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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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keine eindeutige Form zu besitzen.
    Der Drang, der Überlebensinstinkt, eine solche anzunehmen, war unglaublich stark. Er nagte an ihm, eine kribbelnde, trockene Angst, die umso schlimmer wurde, je länger er sie vor sich herschob.
    Es wurde noch schlimmer, weil er bis auf nicht unterscheidbare Massen wirbelnden Äthers mit gelegentlichen Anzeichen von Geistern nichts erkennen konnte. Wenn Calliope ihn an diesem Ort losließe, an dem die meisten seiner Sinne nichts nutzten und er nicht einmal genau wusste, wo oben und unten war oder überhaupt eine bestimmte Richtung, wäre er für immer verschollen.
    Intellektuell war ihm klar, dass er nur eine seiner Formen annehmen musste, und es wäre vorbei. Er glaubte, dass er dies jederzeit tun könnte, aber je länger er es eben nicht tat, umso größer wurden seine Zweifel, dass es möglich wäre.
    »Tritt heraus«, sagte Jones mit einer Stimme, die via Ätherwellen in seinem Kopf erklang. Er brauchte keine zweite Aufforderung.
    Sie hatte ihn zu einem anderen Ausgang gezogen. Er war in seinem otopischen Büro aufgebrochen, aber durch die I-Region gereist, und jetzt war er ganz woanders. Er erkannte den Ort nicht sofort wieder, aber das war keine Überraschung, denn alles, was er sah, war eine Reihe von unordentlichen Zimmern voller seltsamer, summender Ausrüstung; Computer und andere Gegenstände, die ihn an die großartigen arkanen technischen Meisterstücke erinnerten, die er von den Dämonen kannte. Jones stand vor ihm und wies stolz auf die schäbige Zimmerflucht.
    Malachi trat aus einem der sauberen blauen Kreise und auf einen leeren Pappbecher, der unter seinem Fuß zusammengedrückt wurde. Hinter sich hörte er mehrere Personen atmen und sich bewegen, als sie in der vierdimensionalen Realität eintrafen und dabei kühle Luft und den scharfen Geruch eines kalten Tages an der See mitbrachten.
    »Willkommen im einzigartigen Geisterforschungszentrum«, sagte Jones.
    Ein Dämon, zwei andere Feen und ein Dunkelelf gingen an ihm vorbei, mit dem beschäftigten Gesichtsausdruck von Wissenschaftlern, die sich auf ein wichtiges Problem konzentrierten. Sie machten sich mit großer Energie ans Werk und bearbeiteten an verschiedenen Orten unterschiedliche Dinge. Sie sprachen kaum miteinander, bewegten sich voller Leichtigkeit, halfen einander bei ihren Aufgaben.
    Malachi erschauderte. Sie hatten die undefinierbare Wunderlichkeit an sich, die alle Kantner auszeichnete, etwas Spukartiges, als hätten sie Informationen über die Realität, die zu seltsam und schrecklich waren, als dass sie anderen mitgeteilt werden könnten. Er hatte immer schon vermutet, dass sie in Wirklichkeit so waren, und jetzt würde er es erfahren.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    Jones’ Lächeln wurde noch breiter. »Nirgendwo«, sagte sie. »Dies ist eine Insel, die in den ätherischen Tiefen der I-Region treibt. Ein künstlich erschaffener Ort, der beständig durch Aufmerksamkeit erhalten werden muss.« Sie zeigte auf die blassgrauen Wände. »Da endet er.«
    Was Malachi für Beton und Putz gehalten hatte, waren die Grenzen dieser kleinen, eigenen Welt. Er schaute sich um und zu Boden. »Aufmerksamkeit oder Zauber?«
    »Aufmerksamkeit ist der Eckstein eines jeden Zaubers, die Wurzel«, sagte Jones. »Sie steht am Anfang. Nur Aufmerksamkeit ist in der I-Region ausreichend. Einfache Zauber können die ätherischen Regionen nicht abhalten.«
    »Aber …«, setzte Malachi an. Natürlich wusste er, dass Aufmerksamkeit für die meisten Dinge vonnöten war, aber wie konnte die mächtiger sein als ein Zauber? »Wünsche versetzen keine Berge …«
    »Diese Art von Aufmerksamkeit ist sehr fokussiert. Es bedarf anhaltender, aktiver Aufmerksamkeit.«
    Jones bedeutete ihm, ihr zu folgen. Er stieg über Taschen und Haufen kaputter Ausrüstung, Kisten mit unidentifizierbaren Instrumenten, Kleidung und Plunder.
    »Keine Person wäre in der Lage, eine derartige Stabilität zu schaffen, also haben wir unseren Hüter. Er, der alles bewahrt.« Sie wies auf eine nicht näher bezeichnete graue Kiste. »Das Ätherwetter ist hier zu stürmisch, Zauber würden das nicht überstehen. Der Zerfall von Organisiertem in Entropie, der alle Zauber beeinflusst, ist hier so stark, dass nicht einmal die größten Zauberer der Erosion lange standhalten könnten. Während alle Energie im materiellen Universum danach strebt, durch den Übergang zu Eisen so stabil wie möglich zu werden, ist es beim Äther umgekehrt. Er strebt danach, so

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