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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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weitermachen konnte, und sie wusste nicht, warum. Sie hatte schon deutlich Schlimmeres gesehen. Hatte Dinge getan, die beinahe so schlimm waren, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ein Schatten fiel auf ihre Schulter, ein kühler Fleck auf der nackten Haut, wo das stabile Schulterpolster der Sicherheitsweste in einen kurzen Kragen aus Netzstoff überging. Das war die einzige Warnung, aber ihre Instinkte und die KI forderten, dass sie sich bewegte, und sie war dazu nur zu gern bereit. Sie verlagerte ihr Gewicht, ließ die Hüfte zur Seite kippen, drehte und duckte sich, wirbelte herum und zur Seite in einem Bogen, der sie in die Deckung des nächststehenden Gebäudes brachte, dessen Seite im Schatten lag.
    Der Angriff verfehlte sie um einen Millimeter. Sie spürte den Luftzug, als eine Klinge auf den Steinboden klapperte und durch die Wucht des Aufpralls zersplitterte. Die Flugbahn hätte sie in ihren Nacken geführt – ein mutiger und treffsicherer Schuss, aber einer, der ihr nur halbherzig vorkam. Vielleicht eine Ablenkung.
    Während sie herumwirbelte, nutzte sie die natürliche Drehbewegung für eine Bestandsaufnahme der Umgebung. Die Sinne ihrer KI waren in höchster Bereitschaft, sie analysierte die Reaktions- und Bewegungsmuster der Leute im weiteren Umkreis, um nicht nur ihren Attentäter aufzuspüren, sondern jeden, der auf den Vorfall reagierte. In der Sekunde, die sie brauchte, um stehen zu bleiben und sich aufzurichten, die Feueröffnungen in ihren Unterarmen auszufahren und die Waffen scharfzumachen, die sie im Ahriman-Haus ihrem Lager entnommen hatte, wusste sie bereits, dass der Dämon in der Luft, der sie abgelenkt hatte, nicht allein war.
    Die kleine, geschickte, geflügelte Kreatur floh bereits schleunigst vom Tatort. Sie machte sich nicht die Mühe, auf ihn zu schießen. Die anderen waren in Gruppen zu zweit oder dritt unterwegs, näherten sich, als gehörten sie nicht zusammen, über die Zugänge, die zum Platz vor Madame Des Loupes’ Haus führten. Auf den Dächern befanden sich drei weitere Gestalten, die sich geduckt und mit der Mühelosigkeit einer Spinne bewegten. Sie zogen sich mit einer klaren Absicht um sie zusammen, wollten Lila in eine der zahlreichen Sackgassen in der Nähe des Platzes treiben. Aus dem Himmel sanken gleich fünf fliegende Kreaturen in Spiralen langsam herunter. Die wenigen Passanten im Suk, die nicht dazugehörten, bewegten sich ein wenig langsamer, etwas weniger zielstrebig. Es gab nicht genug von ihnen, um sich hinter ihnen zu verstecken.
    Der Schatten des großen Luftschiffs der Hauptroute zog langsam über sie hinweg, tauchte sie in einen plötzlichen blassen Nebel magischer Werbung. Wörter und Bilder flogen ihr zusammen mit Gerüchen und Geräuschen wie Tagträume zu …
    Wenn du perfekte Sauberkeit suchst, benutze Rapstallions Brünierpulver. Nutzbar für alle Schuppen- und Chitinfarben. Hinterlässt keine Kratzer. Beachte die Gebrauchsanweisung.
    Billig, fröhlich und immer bereit. Punty Maroons Niederhaustaverne serviert die Fleischüberraschung des Augenblicks – in jedem Augenblick!
    Der Kuss des Todes … dieser letzte Eindruck war nur ein Name und ein Gefühl sich nähernder Kälte, das Bild einer Frau mit schwarzem Haar und roten Lippen, die sich über sie beugte, dann Schwärze …
    Lila bewegte sich im letzten Moment mit dem Schatten, überquerte die schmale Gasse in seiner Geschwindigkeit. Sie hatte keinen Plan, denn es fehlte die Zeit, einen zu schmieden. Sie streckte beide Hände vor, die Handflächen nach außen, und verwandelte bei ihrem letzten Schritt ihre intelligente künstliche Haut in Lautsprecher. Sie schickte Schallwellen in einem bestimmten Muster aus und las sie, als sie zurückkehrten. Gleich darauf ballte sie beide Hände zu Fäusten, stemmte die Füße in den Boden und schlug durch die Wand. Dämonenstein war wie Knochen – porös und weich.
    Sie stieß mit den Schultern gegen die Löcher und spürte, dass ihre Haut riss, aber ihre Stärke und die Geschwindigkeit des Schlags waren groß genug, um einen Durchgang aufzureißen, durch den sie ganz hindurchpasste. In einem Regen aus Staub und trockenem Mörtel kam sie in einem schummerigen Raum voller Weihrauch heraus.
    Als das Luftschiff vorbei war und die Gasse dem Sonnenlicht zurückgab, war sie im dritten Zimmer des Magierhauses und lief dabei durch jede Tür, die sie sah.
    Dämonen und andere … Dinge … bewegten sich im Dunkel und dem flackernden Licht der Lampen und Kerzen; Magier

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