Lilienzucht (German Edition)
Empfinden mit aller Macht zurück und allmählich gehen ihr die Ideen aus, wie sie sich genügend ablenken kann, um bis zum Feierabend durchzuhalten. Inständig hofft sie, dass Victor sie wenigstens dann nicht länger schmoren lassen wird...
Als die letzte halbe Stunde anbricht, atmet Josie ein klein wenig auf und so erschrickt sie umso mehr, als ihr Chef sich plötzlich wie aus dem Nichts vor ihrer Empfangstheke aufbaut. Er scheint bereits so gut wie auf dem Heimweg zu sein, denn er hat das Jackett über dem Arm und seine Aktentasche in der Hand.
„Nanu“, sagt er lachend, „seit wann sind Sie so schreckhaft, Miss Mountsimmons?“
Verlegen schaut Josie zu ihm hoch und lächelt etwas gezwungen. „Oh, schreckhaft war ich eigentlich schon immer, Sir.“, meint sie achselzuckend. „Allerdings war ich gerade auch in Gedanken. Gibt es etwas, Sir?“
„Nun, wie man es nimmt...“, beginnt Jasper Steward und lächelt seiner Empfangsdame aufmunternd zu. „Es ist nichts Wichtiges, aber ich will Ihnen eigentlich schon den ganzen Tag etwas sagen, Miss Mountsimmons.“
Josie rutscht unwillkürlich das Herz in die Hose.
„Keine Sorge“, lacht Mister Steward, als er ihren zerknirschten Gesichtsausdruck bemerkt, „Sie haben nichts falsch gemacht. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass mir Ihr neuer Kleidungsstil gefällt; steht Ihnen ausgezeichnet.“
„Danke, Sir“, antwortet Josie verlegen und errötet ein wenig, „Sie finden nicht, dass es zu leger ist?“
„Nein.“, entgegnet Mister Steward lächelnd. „Zugegeben, heute Morgen war ich ein bisschen skeptisch, aber ich hatte heute Gelegenheit, die Reaktionen der Besucher auf ihr wirklich schickes Outfit zu beobachten und mir ist aufgefallen, dass es wesentlich besser anzukommen scheint, als Ihr üblicher, etwas förmlicherer Stil. Besonders die Jugendlichen schienen heute nach der Begegnung mit Ihnen am Empfang offener und zugänglicher zu sein, als das normalerweise der Fall ist. Und um die Jugendlichen geht es uns bei unserer Arbeit ja schließlich in erster Linie. Misses Miller meinte, die meisten seien sogar heute ungewöhnlich höflich gewesen.“
„Oh!“, macht Josie nur verblüfft.
„Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das stimmt“, fügt ihr Chef hinzu, „aber ihr Outfit hat auf keinen Fall eine nachteilige Wirkung auf unsere Arbeit; seien Sie also in Zukunft ruhig etwas mutiger, was ihre Kleidung angeht!“
„Vielen Dank, Sir. – Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Kombination, die ich heute trage, gar nicht selbst zusammengestellt habe, das hat ein lieber Freund getan, der mich gebeten hat, diese Sachen heute anzuziehen.“, klärt sie ihren Chef freimütig auf.
Mister Steward mustert sie einen Augenblick lang verwundert, dann lächelt er breit. „Sie sollten öfter auf ihn hören“, meint er freundlich, „er scheint einen ausgezeichneten Geschmack zu haben.“
Josie lächelt scheu zurück. „Das werde ich.“, verspricht sie.
„Wunderbar! Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend, Miss Mountsimmons.“ Lächelnd macht er sich auf den Weg.
„Ich Ihnen auch, Mister Steward.“, ruft Josie ihm noch hinterher.
Obwohl sie kurz vor Feierabend noch einmal die Binde gewechselt hat, ist es zwischen ihren Beinen schon wieder reichlich feucht, als sie nach Dienstschluss an Victors bereits wartendem Wagen ankommt. Das Treppensteigen hat ihr buchstäblich den Rest gegeben, denn wie sie schon in der Mittagspause feststellen musste, reibt das Seil dabei höchst aufreizend an ihren intimsten Stellen.
Freundlich lächelnd hält ihr Jeffrey die Tür zum Fond auf und als sich die Wagentür hinter ihr schließt, atmet sie erst einmal kräftig durch, um wenigstens einigermaßen bei Verstand zu bleiben. Sie wagt es nicht einmal, Victor in die Augen zu schauen, auch nicht, als er sanft ihr Kinn mit zwei Fingern in seine Richtung dreht.
„Ach, herrje!“, sagt er leise und nimmt sie behutsam in seine Arme. „Du hast dich ja völlig verausgabt, Kleines. – War es so schlimm?“
„Ja. Schlimm, ... wunderbar, ... schrecklich, paradiesisch, qualvoll, himmlisch, höllisch ...und furchtbar anstrengend... Alles gleichzeitig.“, murmelt sie erschöpft in seine Brust. „Ich stehe dermaßen unter Strom, dass ich fürchte, ich explodiere gleich, ... Mylord.“
Victor ihre „Not“ anzuvertrauen, hat einen merkwürdig beruhigenden Effekt auf ihr Gemüt. Zwar kribbelt immer noch alles an und in ihr und sie spürt das sanfte
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