistischer Marketingergüsse … zurück zu meinen Wurzeln in den Seelentanz-Häusern von Bay City … verlasse deinen verderblichen Einfluss zum Wohl des Genres …«
    Er atmete tief durch. »Diese oberflächliche, aufgebrezelte, neidische kleine Zwei-Bit-Hack-Programmiererin.«
    Poppy biss sich nun auf beide Lippen. »Sie war eine ziemlich gute DJane.«
    »Tja, zur Hölle mit ihr. Was weiß sie schon von Seelentanz-Mode-X-Crossovers? Sie hält sich doch schon für kreativ, wenn sie Tracks aus dem Archiv für die am wenigsten oft gehörten Lieder der Bibliothek des otopischen Astes neu mischt. Ich kann aus einem dämonischen Techniker einen besseren Sound rausholen als aus irgendeinem verdammten Menschen. Gut. Noch ein verfluchter Grund zurückzugehen. Sag Jolene, dass ich einen Ersatz finde. Sag ihr, dass ich doppelten Ersatz finde!«
    »Zal …«, setzte Poppy in einem ungeduldigen Tonfall an, sicher mit der Absicht, um Verständnis zu bitten für das, was offenbar ein großer Augenblick in der Bandgeschichte war. Sie wussten beide, dass Boom gut war und dass sie überheblich war und dass sie fort war und man nur schwer darüber hinwegkommen würde.
    »Nein.« Er knüllte den Zettel zusammen und warf ihn zu Boden. »Wir haben das geklärt. Sie hatte so viel Freiheit, wie sie wollte, um einen völlig neuen Sound zu schaffen, und sie hat gekniffen. Ich will diesen Mist über kreative Freiheit und die Geschichte der verdammten Musik nicht hören. Lass sie wieder in den Clubs arbeiten und ihre armselige kleine Geschichte da verkaufen.«
    »Es ist nur, Zal …«
    Er sah in Poppys Gesicht, auf dem ein Lächeln die ganze Sache überdecken sollte, und auf ihr ungelenkes Verhalten. Ein langsames, ermüdendes Gefühlstief breitete sich in ihm aus. »Du bist ihrer Meinung, oder?«
    »Nein, nicht völlig. Aber wir hatten alle das Gefühl, weißt du, dass es eine schlechte Idee war, sich mit Sorchas Image zu sehr zu verbinden. Und weißt du, du warst beim Tourstart nicht da, und das war wirklich schwer für uns …«
    »Genug Ausreden. Willst du dich auch aus dem Staub machen? Und wer noch? Hast du mir nicht gerade gesagt, dass ich schnell zurückkommen soll, damit Vi und du ein bisschen Kohle machen könnt, wegen irgendeiner dummen Schwierigkeit, in die ihr euch jetzt wieder gebracht habt? Scheint also so, als hättet ihr keine andere Wahl, als bei mir zu bleiben.«
    »Nein, nein, nein. Uns geht es gut. Wir

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