Lila Black 02 - Unter Strom
man dir sagt, nicht zu viele Fragen stellst und in Situationen, die gefährlich sein könnten, so tust, als wärst du stark, obwohl sie für dich keine Bedeutungen haben, um so Leuten vorzumachen, du wärst gut in dem, was du da tust. Aber natürlich weißt du sehr gut, dass du dich in die größte Verräterin von allen verwandelst.
In der Zukunft warten Alkoholismus oder irgendeine andere Form der Sucht auf dich, wenn es dir langweilig wird, Supergirl zu spielen. Du wirst eine zynische, verbitterte alte Frau werden, die sich nur noch mit kleinen Haustieren beschäftigt, um ihre Probleme zu umgehen, die bis dahin gewaltige Ausmaße angenommen haben werden. Deine Einsamkeit wird nur dann etwas weichen, wenn du bestimmte großartige Musikstücke hörst, die jedoch das Leid aus Gründen, die du nicht kennst, gleichzeitig noch verstärken. Vielleicht wendest du dich der Literatur oder anderen Kunstformen zu, um dadurch den Kontakt zu anderen deiner Art vorzutäuschen, aber auf eine entrückte Weise, die deine Fantasien unberührt lässt und dich niemals nah genug an die schreckliche Realität echter Beziehungen heranbringt, dass du die fehlerbehafteten und nervenzermürbenden Monster erkennen müsstest, zu denen andere Leute geworden sind. Du wirst allein sterben, wie wir alle, und der Versuch, einen Sinn in dein Leben zu bringen, um dich in deiner vorgeblichen Märtyrerrolle zu suhlen, wird das größte Lügengebilde sein, das jemals in der Galerie der Rückblicke hing, mit denen sich die Leute selbst belügen. Und du wirst in deinen letzten Augenblicken wissen, dass in ebendieser Sekunde alles, woran festzuklammern du dich so bemüht hast, wie Rauch im Wind vergehen wird, aber dann wird es zu spät sein.
Siehst du, wenn ich ein echter Kobold wäre, hätte ich das gesagt.«
Lila gab ein gurgelndes Geräusch von sich und schluckte einen Schluck Tee, der wirklich zu heiß war, dann stellte sie das Glas ab. Der Tee war sehr gut. Ihre Zunge war verbrannt. Sie ließ einen langen Atemzug darübergleiten, versuchte sie zu kühlen. Tath wand sich in ihrer Brust; er prickelte leicht, wie ein Schluck Champagner, und Lila hatte gelernt, dies als sein Lachen zu erkennen. Unter ihrem Brustbein lag ein scharfer Schmerz, der nichts mit ihm zu tun hatte. Für einen Moment fühlte sie eine immense Wut auf die beiden kleinen Parasiten, aber dann überkam sie eine kühle Ruhe.
»Wir wollen doch mal eines klarstellen«, sagte sie. »Meine Knechte werden sich nicht gegen mich verbünden. Meine Knechte sagen mir weder die grausame noch die schöne Wahrheit noch irgendetwas anderes in der Art, das mir das Leben schwer macht. Meine Knechte helfen mir bis ans bittere Ende ihres bitteren kleinen Lebens, oder ich schicke sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln durch die neun Kreise bis hinab in die ultimative Hölle, und wenn du nicht glaubst, dass ich Mut genug habe, um einen Groll weit über jedes vernünftige Maß zu hegen und zu pflegen, Dämon, dann hast du wirklich nicht mehr viel Macht.«
Der Kobold ließ ihr Ohr los, kletterte ihren Arm hinunter, balancierte auf ihrer Hand und griff nach der Kaffeekanne, um sich eine Tasse einzuschenken. Er missachtete die bestellte Milch und kippte das kochend heiße Gebräu in einem Zug herunter. Espresso rann sein Kinn entlang.
»Genau davon spreche ich, Baby«, sagte er mit Überzeugung. »Du und ich. Ein teuflisches Paar. Ich hatte den Augapfeltraum. Gesprochen wie eine wirkliche Teufelin, meine Liebe. Ab zum Suk. Ich brenne auf ein Geistesduell mit diesen Torfnasen.«
Knechte?
Ich habe nicht gehört, dass du meinen Mut in Frage gestellt hättest. Also halt die Klappe.
Lila stand plötzlich auf. Der Kobold, der gerade nach einer zweiten Tasse Kaffee griff, fiel beinahe von ihrer Hand und eilte an seinen Platz zurück. Sein erneuter Griff wurde durch ein scharfes Stechen verkündet. Sie versuchte die Augen nicht aufzureißen. In der Ecke glotzte einer der großen Dämonen und spuckte dann in den Napf. Dicke rote Schwaden stiegen daraus hervor, und sein Kumpan saugte sie tief ein, zuckte für einen Augenblick und fiel dann bewusstlos zu Boden. Die beiden anderen kicherten und schoben Stapel von Kleingeld von der Tafel in die aufgehaltenen Hände.
»Warte, bis er schrumpft«, lallte einer.
»Ja, sicher, damit du ihn zuerst raustragen kannst«, sagte der andere. »Auf keinen Fall. Ich kaufe den Anteil.«
»Mjah, was, glaubst du, ist er wert?«
»Kann man nicht sagen, bis … ah,
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