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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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das.«
    »Tom?« Lillis Herz machte einen Sprung. »Soll ich ihn mal fragen?«
    Storm stimmte zu, und Lilli rief: »Tom! Storm möchte, dass du auf ihm reitest!«
    Tom entgleisten alle Gesichtszüge. »Was?«, keuchte er und fiel fast vom Zaun.
    »Storm fragt, ob du auf ihm reiten möchtest!«, wiederholte Lilli grinsend. Sie war sicher, dass Tom sich das insgeheim schon lange gewünscht hatte. »Na los! Hol schnell einen Sattel und deine Kappe!«
    Einen Augenblick lang starrte Tom sie entgeistert an, dann sprang er vom Zaun und sauste schneller als der Schall zum Sattelraum. Innerhalb von zwei Minuten war er wieder da und trat atemlos vor den schwarzen Hengst. »Darf ich?«, fragte er und blickte Storm respektvoll an.
    Lilli übersetzte, und Storm erlaubte Tom, ihn zu satteln.
    »Geht’s jetzt weiter?«, fragte Merlin unterdessen und zappelte herum. Lilli bat ihn um ein klein wenig Geduld.
    Kurz darauf war Storm gesattelt. Slavika, Annabell, Wolke und Jesahja hatten sich mittlerweile um die Pferde versammelt. Slavika legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter und sah ihn lange an. Es war viel Zeit vergangen, seit Tom zum letzten Mal auf einem Pferd gesessen hatte.
    Tom war sichtlich bewegt. Er lächelte tapfer und wandte sich Storm zu, um aufzusteigen. Doch bevor er den Fuß in den Steigbügel stecken konnte, knickte Storm die Vorderbeine ein und ging vor Tom in die Knie. Tom traten Tränen in die Augen. Doch dann lachte er, wischte die Tränen fort und stieg auf.
    Gleich darauf stand Storm wieder aufrecht.
    »Los ge-e-eht’s!«, wieherte Merlin und setzte sich schwungvoll in Bewegung. Storm zögerte einen kurzen Augenblick, dann trabte er ebenfalls los und gesellte sich zu dem Schimmel. Seite an Seite hielten sie auf das nächstliegende Hindernis zu.
    Lilli lächelte Tom zu, und Tom lächelte selig zurück. Man sah ihm an, wie sehr das Reiten ihm gefehlt hatte und wie glücklich er war, dass Storm ihn als Reiter ausgesucht hatte.
    Dann sprangen sie. Und als Merlin und Lilli »Hurra!«, brüllten, fielen Storm und Tom lauthals in den Jubel mit ein.

Ein Pony auf dem Schulhof
    »Gehen wir heute nach der Schule wieder zum Jansenhof?«, fragte Lilli Jesahja. Es war Freitagmorgen, und sie waren auf dem Weg zur Schule.
    »Klar, wohin sonst?« Jesahja grinste. Während der vergangenen Woche waren sie jeden Nachmittag dort gewesen und hatten Reitstunden genommen. Jesahja ritt mit jedem Tag besser, und Lilli machte mit Merlin auf dem Springplatz ebenfalls riesige Fortschritte. Annabell hatte ihr sogar gesagt, dass sie und Merlin, wenn sie so weitermachten, bald an einem Turnier teilnehmen könnten. Der Gedanke faszinierte Lilli.
    Meist übten sie gemeinsam mit Storm und Tom, die beide mit ebenso viel Eifer bei der Sache waren. Storm hatte seine Angst inzwischen vollkommen überwunden und bat Lilli oft, Tom zu fragen, ob er noch länger mit ihm trainieren könne. Natürlich tat Tom nichts lieber als das.
    »Kommt Schmidti heute auch wieder mit in die Schule?«, wuffte Bonsai, der Lilli in der vergangenen Woche jeden Tag in die Schule begleitet hatte.
    »Schmidti?«, wiederholte Lilli und sah Jesahja fragend an. »Ich weiß gar nicht –«
    »Ich bin hier, Madame«, erklang eine Katzenstimme über ihnen. Auf einer Mauer, die parallel zum Gehweg verlief, flanierte Frau von Schmidt. »Dank meines meisterhaften Schleichgeschicks und meiner sachverständigen Lautlosigkeit haben Sie offensichtlich nicht bemerkt, dass ich Ihnen bereits seit geraumer Zeit folge.«
    »Hey Schmidti da oben!«, bellte Bonsai freundlich.
    »Herr von Bonsai, seien Sie gegrüßt. In aller Form!«, antwortete die Katze geziert, obwohl sie den Hund nicht verstand und es zudem erst eine Viertelstunde her war, dass sie Seite an Seite mit ihm gefrühstückt hatte. »Nun zu etwas äußerst Unerfreulichem«, sagte die Katze an Lilli gewandt.
    »Ja?« Lilli warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst halb acht. Sie hatten noch genügend Zeit.
    »Ich möchte Sie in aller Dringlichkeit darum bitten, mich immer und unter allen Umständen mit meinem vollständigen Titel anzusprechen und nicht mit dieser überaus geistlosen Kurzanrede!« Sie zog säuerlich die Lefzen hoch. »Mich überfällt eine ausgesprochene Verdrießlichkeit, wenn ich dieses Wort höre. Schmi… Schmidti.« Es gelang ihr kaum, ihren ungeliebten Spitznamen hervorzubringen.
    Lilli neigte demütig den Kopf. »Ich werde mich um Besserung bemühen, Madame von Schmidt. Natürlich weiß jeder, dass Sie

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