Lilienzucht (German Edition)
er vor.
Josie seufzt noch einmal leise. „Ja, Meister, ich werde mein Bestes tun.“
„Das erwarte ich auch von dir.“, meint Victor lapidar, dann beschleunigt er übergangslos seine Schritte, sodass Josie im ersten Augenblick beinahe ins Stolpern kommt.
Es kostet sie große Konzentration, bei diesem Tempo die Schritte so zu setzen, dass die spitzen Absätze der Highheels nicht im dicken Flurteppich hängen bleiben und als sie endlich an der Treppe zur unteren Etage ankommen, ist sie etwas außer Atem.
Zu ihrem Leidwesen beginnen die Schwierigkeiten jedoch hier eigentlich erst. Es erweist sich nämlich als äußerst heikel, auf den hohen Absätzen mit den eng aneinander gefesselten Fußgelenken überhaupt nur die erste Stufe hinunter zu kommen. Victor wartet nur geduldig mit loser Leine, dass sie nachkommt, macht jedoch keinerlei Anstalten, ihr zu helfen oder ihr auch nur Tipps zu geben, wie sie die Aufgabe bewältigen könnte.
Josie überlegt in ihrer Verzweiflung schon, ob sie es nicht rückwärts auf allen Vieren versuchen sollte, doch dann fällt ihr das Geländer ins Auge.
Sie stellt sich mit dem Rücken zum Handlauf und versucht, mit den Händen, danach zu greifen, was ihr schließlich auch gelingt. Dann nimmt sie ihren Mut zusammen und hüpft auf die nächste Stufe hinunter. – Es ist eine etwas wackelige Angelegenheit, besonders wegen der hohen Absätze, aber es funktioniert.
Hochkonzentriert und mit den Augen ständig am Boden nimmt sie nun Stufe für Stufe, es geht schließlich sogar fast schneller als das normale Gehen. Josie versucht, sich durch nichts ablenken zu lassen, denn sie befürchtet, schon die kleinste Störung könnte bewirken, dass sie den Halt verliert und die ganze Treppe hinunterfällt, ... aber sie könnte wetten, dass Victor der Anblick hochgradig amüsiert...
Als sie unten ankommt, ist sie reichlich außer Atem, doch Victor gönnt ihr keine Pause und zerrt sie sogar noch ein wenig schneller hinter sich her.
Bis sie schließlich unten vor der Tür des kleinen Speisesaals sind, ist Josie vollkommen aus der Puste und so kommt sie zu der Erkenntnis, dass ein Nebeneffekt dieser inszenierten Spiele sein wird, dass sich ihre körperliche Kondition deutlich verbessern wird, ... ganz ohne jedes Training im Fitnessstudio.
Zügig dirigiert Victor seine Jungfer zum Stuhl am Kopf der Tafel und schubst sie sachte auf die ledergepolsterte Sitzfläche. Der Gedanke daran, wie fleckig das Leder nach diesem Mittagessen von ihren Säften sein wird, ist Josie gleichermaßen peinlich, wie es auch ihre Lust anfacht. Glücklicherweise ringt sie ohnehin noch nach Atem, sodass ihr leises Stöhnen nicht weiter auffällt. Angespannt fragt sie sich plötzlich, ob sie wirklich etwas zu Essen bekommen wird, denn bisher deutet rein gar nichts darauf hin.
„Sitz gerade!“, fordert Victor. Josie gehorcht stumm. „Gut, jetzt halt still!“
Behutsam löst er die Ledermanschetten hinter ihrem Rücken voneinander und legt den Karabinerhaken auf den Tisch. Dann holt er ein kurzes Seil aus der Hosentasche, das er durch die Öse an der Manschette zieht und sie damit an der Stuhllehne befestigt. Das gleiche tut er auf der anderen Seite. Danach widmet er sich in gleicher Weise den Fußgelenken, bis Josie mit Armen und Beinen eng an den Stuhl fixiert ist. Protestierend knurrt mit einem Mal vernehmlich ihr Magen und Josie seufzt verlegen.
„Verzeihung, ... Meister.“, sagt sie leise.
„Noch einen Moment Geduld, mein Püppchen“, meint Victor lächelnd, „ich werde mich gleich darum kümmern.“
Geradezu zärtlich nimmt er die Leine von ihrem Halsband und küsst sie federleicht auf die Stirn, dann klingelt er nach dem Butler.
Kaum zwei Minuten später erscheint Jeffrey – nun wieder in seiner normalen Livree – mit einer kleinen Schüssel Suppe in der einen und Besteck in der anderen Hand; beides platziert er lächelnd vor Josie auf dem Tisch. Danach legt er die Serviette dazu, die er über dem Unterarm hatte. „Guten Appetit, Mylady.“, sagt er höflich, dann blickt er Victor fragend an.
„Du kannst gehen, Jeffrey.“, verkündet dieser sachlich. „Ich denke, den nächsten Gang kannst du in einer Viertelstunde servieren; danach brauche ich dich vorerst nicht mehr. Du kannst dich dann also um deine persönlichen Angelegenheiten kümmern.“
„Sehr wohl, Mylord.“, gibt der Butler knapp zurück, verbeugt sich höflich und verlässt leise den Raum.
Josie ist sich ziemlich sicher, dass diese
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