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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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kommt«, klärte André sie auf und setzte sich neben den Kater, was dieser mit einem zufriedenen Schnurren kommentierte. »Aber da Aurel sehr verschmust ist, dauert das sicher nicht lange.«
    Aurels hochmütiger Blick verriet Lilith, dass sie darauf sehr wohl lange warten musste und er nicht im Traum daran dachte, ihr seine Gunst zu gewähren. Vorsichtshalber ließ sie sich am anderen Ende des Sofas nieder und sah André erwartungsvoll an. »Während wir warten, könntest du uns schon einmal verraten, an was dein Vater erkrankt ist und warum du denkst, dass ausgerechnet eine Banshee ihm helfen kann!«
    Er beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie und vergrub für einen Moment das Gesicht in den Händen, so als müsse er sich etwas ins Gedächtnis rufen, an das er sich lieber nicht erinnern wollte.
    »Es begann vor einigen Wochen«, setzte er an. »Anfangs waren die Veränderungen minimal und niemand rechnete damit, dass es sich um die ersten Symptome einer ernsthaften Krankheit handelte. Er wirkte lediglich nervöser, klagte über Schlaflosigkeit und verlor während eines Gesprächs häufig den Faden. Eines Morgens war er völlig außer sich und behauptete, dass über seinem Kopf ein schwarzer Nebel schweben würde, der sich immer mehr verdichtete. Permanent starrte er in den Spiegel, doch wir konnten nichts erkennen.«
    Lilith und Rebekka wechselten einen besorgten Blick. Beide ahnten schon, worauf Andrés Erzählung hinauslaufen würde.
    »Er besorgte sich unzählige Bücher über Magie, Geister und Totenbeschwörung, schloss sich in seinem Zimmer ein und las in ihnen Tag und Nacht, bis er schließlich meinen Bruder Nikolai und mich zu sich rufen ließ. Kreidebleich im Gesicht erzählte er uns, dass er nun wüsste, was der schwarze Nebel zu bedeuten habe: Es sei das Todesmal, das die Banshees bei Todgeweihten sehen.«
    »Aber das können nur Todesfeen«, warf Rebekka ein.
    »Genau das haben wir ihm auch gesagt, doch er beharrte darauf, das Todesmal zu sehen, und regte sich dabei so auf, dass er zusammenbrach und wir seine Ärzte holen mussten. Außer ihn ruhigzustellen und ihm viel Schlaf zu verordnen, konnten sie jedoch kaum etwas ausrichten. Abgesehen von den Halluzinationen und der Paranoia konnten sie keine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes feststellen, körperlich gesehen ist er gesund.«
    »Warum Paranoia?«, hakte Lilith nach.
    »Eigentlich glaubten wir, dass sein Zustand nicht mehr schlimmer werden könnte, doch seit einigen Tagen meint Vater, dass in der Ecke seines Zimmers ein schwarz gekleideter Sensenmann steht und seine fast geleerte Sanduhr in Händen hält. Er ist überzeugt, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet und er in Kürze umgebracht werden soll. Außer Igor, seinem Leibarzt, mir und Nikolai lässt er niemanden mehr in seine Nähe.«
    Lilith wusste nicht, wie sie auf Andrés Erzählung reagieren sollte. Nach dem, was sie gehört hatte, glaubte sie eher an eine schwere psychische Erkrankung als an eine übernatürliche Ursache. Sie hatte nicht erwartet, dass es so schlimm um Vadim stand.
    »Aber wie sollte ich ihm helfen können?«, fragte sie vorsichtig.
    »Du bist eine Banshee, ihr beide seid Banshees«, verbesserte André sich und warf Rebekka einen entschuldigenden Blick zu. »Wenn er tatsächlich im Sterben läge, würdet ihr ebenfalls den schwarzen Nebel erkennen, den er zu sehen glaubt. Vielleicht könnt ihr ihn von seiner fixen Idee abbringen, dass er dem Tode geweiht ist. Euch muss er glauben!«
    André zuliebe versuchte Lilith, sich ihre Zweifel nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Ob Vadim ihnen in seinem Zustand überhaupt Gehör schenken würde? Er schien völlig von der Erscheinung des Todesmals überzeugt zu sein. Aber sie sah die Verzweiflung in Andrés Augen: Er wusste nicht mehr weiter und klammerte sich an seine letzte Hoffnung.
    »Einen Versuch ist es wohl wert«, meinte Rebekka, doch auch sie klang wenig zuversichtlich.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, durch die Igor verschwunden war, und ein Mann kam herein, der entfernte Ähnlichkeit mit André aufwies, auch wenn er eine Brille trug und deutlich älter zu sein schien. Allerdings war dies bei Vampiren schwer einzuschätzen, denn während sich der Alterungsprozess der Nocturi ab dem Zeitpunkt verlangsamte, in dem die Leistungskraft ihrer Körper den Höhepunkt erreichte, war bei den Vampiren auch von Bedeutung, wie lange ihre letzte Blutmahlzeit zurücklag. Sobald ihr Körper nicht mehr

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