Lilienzucht (German Edition)
zärtlich ihren Rücken streichelt. Ganz allmählich kommt sie zur Ruhe und bemerkt irgendwann, dass der Motor des Wagens abgeschaltet ist.
Verdutzt öffnet sie die Augen und sieht Victor von unten her fragend an.
„Wir sind schon ein Weilchen da.“, verkündet er gelassen, ein leicht amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
„Ach, du meine Güte!“, entfährt es Josie und macht Anstalten, aus dem Sitz aufzuspringen.
Victor jedoch hält sie sehr bestimmt an den Schultern zurück. „Langsam, Josie.“, sagt er ernst. „Wenn du jetzt zu schnell aufstehst, sackt dir wahrscheinlich dein Kreislauf ab. Lass dir lieber Zeit.“
„Aber...“, beginnt Josie verlegen und schnappt erschrocken nach Luft. „Jeffrey...“
„...wird warten.“, ergänzt Victor grinsend. „Mach dir keine Gedanken darüber, was er denken könnte. Spätestens seit deinem, nun sagen wir: ‚musikalischen’ Orgasmus weiß er, was hier hinten abgeht; er ist schließlich nicht dumm. Aber keine Angst, er ist der loyalste, zuverlässigste und diskreteste Mensch, den ich kenne. Er würde dich nicht einmal schief ansehen deswegen.“ Beruhigend streicht er über ihre Wange und fügt ernst hinzu: „Sonst würde er nicht schon seit 26 Jahren für unsere Familie arbeiten – und mehr als die Hälfte davon ist er – nebenbei bemerkt - mein persönlicher Butler, Assistent ... und auch Freund.“
Josie sieht ihn vollkommen verdutzt an. „So lange schon?!“, fragt sie ungläubig.
„Ich kenne ihn schon seit seinem sechzehnten Lebensjahr.“, erklärt Victor grinsend. „Wir haben sogar schon zusammen für die Schule gebüffelt. – Also mach dir keine Gedanken; er weiß ziemlich genau, wie ich ticke und darum wird er keinen Ton darüber verlieren.“
Sanft hilft er Josie in eine sitzende Position. „Allerdings solltest du dich trotzdem wieder anziehen.“, meint er grinsend. „Jeffrey wird noch lang genug warten müssen. Wir gehen nämlich jetzt zu dir hoch, du suchst dir etwas Hübsches zum Anziehen raus und dann gehen wir Beide einen Happen essen. Ich habe einen Tisch für uns reserviert.“
16 Stiller Teilhaber
„Guten Morgen, Kleines.“, grüßt Victor fröhlich, als Josie endlich das Gespräch auf ihrem Handy annimmt. Es ist Freitagmorgen und sie hat bis vor einigen Sekunden unter der Dusche gestanden, um sich für die Arbeit fertig zu machen.
„Guten Morgen, Mylord.“, antwortet sie ein wenig außer Atem.
„Oh, ich hoffe, ich habe dich nicht gestört, Kleines.“, hakt Victor gespielt misstrauisch nach.
Josie könnte wetten, dass er ein breites Grinsen im Gesicht hat.
„Nein.“ Sie lacht hell auf. „Ich bin nur ein bisschen spät dran heute; als das Handy geklingelt hat, stand ich noch unter der Dusche.“, erklärt sie.
Josie könnte schwören, dass er den Bruchteil einer Sekunde überrascht nach Luft geschnappt hat, als er jedoch spricht, verrät nichts in seiner Stimme etwas davon.
„Das heißt ja dann, dass du noch splitterfasernackt bist.“, stellt er sachlich fest.
„Richtig, Mylord.“, versucht Josie ebenso sachlich zu antworten, allerdings kann sie sich das Grinsen doch nicht ganz verkneifen.
„Das trifft sich eigentlich ganz gut.“, meint Victor und klingt sehr zufrieden dabei. „Dann macht es dir ja sicher keine Umstände, heute einen Rock anzuziehen, mein Püppchen.“
„Ganz und gar nicht, Mylord“, gibt Josie lächelnd zurück, „das hatte ich heute ohnehin vor.“
„Das ist ja umso besser.“, meint Victor ... und jetzt kann Josie das Grinsen in seinem Gesicht förmlich durch den Hörer sehen. „Dann wäre das ja geklärt. – Wie geht es dir heute? Hast du dich gut erholt?“
Josie legt ihr Handtuch auf den Badewannenrand und setzt sich darauf. Seine Stimme klingt, als würde das Gespräch noch etwas dauern.
„Ja, doch, das habe ich, Mylord.“, sagt sie wahrheitsgemäß. „Ich habe ein bisschen Muskelkater, aber sonst geht es mir ausgezeichnet.“
„Prima, dann hat der Tag Pause dir also gut getan.“
„Wie man’s nimmt, Mylord.“, meint Josie mit einem angedeuteten Schmunzeln. „Ich hatte zwar einen ruhigen Tag und – seien wir ehrlich – ich hätte so ein Spiel wie Mittwoch gestern ganz sicher nicht erneut durchgestanden, ... aber ... zeitweise war es beinahe schon langweilig. Gestern war im Büro nämlich rein gar nichts los. Nicht mal Miss Carter hat rumgezickt.“ Josie legt die Stirn in feine Falten und stutzt einen kurzen Moment. „So im Nachhinein ist Letzteres
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