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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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getan?«
    Die Tür wurde aufgestoßen. Blitzartig drehten sich alle um. Herein segelte, mit offenem Mantel und wehendem Schal, ein großer schlanker Mann Anfang fünfzig mit einem tief gebräunten Raubvogelgesicht, das in dieser Jahreszeit entweder auf Adventsferien in der Karibik oder eine Flatrate im Sonnenstudio schließen ließ. Hinter ihm tauchte Lukas auf.
    »Dr. Dr. Johannes Wilkhahn, wir kennen uns.« Er eilte auf Frau Fassbinder zu und schüttelte der völlig überraschten Kommissarin die Hand. Dann wandte er sich an Sabrina.
    »Und Sie sind Fräulein Doberstein. Gestatten, ich bin Ihr Anwalt. – Ach, Herr Tuch, auch hier um diese Uhrzeit? Es tut mir leid, Sie an Heiligabend beim Tee zu stören. Aber liegt gegen meine Mandantin ein Haftbefehl vor? Haben wir Grund zur Annahme, sie hätte sich eines nach Paragraph hundertzwölf Absatz drei schwerwiegenden Verbrechens schuldig gemacht? Gibt es Verdunkelungs- oder Fluchtgefahr?« Er drehte sich ein bisschen zu theatralisch um. »Nein? Höre ich Einspruch? Dann würde ich die junge Dame jetzt gerne entführen. Akteneinsicht hat wohl noch Zeit bis nach den Feiertagen. – Frau Doberstein, Fräulein Doberstein, darf ich bitten?«
    Lukas war in der Tür stehen geblieben. Noch nie in ihrem Leben war Sabrina so erleichtert, ihn zu sehen. Am liebsten hätte sie sich ihm gleich an den Hals geworfen. Das war Rettung in letzter Sekunde. Obwohl ihr Franziskas Gesichtsausdruck
reichte, um zu wissen, dass das Verhör für heute Nacht noch nicht vorüber war. Unsicher stand sie auf und ging auf ihn zu. Er legte ihr den Arm um die Schulter, und sofort hatte Sabrina das Gefühl, dass ihr nichts mehr passieren könnte.
    »Lass mich bitte nicht mit ihr allein«, flüsterte sie.
    Lukas lächelte und zog sie noch etwas näher an sich. Wie hatte sie jemals denken können, er wäre besitzergreifend und grob? Er hatte sie hier herausgeholt und das würde sie ihm nie vergessen.
    »Nicht so schnell.« Auch Frau Fassbinders säuerliche Miene sprach Bände. »Die Kollegen vom Erkennungsdienst haben heute Abend extra die Bescherung ausfallen lassen. Die wollen wir doch nicht enttäuschen.«
    Dr. Dr. Wilkhahn hob bedauernd die Schultern. »Niemand wird Ihre polizeiliche Ermittlungsarbeit behindern. Warum muss Fräulein Doberstein das aber ausgerechnet jetzt über sich ergehen lassen?«
    »Weil ein Gegenstand aus ihrem persönlichen Besitz neben einer Leiche gefunden wurde und wir zudem auch noch ihre Fingerabdrücke in der Wohnung des Toten gefunden haben.«
    Sabrina holte tief Luft, aber Herr Doktor Doktor schnitt ihr das Wort ab. »Selbstverständlich. Wir warten unten auf Sie.«
    Damit segelte er an ihr vorbei hinaus in den Flur.
    Herr Tuch stand auf. »Den Weg kennen Sie ja.«
    Der Polizist führte Sabrina wieder zur KTU. Dort wurde sie auf Kratzer und Wunden oder andere Hinweise eines Kampfes untersucht. Die kaum verheilten Schürfwunden am Schienbein wurden besonders sorgfältig fotografiert. Als sie die Prozedur hinter sich hatte, warteten alle, einschließlich der Kommissarin, schon unten auf sie. Frau Fassbinder hatte noch eine gute Nachricht.
    »Ihre Freundin hat im Großen und Ganzen den Ablauf des Nachmittags bestätigt. Aber natürlich müssen Sie noch einmal wiederkommen. Gerne auch im Beisein von Herrn Wilkhahn.«
    Den doppelten Doktor hatte sie weggelassen, wahrscheinlich mit Absicht.

    Erst draußen vor der Tür fragte Sabrina Lukas, wie er sie denn gefunden hatte.
    »Ich wollte dir eigentlich frohe Weihnachten wünschen«, sagte er. »Aber am Telefon war nur Herr Gerber. Der hat mir gesagt, was passiert ist.«
    »Danke, Lukas.« Franziska sah sich ratlos um. »Tausend Dank für alles. Wie kommen wir denn jetzt nach Hause?«
    »Mit mir natürlich.« Lukas holte die Autoschlüssel aus der Anoraktasche.
    Dr. Dr. Wilkhahn sah nicht so aus, als ob er Wert auf lange Abschiedsworte legte. »Bis übermorgen habe Sie Ruhe. Entweder stellt sich bis dahin heraus, dass es ein Unfall war, oder der Täter ist bis dahin gefasst. Sie müssen nicht, aber Sie können dann natürlich eine Aussage machen. Die sollten Sie vorher unbedingt mit mir absprechen. Ich möchte auch dabei sein. Keine Alleingänge, bitte. Ein frohes Fest und besinnliche Feiertage.«
    Er eilte die Treppen hinunter auf eine schwarze Limousine zu, die beinahe quer zur Straße im absoluten Halteverbot geparkt war. Sabrina sah ihm hinterher, bis er mit quietschenden Reifen um die Ecke gebogen war. Das böse Tier, das so

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