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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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überschreiten und in andere Reiche reisen konnten, waren immer weitgehend geformte Individuen, mit einem mindestens tierischen Bewusstsein. Diese Dinge hier waren eine Stufe dümmer, aber sie waren sich einiger Sachen bewusst – anderer Dinge, ihrer selbst und natürlich seiner.
    Je länger er seine Wahrnehmung ausbreitete, umso mehr Dinge und Varianten von Dingen konnte er erspüren. Sie bewegten sich in Gruppen, als wären es Herden oder Fischschwärme … große Schwärme einer sehr weit verbreiteten Fischsorte … nein, seine Metaphern hielten nicht stand. Dinge bewegten sich, Stränge und Netze und Körper darin, die mit den Anfängen einer Form spielten.
    Einige fanden sich zu Mikrofragmenten stofflicher Elemente zusammen: Kohlenstoff, Vanadium, Kobalt, Natrium … einige wurden zu den ätherischen Elementen Feuer, Luft, Metall, Wasser und Erde … Aber einige hatten fremdartigere Eigenschaften, Dinge, die er nur als abstrakt bezeichnen konnte. Sie waren nur Energie in einer Formation, eine Ansammlung von Impulsen … er erkannte mit unglaublicher Freude: Das waren Zahlen.
    »Herr Kopf!«, sagte er in die sternenhelle Nacht. »Ich stelle fest, dass es mehr von euch gibt, als ich dachte.« Er nahm an, dass der Erdelementar ihm immer noch folgte. Vielleicht dachte er, Zal würde irgendwelche Komponenten abgeben, die er gebrauchen konnte …
    Für eine Minute amüsierte er sich über die Entdeckung und diese Möglichkeit, bis er sich erinnerte, warum er hier war und wo er stattdessen sein sollte.
    »Aber jetzt müssen wir weitermachen, Herr Kopf«, sagte er erschöpft und nahm am Rande wahr, dass er nicht nur lebende Zahlen sah, sondern dass da draußen noch mehr Wunderlichkeiten auf ihn warteten … Dinge wie … die Elementare von Formen – Dreieck, Kreis, Quadrat – und auch die Elementare von Propositionen, den Bausteinen der Kommunikation.
    »Perfektes Timing für eine große Entdeckung, Herr Kopf«, sagte Zal, während er sich um die Felsen herumtastete und sich in die Richtung bewegte, an die er sich als die richtige zu erinnern glaubte. »Notier dir das und bleib bei mir. Wir brauchen ein Protokoll über die Dinge, die unsere Expedition ans Licht gebracht hat.« Die Vorstellung, er sei ein großer Anführer, ein Wissenschaftler auf Expedition und ein Visionär, war sehr angenehm. Sie hielt ihn für Stunden mäßig unangenehmen Stolperns und gelegentlich trockenen Würgens auf den Beinen, bis zu dem Moment, als er auf den Knochen trat und der unter seinem Stiefel zerbrach.
    Der nächste Schritt knirschte deutlich mehr.
    Zal blieb stehen und setzte sich, um auf die Dämmerung zu warten. Die wäre sicher nicht toll, aber er hatte etwas gefunden, das noch nicht vollständig aufgelöst war. Es konnte also noch nicht allzu alt sein. Und es war einmal etwas anderes als ein Elementar gewesen, was bedeutete, dass es von außerhalb kam, und das wiederum hieß … Er wagte nicht, an einen Weg hinaus zu denken oder an Rettungstrupps, die nach ihren Leuten suchten, oder daran, dass Jolene seine Abwesenheit bemerkt und Lila ausgeschickt hatte, ihn zu retten …
    Er spürte, wie sich der Erdeelementar näherte. Ein Regen kleiner Partikel ergoss sich auf seinen Stiefel und machte es sich dort sitzend bequem. Der Boden wirkte hier freundlicher, oder er war noch viel stärker erkrankt, als er zugeben wollte. Die ätherische Störung war minimal, eher wie leichte Zahnschmerzen, nicht mehr wie eine hämmernde Migräne, und die Felder aus umherwirbelnden Protoelementaren waren weniger organisiert, als wäre dies ein jüngerer Bereich, in dem alles noch nicht so richtig in Gang gekommen war. Die Energie war beinahe so unbestimmt wie wilder Äther, aber … hier gab es keinen wilden Äther. Überhaupt keinen. Alles hatte eine Form oder befand sich im Prozess der Formwerdung.
    Er nahm die Meditationshaltung seiner Jugend ein und stöhnte auf, als seine Knie protestierten, aber auf diese Weise konnte er im Sitzen schlafen. Er wollte sich hier nicht hinlegen, ohne zu wissen, in was er hineingelaufen war, vor allem, weil es sich so organisch anfühlte.
    »Notiere Folgendes, Herr Kopf«, sagte er mit einem matten Seufzen. »Der Mangel an freiem Äther in diesem Reich bedeutet, dass jeder Übergang von hier, einschließlich der Nutzung von Portalen, seine Kraft von jenseits seiner Grenzen beziehen muss.«
    Seine Laune verschlechterte sich, als er das aussprach. Er hatte nicht bemerkt, dass er sich an die irrige Hoffnung geklammert

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