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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Minute ausdruckslos an. Er nahm es als ›Das sage ich Ihnen auf keinen Fall‹, schüttelte den Kopf über so viel Dummheit und ließ die Tür offen, als er wortlos ging. Er spielte mit dem Gedanken, direkt ins Feenland weiterzugehen und niemals zurückzukehren, aber erst musste er noch eine andere Reise unternehmen.
    Er ging nach Hause, wusch sich, zog sich um und wechselte in eine andere Form. Sicher schob er es auf. Er würde es für immer aufschieben, wenn er es könnte.
     
    »Adai Tzaba hatte wie alle Dämonen ein Talent«, setzte Sorcha an. »Wie mächtig und nützlich es war, kommt darauf an, wen man fragt. Sie hatte eine Gabe der Präsenz, also eine passive Gabe mit Reichweite, die man nicht aktiviert oder ausschaltet, weil sie Teil von einem ist. Jeder in Adais Nähe konnte die Wahrheit über sein Leben erkennen. Sie gehörte der Hellsichtfraktion an, hatte das zweite Gesicht, war aber ihrem eigenen Talent schutzlos ausgeliefert und konnte nicht verdrängen, was um sie herum oder mit ihr passierte. Wenn man in ihrer Nähe war, hegte man keine Zweifel mehr darüber, wie viel Schwachsinn man sich in der Vergangenheit über sich selbst weisgemacht hatte, oder darüber, was deine Freundin meinte, als sie am Tag deines ersten Bühnenauftritts sagte: ›Hübsche Frisur.‹«
    Eine Rauchwolke stieg bei den letzten Worten aus ihrem Mund auf, aber sie riss sich zusammen und fuhr fort: »In Dämonia ist die Wahrheit zu sagen eine der grundlegenden Künste, aber davon sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. In Dämonia eine Lügnerin zu sein macht einen zur Alpha-Wölfin. Und doch wird es am meisten geschätzt, wenn man sich an die echte Wahrheit hält, denn nur die Wahrheit kann einen befreien. Verstehst du, was ich meine?«
    Sorcha legte den Kopf schräg und starrte Lila wie ein Adler an.
    Klar wie Kloßbrühe,  grummelte Tath. Er verstand nur zu gut, war damit aber ganz und gar nicht einverstanden.
    Lila ging ein Wagnis ein: »Ähm, also wenn ihr die Wahrheit sagt, ehrt man das, aber wenn man es schafft, zu lügen und andere davon zu überzeugen, dass man die Wahrheit sagt, hat man den anderen etwas voraus, und das ist besser?«
    »Ja«, stimmte Sorcha nickend zu. »Genau so. Aber Lügen sind immer gefährlich. Sie machen süchtig, genau wie Juju. Der Nervenkitzel des Erfolgs … aber der Nervenkitzel macht gierig. Und man läuft immer Gefahr, von Hellsichttalenten irgendeiner Art enttarnt zu werden. Wie das von Adai.«
    Sorcha atmete tief ein und ließ die Luft langsam ausströmen. Sie blickte zu Boden, die Wahrnehmung nach innen gerichtet.
    »Also«, sagte Lila, um es sich selbst klarzumachen, aber auch, um Sorcha zu zeigen, dass sie zuhörte: »Adai stellte eine große Gefahr dar, weil Leute die Wahrheit erkannten, wenn sie in der Nähe war. Sie offenbarte ihnen, wie man sie hereingelegt hatte. Das beschämte sie. Natürlich wollte sie keiner um sich haben, denn durch sie fühlten sie sich schwach.«
    Sorcha nickte, als wiege ihr Kopf eine Tonne. »Sie war aber auch eine Jüngerin des großen Medizingeistes Maha Bhisaja, denn die Gefahr an Bockmist ist immer, dass man seinen eigenen irgendwann glaubt. Der Pfad in die Hölle beginnt dort.« Sorcha blickte zu Lila hoch und sah auf den roten Stein in ihrem Ohr.
    Lila berührte ihn, ohne nachzudenken.
    »Kobolde spüren Schwäche«, murmelte Sorcha. »Ich wünschte, ich hätte besser auf dich geachtet. Zal wird mir Vorwürfe machen …« Sie seufzte und richtete sich dann plötzlich auf, streckte den Rücken durch und brüllte frustriert auf, ein musischer, aber schrecklicher Gefühlsausbruch, der Lilas Herz kurz aussetzen ließ. Dann entspannte sich die Dämonin mit einem reumütigen Ausdruck. »Ich mache mir selbst Vorwürfe. Ich hätte ahnen sollen, dass du kaputter bist als fünfzig Flaschengeister in derselben Flasche.«
    Sie schaute Lila interessiert an, um zu sehen, ob sie dieser Behauptung widersprechen würde.
    Lila biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Sie war sich der zerbrechlichen Überreste im Nebenraum und ihrem Anteil an deren Entstehung sehr bewusst. Sollte Sorcha sagen, was sie wollte. Sie hatte vermutlich recht. Lila hörte in sich hinein, hoffte, dass Tath dem widersprechen würde, aber statt Rebellion spürte sie nur traurige Ruhe, und das ließ sie zögern. Sorchas roter Blick suchte etwas.
    »Sobald dieser Weg einmal beschritten wurde, kehren nur wenige zurück. Dämonen beschreiten ihn, um sich zu beweisen. Und Ausländer,

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