Lilien im Sommerwind
eigenes Geld.«
»Ich weiß. Nimm dir für die Entscheidung so lange Zeit, wie du brauchst. Und ich hoffe, dass du damit glücklich wirst. Oder zumindest zufrieden. Ich wünschte ...« Cade schloss einen Moment lang die Augen, weil er es leid war, die höfliche Fassade aufrechtzuerhalten. »Ich wünschte, zwischen uns wäre mehr als das. Ich wünschte, ich wüsste, warum es nicht so sein kann. Wir haben einander enttäuscht, Mama. Es tut mir Leid.«
Margaret presste die Lippen zusammen, damit sie nicht zitterten. »Wenn ich dieses Haus verlasse, bist du für mich gestorben.«
Er sah sie eine Sekunde lang traurig an. Dann wurde sein Blick wieder klar. »Ja, ich weiß.«
Er ging hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.
Als sie allein war, sank Margaret aufs Bett und lauschte der Stille.
Cade suchte die Unterlagen zusammen, die er in den nächsten ein oder zwei Wochen brauchen würde und hörte die Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter ab, während er seine Aktentasche packte. Er musste Piney anrufen, verschiedene Leute in der Fabrik zurückrufen und bei zwei Mietshäusern vorbeifahren. Für den nächsten Tag war eine Verwaltungsratssitzung anberaumt, aber die konnte verschoben werden.
Sein vierteljährliches Treffen mit seinen Steuerberatern konnte jedoch nicht warten. Er musste nur noch einen sicheren Ort finden, an dem er Tory für ein paar Stunden zurücklassen konnte.
Er blickte auf die Uhr und griff zum Telefonhörer. Faith nahm ab. Sie klang völlig verschlafen.
»Wo ist Wade?«
»Hmm? Unten bei einem Cockerspaniel oder so. Wie spät ist es?«
»Nach neun.«
»Lass mich in Ruhe. Ich schlafe noch.«
»Ich komme jetzt in die Stadt. Tory ist bei mir. Sie will unbedingt in den Laden. Sie hat zwar nicht vor, heute aufzumachen, aber vermutlich will sie sich ablenken. Ich möchte, dass du in den Laden kommst und ein Auge auf sie hast.«
»Hast du nicht gehört? Ich schlafe!«
»Steh auf. Wir sind in einer halben Stunde da.«
»Du kommandierst einen heute früh ja ganz schön herum.«
»Ich möchte nicht, dass eine von euch beiden allein ist, solange Bodeen noch nicht hinter Gittern sitzt. Du bleibst bei ihr, verstanden? Ich komme so bald wie möglich wieder zurück.«
»Was, zum Teufel, soll ich denn mit ihr machen?«
»Denk dir was aus. Steh auf«, wiederholte er und legte auf. Zufrieden ging er mit seiner Aktentasche nach unten.
Das Erste, was ihm auffiel, war, dass Tory ihren Teller beinah leer gegessen hatte. Das Zweite, dass sie geweint hatte.
»Was ist los? Was hast du zu ihr gesagt?«
»Ach, reg dich nicht auf.« Lilah verscheuchte ihn wie
eine Fliege. »Sie hat ein bisschen geweint und jetzt geht es ihr besser. Ist das nicht so, meine Kleine?«
»Ja. Danke. Aber ich kann wirklich nichts mehr essen, Lilah. Ehrlich.«
Mit geschürzten Lippen musterte Lilah den Teller, dann nickte sie. »Ist schon gut.« Sie blickte zu Cade. »Wollen Miss Margaret oder der Richter Frühstück?«
»Ich glaube nicht. Meine Mutter will heute Nachmittag das Haus verlassen.«
»Macht sie das wirklich?«
»Offensichtlich. Ich möchte nicht, dass du hier allein bleibst, Lilah. Möchtest du vielleicht für ein paar Tage deine Schwester besuchen?«
»Könnte ich tun.« Sie trug Torys Teller zur Spüle. »Aber wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber hier bleiben.«
»Dann komme ich später noch mal vorbei.«
»Es ist das Beste für Miss Margaret, wenn sie geht. Dann befreit sie sich endlich von dem Haus und auf lange Sicht wird sie glücklicher sein.«
»Hoffentlich hast du Recht«, sagte er und streckte Tory die Hand entgegen.
Tory stand auf, trat nach kurzem Zögern zu Lilah und umarmte sie. »Danke.«
»Du bist ein gutes Mädchen. Denk nur immer daran, dir treu zu bleiben.«
»Ja, das werde ich.«
Tory wartete, bis sie im Auto saßen und die baumbestandene Auffahrt hinunterfuhren. »Ich möchte keine große Hochzeit.«
Cade zog die Augenbrauen hoch. »Okay.«
»Ich möchte so still wie möglich heiraten, und ...«
»Und?«
Er bog auf die Straße ab. Tory blickte zum Sumpf. »Und so bald wie möglich.«
»Warum?«
Es sieht ihm ähnlich, diese Frage zu stellen, dachte sie und wandte sich ihm zu. »Weil ich mit unserem gemeinsamen Leben anfangen möchte. Ich möchte damit anfangen.«
»Morgen kümmern wir uns um das Aufgebot. Ist dir das recht?«
»Ja.« Sie legte ihre Hand über seine. »Das ist mir sehr recht.«
Sie lächelte ihn an und sah und spürte nichts vom Sumpf. Von
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