Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)
wie das Ganze funktionieren sollte. Die Pandamutter wollte ihr Kind doch nicht!
Da rief Trixi aufgebracht: »Das ist doch Quatsch! Ersatzmütter sind manchmal besser als die richtigen Eltern!«
Lilli wollte widersprechen, aber dann ließ sie es bleiben. Ihr schwirrte der Kopf. In Trixis Fall war die Ersatzmutter – oder vielmehr Großmutter – tatsächlich die bessere Wahl. »O Mann«, murmelte sie und wusste nun überhaupt nicht mehr, was sie denken sollte.
»Und wieso sollte die Pandamutter Schnuffi zurücknehmen?«, sprach Trixi nun aus, was Lilli sich auch schon gefragt hatte. »Gestern habt ihr es doch schon versucht, und sie wollte ihn nicht!«
»Wir haben heute erfahren, dass Schnuffi gesund ist«, entgegnete Jesahja in gereiztem Ton. »Sein Schnaufen hat keine organischen Ursachen. Er ist nicht krank, wie die Pandamutter dachte. Er ist okay. Das muss man ihr sagen!«
Daran hatte Lilli ja noch gar nicht gedacht! Die Pandamutter hatte Schnuffi verstoßen, weil sie glaubte, er sei schwer krank! Auf einmal war sie sehr aufgeregt. »Wenn ich noch mal mit ihr spreche, nimmt sie ihn vielleicht zurück!«, presste sie mit klopfendem Herzen hervor. Sie konnte kaum fassen, dass sie nicht schon eher daran gedacht hatte.
Mama
Lilli, Jesahja, Bonsai und Trixi liefen zur Gartenhütte zurück. Dort diskutierten die Erwachsenen lautstark über irgendetwas. Lilli konnte sie schon von weitem hören. Als sie zur Tür hineinstürmten, rief Lillis Oma: »Da ist sie ja wieder, Gott sei Dank!« Finn japste überrascht: »Trixi!«, und Frau Susewind kam Lilli sofort entgegen. »Lilli!«, sagte sie in schuldbewusstem Tonfall. »Es tut mir so leid, dass ich dich eine Hexe genannt habe.« Sie breitete unbeholfen die Arme aus. Lilli hob jedoch abwehrend die Hand. Sie wollte jetzt nicht von ihrer Mutter in den Arm genommen werden. »Worüber redet ihr denn?«, fragte sie stattdessen, und alle begannen, so laut durcheinander zu sprechen, dass sie nichts verstehen konnte.
Da schnippte Frau Essig-Steinmeier mit den Fingern, und sofort war es mucksmäuschenstill in der Hütte. Man hörte nur noch Schnuffis Schnaufen – der kleine Panda und das Känguru schliefen tief und fest im Stroh. »Ich habe soeben einen Anruf erhalten«, teilte sie mit. »Es ging um Kylies Crew.«
Lilli riss die Augen auf.
Um die Mundwinkel der Direktorin spielte ein Lächeln. »Innerhalb der nächsten Tage werden alle sieben Tiere aus Kylies alter Gruppe zu uns in den Zoo übersiedeln. Vier der Kängurus kommen schon morgen.«
»Das gibt’s ja gar nicht!«, entfuhr es Lilli.
»Wie haben Sie das hingekriegt?«, wollte Jesahja wissen.
Frau Essig-Steinmeier zwinkerte. »Ich habe nun einmal so meine Tricks. Das sagte ich doch!«
Lillis Vater klinkte sich ein. »Lilli, wir haben darüber geredet, dass Kylie in den Zoo zurückkehren muss, um mit den anderen Kängurus zusammenzuleben … und uns gefragt, was dann mit Schnuffi geschehen soll.« Vorsichtig fügte er hinzu: »Weißt du, es kann mit den beiden nicht ewig so weitergehen.«
Das war Lillis Stichwort. »Das weiß ich!«, versicherte sie. »Aber wir haben uns etwas überlegt. Wir möchten noch einmal versuchen, ihn zu seiner Mutter zurückzubringen«, erklärte sie und berichtete den Erwachsenen nun von ihrer Idee.
»Das könnte tatsächlich klappen«, murmelte Finn, als Lilli fertig war. »Einen Versuch ist es zumindest wert.«
»Das finde ich auch«, stimmte Lillis Vater zu.
Frau Essig-Steinmeier trat an Lilli heran und piekste sie mit dem Zeigefinger in die Schulter. »Wenn du das schaffst, Liliane Susewind, dann bist du wirklich ein absolutes Wunder.« Sie zückte ihr Handy und wählte eine Nummer. »Everdorn?«, fragte sie gleich darauf mit säuselnder Stimme. »Hallo! Hier Evelyn.« Offenbar sprach sie mit dem Tierparkdirektor. »Ja … es geht mir phantastisch!« Sie kicherte. Jesahja stöhnte leise. Die Direktorin hörte es und riss sich zusammen. Mit sachlicher Stimme berichtete sie Herrn Grimm-Hartmüller nun, dass sie versuchen wollten, das Pandakind und seine Mutter wieder zusammenzubringen, weil es ein »Problem mit der Adoption« gab. Der Direktor schien sich zu wundern, aber einverstanden zu sein. »Gut, dann sehen wir uns gleich!«, flötete Frau Essig-Steinmeier zum Abschied. »Oh, ja! Ich freue mich auch!« Sie legte auf. Als sie bemerkte, dass sämtliche Anwesende sie grinsend anschauten, straffte sie ruckartig die Schultern, rief: »Mir nach!« und stapfte aus der
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