Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
später jemand anders herunterladen und sich damit beschäftigen könnte.
    Die Tür zum Suk war eine sechseckige Öffnung in der dicken alten Mauer aus weichem rotem Lavagestein. Der Stein war verwittert und wie ein Schwamm von Löchern durchzogen. Im Eingang hing ein riesiger Perlenvorhang.
    »Jede Perle ist einzigartig«, sagte der Koboldohrring im stolzen Tonfall eines Fremdenführers. »Schrumpfköpfe, Zähne, geschnitzte Knochen, getrocknete Beeren, kleine Blechrennautos aus alten Dosen … geh nur hin und schau es dir an, ich verspreche dir, du wirst keine zwei finden, die gleich sind.«
    Lila schob vorsichtig einige Stränge des schwingenden Vorhangs beiseite. »Jetzt erzähl mir nicht, dass ich eine Perle hinzufügen muss, wenn ich nach Dämonia zurückkehren will.«
    »Herr im Himmel, nein«, keuchte der Kobold. »Dies sind die Perlen der Verdammten, von den Verrätern mit eigener Hand aus ihrem am meisten geschätzten persönlichen Besitz gefertigt, bevor sie mit Feuer und Schwert gerichtet wurden.«
    »Oh.« Lila trat schneller hindurch, als sie vorgehabt hatte, und wischte sich unbewusst die Hand am Oberschenkel ab.
    »Es ist eine Diebstahlsicherung der höchsten Verzauberungskunst«, fügte der Kobold hinzu. »Wenn du versuchst, hier mit gestohlenen Waren hindurchzulaufen, reißt es dir die Seele aus dem Leib und zerfetzt sie in tausend Stücke. Die Geister der Verdammten stecken geschrumpft in diesen Perlen, verstehst du, und wenn sie genug Energie von Dieben und Räubern sammeln, können sie sich schlussendlich befreien und an Thanatopias finstere Gestade fliegen. Sonst heißt es: für alle Ewigkeiten Vorhangarbeit, amen. Oh, die süße Banalität, die herrscht, nachdem dramatische und wichtige Leben geopfert wurden … mmmmmmm … man kann Dämonen nicht vorwerfen, sie würden nichts von Romantik verstehen.«
    Hinter dem Vorhang wartete der Suk auf sie, ein Gewirr aus breiten Straßen und kleinen Gassen, die in alle Richtungen von den größeren Wegen abgingen, und noch kleineren Gässchen, die wiederum von diesen abzweigten. Es erinnerte an drei Netze mit zunehmender Feinmaschigkeit, die übereinandergelegt worden waren. Alles führte irgendwo zusammen. Hätte Lila ihre KI nicht gehabt, die eine Karte erstellte und sie führte, hätte sie sich schon nach zehn Schritten verlaufen. So ließ sie ihren Weg nachverfolgen und sich selbst von ihrem internen System als grünen Strich auf der internen Karte anzeigen, damit sie den Rückweg finden konnte. Ansonsten schlenderte sie jedoch einfach so herum. Tath hatte sich als kalter grüner Knoten des Grauens um ihr Herz gelegt.
    Schnell bemerkte sie, dass es hier viele Feen gab, die zu zweit oder in größeren Gruppen fast überall und in beinahe jedem Laden unterwegs waren. Sie bewegten sich in seltsamen Mustern, vermutlich weil sie eine bestimmte Magie mieden oder von einer anderen angezogen wurden, aber da sie ein Mensch war, fühlte sie davon nichts. Also blieb sie in der Mitte der Straßen.
    Es war alles Vorstellbare im Angebot. Sie achtete darauf, dass ihr Gesicht beim Anblick der lebenden und toten Tiere, der getrockneten und in Gläsern konservierten Dinge, den Teilen, die sie in den Auslagen nicht nur als otopisch, sondern als menschlich identifizieren konnte, keine Regung zeigte. Ihre KI war für diese Aufgabe perfekt geeignet, und so erlaubte sie der Maschinenlogik, ihre Gefühle zu überlagern, während sie flüssig weiterging und alles filmte, was sie sah, jedes geflüsterte Gespräch mitschnitt, das sie belauschen konnte; sie analysierte, übersetzte, speicherte alles ab.
    Sie war eine wandelnde Bibliothek, und sie musste sich nicht mit Sorgen beschäftigen. Taths Abscheu war genug für sie beide. Ein Teil von ihr hielt sich an ihm fest, und der Rest schlenderte entspannt durch diese Szene. Sie hatte erwartet, es würde ein Touristenausflug ins Geheimnisvolle werden, aber stattdessen war es ein Katalog des Schreckens.
    Es gab wunderschöne Dinge, Juwelen und verzierte Objekte, Waffen, Schätze … ihr Blick zuckte über diese Dinge genauso wie über die abgeschlagenen Hände, das vertrocknete Fleisch auf alten Schädeln, die eingelegten Kinder jeder Rasse, die in Formaldehyd und ätherischer Substanz schwammen.
    Lila spazierte dahin, die Bewegungen flüssig, aber im Innern wie erstarrt. Hätte der Kobold etwas gesagt, hätte sie sich das Ohr vom Kopf gerissen und es zerstört, aber er sagte nichts, vielleicht weil er ihren Hass spürte. Sie

Weitere Kostenlose Bücher