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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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können Sie Gift nehmen. Ich gehe dann jetzt.« Piney schulterte seinen Sack und hielt den Blick aufmerksam auf Faiths Gesicht gerichtet, bis er im Schatten der Bäume verschwunden war.

25
     
    Seit fast fünfunddreißig Jahren schon angelten J.R. und Carl D. am Sonntagnachmittag. Es war nicht als Tradition gedacht gewesen, und auch jetzt wäre es den beiden Männern nicht in den Sinn gekommen, es als solche zu bezeichnen. Es war einfach nur ihre Methode, sich zu entspannen und ihre Freizeit zu verbringen.
    Nachdem J. R.s Vater gestorben war und seine Mutter Iris wieder angefangen hatte zu arbeiten, hatte sie Carl D.s Mutter Geld dafür gegeben, dass sie nach der Schule und an den Samstagen auf Sarabeth aufpasste. Und zwischen den Frauen bestand eine unausgesprochene Vereinbarung, dass sie dabei auch ein Auge auf J. R. hatte.
    Fanny Russ kochte wie ein Engel und hatte einen eisernen Willen. Auf beides war sie stolz. J. R. lernte schnell, sie mit Ma'am anzureden. Und in den fünfziger Jahren, als der Ku-Klux-Klan seinen Hass noch im ganzen Süden verbreitete und Schwarze im Diner in der Market Street nicht an der Theke sitzen durften, wurden der kleine weiße Junge und der kleine schwarze Junge in aller Stille Freunde.
    Sie machten kein großes Aufhebens darum. Aber jeden Sonntag, nur selten unterbrochen von Ferien oder Krankheit, saßen beide Männer nebeneinander mit ihren Angeln am Flussufer, genauso, wie sie es als Jungen getan hatten. Mittlerweile hatten sie beide weniger Haare und etwas mehr Bauch, aber der Rhythmus des Nachmittags war im Wesentlichen gleich geblieben.
    In der ersten Zeit ihrer Ehe hatte Boots J. R. nette kleine Gerichte in einem Picknickkorb mitgegeben. Es hatte J. R. einige Mühe gekostet, sie davon abzubringen, ohne ihre Gefühle zu verletzen. Picknickkörbe mit Geflügelsalat- Sandwiches und säuberlich geschnittenem Gemüse machten alles viel zu weiblich. Ein richtiger Mann brauchte nichts weiter als eine Kühltasche mit Bier und vielleicht ein paar Chips.
    Und wenn sie Glück hatten, gab es ein paar Stücke von Ma Russ' süßem Kartoffel- oder Pekannusskuchen.
    All das war über die Jahre konstant geblieben. Auch am Fluss hatte es nur wenige Veränderungen gegeben. Der alte Pfirsichbaum war vor drei Wintern erfroren, aber er hatte ein halbes Dutzend Nachkömmlinge hinterlassen, die wie Unkraut aus dem Boden schössen, bis der Stadtrat beschloss, die beiden kräftigsten wachsen zu lassen und die anderen auszureißen.
    Jetzt hingen die noch nicht ganz reifen Früchte an den Ästen und warteten darauf, dass Kinder sich an ihnen gütlich taten und sich den Magen verdarben.
    Das Wasser floss gemächlich und ruhig dahin wie immer, und die große alte Weide ließ ihre Äste in den Fluss hängen.
    Wenn man geduldig genug war, biss ab und zu ein Fisch an. Und wenn nicht, war es auch nicht schlimm.
    Die Jahre hatten aus den Männern solide Bürger gemacht, Familienväter mit Hypotheken und Verantwortung. Die wenigen Stunden in der Woche, die sie damit zubrachten, Würmer an ihre Angelhaken zu spießen, zeigten, dass sie immer noch sie selbst waren.
    Manchmal diskutier ten sie über Politik, und da J. R. ein strammer Republikaner und Carl D. ein ebenso glühender Demokrat war, wurden diese Debatten oft sehr hitzig. Beide genossen es ganz enorm, zu streiten. An anderen Sonntagen, je nach der Jahreszeit, ging es um Sport. Über ein Footballspiel an der High School konnten sich die zwei stundenlang ereifern.
    Am häufigsten jedoch drehten sich ihre Gespräche um Familie, Freunde und die Stadt selbst.
    Beide wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten und dass kein Wort von dem, was zwischen ihnen besprochen wurde, das Flussufer verließ. Trotzdem gab es Zeiten, in denen Loyalitäten zurücktraten. Da er dies wusste, wählte Carl D. seine Worte vorsichtig.
    »Ida-Mae hat bald Geburtstag«, sagte er, öffnete seine zweite Dose Bier und blickte auf die glatte Wasseroberfläche. »Dieser Fritiertopf, den ich ihr letztes Jahr gekauft habe, ist immer noch ein wunder Punkt zwischen uns.«
    »Ich hab's dir ja gesagt.« J. R. nahm sich eine Hand voll Kartoffelchips aus der Tüte, die zwischen ihnen stand.
    »Ja, ich weiß.«
    »Kauf einer Frau etwas mit Stecker, und du bekommst unweigerlich Probleme.«
    »Sie wollte doch einen neuen. Sie hat sich die ganze Zeit beklagt, dass der alte nicht mehr richtig funktioniert.«
    »Das spielt keine Rolle. Eine Frau will keine Küchengeräte geschenkt kriegen. Sie

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