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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Liebhaber verschlissen, als man zählen konnte. Faith hatte selbst schon nicht mehr den Überblick. Und doch gelang es ihr immer noch, wie eine zarte Blume des Südens auszusehen, mit magnolienweißer Haut und den blauen Augen der Lavelles. Verträumte blaue Augen, die sich auf Befehl mit Tränen füllen konnten und die Versprechungen machten, die Faith je nach Laune entweder hielt oder nicht.
    Ihr erster Ehemann war ein wilder und attraktiver achtzehnjähriger Junge gewesen, mit dem sie zwei Monate vor ihrem Abschlussexamen auf der High School davongelaufen war. Sie hatte ihn mit all ihrer jugendlichen Leidenschaft und Verspieltheit geliebt und war völlig niedergeschmettert und gebrochen gewesen, als er sie kaum ein Jahr später verließ.
    Allerdings gab sie das nicht zu. Sie hatte aller Welt gegenüber behauptet, sie habe Bobby Lee Matthews sitzen gelassen und sei nach Beaux Reves zurückgekehrt, weil es sie gelangweilt habe, das Hausmütterchen zu spielen.
    Drei Jahre später heiratete sie einen berühmten Coun- try- und Western-Sänger, den sie in einer Bar kennen gelernt hatte. Sie ließ sich nur aus Langeweile auf eine Ehe mit ihm ein, aber sie hielt immerhin zwei Jahre lang aus, bis sie merkte, dass Clive genauso ein Leben führen wollte, wie er es in seinen Liedern besang, die er mit Hilfe von zahllosen Flaschen Bier und ebenso zahllosen Zigaretten schrieb.
    Also war Faith wieder nach Beaux Reves zurückgekommen, mürrisch, unzufrieden und insgeheim auch angewidert von sich selbst.
    Als Cade ihr ein Glas Wein reichte, schenkte sie ihm ein süßes, schmelzendes Lächeln. »Schätzchen, du siehst ganz erschöpft aus! Setz dich doch und leg für eine Weile die Füße hoch!« Faith ergriff seine Hand und zog daran. »Du arbeitest zu viel.«
    »Wenn du dich beteiligen möchtest, jederzeit...«
    Ihr Lächeln wurde hart. »Beaux Reves gehört dir. Das hat Papa uns unser ganzes Leben lang klargemacht.«
    »Papa ist nicht mehr hier.«
    Faith zuckte mit den Schultern. »Das ändert nichts an den Tatsachen.« Sie trank einen Schluck von ihrem Wein. Sie war eine hübsche Frau, die sich sehr um ihr gutes Aussehen bemühte. Selbst jetzt, für einen Abend zu Hause, hatte sie Rouge aufgelegt, ihren sinnlichen großen Mund mit einem pinkfarbenen Lippenstift betont und trug eine Seidenbluse und rosefarbene Hosen.
    »Du kannst alles ändern, wenn du etwas ändern willst.«
    »Ich bin dazu erzogen worden, dekorativ und nutzlos zu sein.« Faith warf den Kopf zurück und streckte sich wie eine Katze. »Und das kann ich gut.«
    »Du irritierst mich, Faith.«
    »Das kann ich auch gut.« Amüsiert fuhr sie mit ihrem bloßen Fuß über sein Bein. »Reg dich nicht auf, Cade. Wenn wir uns streiten, schmeckt mir der Wein nicht mehr.
    Ich hatte heute schon eine Auseinandersetzung mit Mama.«
    »Es vergeht kein Tag, an dem du dich nicht mit Mama streitest.«
    »Das wäre nicht so, wenn sie nicht immer so an allem herumnörgeln würde. Meistens hat sie schlechte Laune.« Faiths Augen funkelten. »Und seit Lissy aus der Stadt angerufen hat, sowieso.«
    »Dazu besteht gar kein Grund. Sie wusste doch, dass Tory zurückkommen würde.«
    »Die Ankündigung, dass sie zurückkommen wird, ist etwas anderes, als die Tatsache, dass sie wieder da ist. Ich glaube, es gefällt ihr einfach nicht, ihr das Haus zu vermieten.«
    »Wenn Tory nicht dort wohnt, wohnt sie eben irgendwo anders.« Cade legte den Kopf zurück und versuchte, die Verkrampfungen in seinem Nacken und seinen Schultern zu lösen. »Sie ist wieder zurück, und es sieht so aus, als wolle sie bleiben.«
    »Also hast du sie schon besucht?« Faith trommelte mit den Fingern auf ihrem Oberschenkel. »Das habe ich mir gedacht. Unser Cade tut immer seine Pflicht. Nun ... und wie ist sie?«
    »Höflich, zurückhaltend. Nervös, glaube ich, weil sie wieder hier ist.« Er trank einen Schluck Bier. »Und attraktiv.«
    »Attraktiv? Ich kann mich an strubbelige Haare und knochige Knie erinnern. Dünn und gespenstisch.«
    Cade erwiderte nichts. Faith schmollte, wenn ein Mann etwas über das gute Aussehen einer anderen Frau sagte - selbst, wenn es ihr Bruder war. Doch er hatte keine Lust auf ihre Launen. »Du könntest dich wenigstens bemühen, nett zu ihr zu sein, Faith. Tory ist nicht schuld an dem, was mit Hope passiert ist. Warum soll man ihr dann das Gefühl geben, es sei so?«
    »Habe ich etwa gesagt, dass ich nicht nett zu ihr sein will?« Faith fuhr mit dem Finger über den Rand ihres Glases.

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