Lilienzucht (German Edition)
führt.
Stirnrunzelnd und mit mildem Tadel im Blick betritt Josie das Krankenzimmer. „Ich hab keine Ahnung, was hier so lustig ist...“, sagt sie und von einem Moment auf den anderen sind die Falten auf ihrer Stirn verschwunden. Dafür breitet sich ein warmes Lächeln in ihrem Gesicht aus. „Aber Lachen ist ja gesund. – Ich würde nur vorschlagen, es nicht ganz so laut zu tun, sonst tut dir bald alles weh vom vielen Husten.“ Vorsichtig setzt sie sich auf die Bettkante und streichelt sanft Victors Gesicht und Stirn. „Du solltest ein bisschen schlafen.“, sagt sie leise, während sie ihn behutsam zudeckt und ihm einen Kuss auf die heiße Stirn haucht.
„Ich würde dich jetzt richtig küssen“, flirtet Victor heiser und grinst, „aber ich denke, das lassen wir heute lieber. – Allerdings werde ich es bei Gelegenheit nachholen.“
„Wann immer du willst.“, gibt Josie lächelnd zurück. „Schlaf gut.“
Übergangslos wendet sie sich an den Butler. „Haben Sie etwas Zeit, Jeffrey? Ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen sprechen.“
Jeffrey wirft einen kurzen Blick auf Victor, der ihm darauf viel sagend zulächelt. „Natürlich, Mylady, ich werde ja hier gerade nicht gebraucht.“, antwortet er dann.
„Gut, kommen Sie, unser Patient braucht jetzt vor allem Ruhe.“, meint sie ernst und erhebt sich.
Gemeinsam verlassen sie das Krankenzimmer.
„Mach nicht so einen Lärm, Jeffrey.“, krächzt Victor leise ächzend. Es ist früh am Vormittag und der Butler zieht gerade die Vorhänge auf, um die Fenster kurz zum Lüften zu öffnen, ... für Victors Geschmack ein bisschen zu lautstark.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“, antwortet Jeffrey mit einem unergründlichen Lächeln auf den Lippen. „Ich bin - offenbar fälschlicherweise - davon ausgegangen, du würdest schlafen wie ein Stein und so schnell nicht aufwachen. – Deck dich bitte wieder zu, ich muss die Fenster ein paar Minuten öffnen, die Luft hier drin ist fast zum Schneiden.“
Victor zieht die Decke bis zum Kinn, eigentlich ist ihm nicht nach frischer Luft, allerdings vermutet er, dass sein Butler mit seiner Bemerkung vollkommen Recht hat. „Wieso gehst du davon aus, dass ich nichts von deinem Krach mitbekomme?“, fragt er stattdessen heiser.
„Na ja“, gibt Jeffrey zurück, „nach allem, was man so hört, war deine Nacht alles andere als ruhig.“
„Hm?“, macht Victor verständnislos.
„Dein Schlaf muss sehr unruhig gewesen sein, außerdem hast du zeitweise fantasiert.“, erklärt Jeffrey und lacht leise, als er Victors ebenso ungläubigen wie entsetzten Blick bemerkt. „Keine Sorge, du hast wohl hauptsächlich vor dich hin gestöhnt, jedenfalls nichts Verständliches. Du bist erst gegen vier Uhr richtig eingeschlafen.“
„Ich kann mich an nichts dergleichen erinnern.“, meint Victor skeptisch.
Jeffrey zuckt leicht mit den Schultern „Wie fühlst du dich?“, will er wissen.
„Grauenhaft“, findet Victor und verzieht das Gesicht, „wie gerädert. – Wo ist eigentlich Josie? Hat sie verschlafen?“
Jeffrey lacht. „Kaum. Sie hat die halbe Nacht an deinem Bett gesessen, mein Lieber.“, berichtet er ernster. „Dein Fieber war gestern trotz der Medikamente noch so hoch, dass die dir die halbe Nacht Wadenwickel gemacht hat; sie hat irgendwann Eiswürfel und noch irgendwelche Tropfen ins Wasser gegeben und das hat dann allmählich gewirkt. Gegen Vier war die Temperatur jedenfalls so weit runter, dass du ruhiger geworden bist. Gegen sechs Uhr hat Mary sie dann mit ziemlichem Nachdruck auf ihr Zimmer beordert.
Allerdings war sie kaum dort angekommen, da musste Mary sie wieder runter holen. Die Köchin hatte nämlich einen ihrer berüchtigten kulinarischen Amokläufe. Eigentlich hatte sie schon gestern Abend angefangen, aber heute Morgen hat sie schon um fünf Uhr lautstark gewerkelt und die Küche zu einem regelrechten Schlachtfeld gemacht. Das ganze Haus hat sie dabei in Aufruhr versetzt.“
„Wie viel war es diesmal?“, will Victor leicht genervt wissen.
„Oh, diesmal hat sie alle deine Leibgerichte vorbereitet“, erklärt Jeffrey grinsend, „...und zusätzlich noch ein paar nette, köstliche Überraschungen. Sie meinte, sie wolle ihren Teil dazu beitragen, dass du so schnell wie möglich wieder auf den Beinen bist.“
„Nett gemeint“, findet Victor, „aber völlig überflüssig.“
„Das fand der Rest der Belegschaft auch, aber Martha hat sich mal wieder so richtig ins
Weitere Kostenlose Bücher