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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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in so einem Augenblick nichts Besseres zu tun hatte, als seinen niederen Instinkten nachzugehen. Nun wusste sie auch, was das Reißen des Stoffs zu bedeuten hatte: Strychnin hatte mit seinen Krallen die Rückseite des Sofas aufgeschlitzt! Sie konnte nur hoffen, dass der Schaden nicht allzu schlimm war.
    Wie nebenbei legte Lilith den Arm auf die Sofalehne, ließ ihre Hand unauffällig nach hinten fallen und bekam ein paar lange Ohrhaare zu fassen, an denen sie kräftig zu ziehen begann. Als Antwort erhielt sie ein schmerzerfülltes Quieken und sofort zog sich die Dämonenhand ebenso unauffällig zurück, wie sie erschienen war.
    »So ist es brav!«, wisperte Lilith über die Schulter. André hatte momentan schon genug zu verkraften und er wäre sicherlich nicht erfreut gewesen, wenn Strychnin versucht hätte, seinen Kater anzunagen.
    »Zu Ehren eures Besuches haben wir heute Abend ein kleines Dinner geplant, bei dem die anderen sechs Adelsfamilien teilnehmen werden«, informierte Nikolai sie. »Es ist natürlich kein großer Empfang, aber wenn wir Gäste aus Bonesdale bei uns begrüßen dürfen, können wir das nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Wir haben verlautbaren lassen, dass ihr gekommen seid, um uns in diesen schweren Zeiten des Beistands der Nocturi zu versichern und zu überprüfen, ob wir gemeinsam den Schutzschild von Chavaleen verstärken können. Zwar hatten wir gehofft, dass Vater während des Essens für einige Minuten zu uns stoßen kann, doch nun muss André ihn an seiner statt vertreten. Wundert euch bitte nicht, wenn wir Vaters Krankheit etwas herunterspielen. Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt, wo die Angst vor den Vanator wieder neu entfacht worden ist, unklug, wenn das Volk an den Führungsqualitäten des Amulettträgers zweifeln würde.«
    Rebekka runzelte irritiert die Stirn. »Aber wir sind keine Magier, wie könnten wir denn euren Schutzschild verstärken?«
    »Das ist ein Punkt, den ich später mit Lilith besprechen werde«, entgegnete er ausweichend.
    Rebekka und Lilith wechselten einen erstaunten Blick, diese Sache hatte André mit keinem Wort erwähnt. Lilith war gespannt, was sie nach Nikolais ominöser Andeutung erwartete.
    »Ich bringe euch auf euer Zimmer im Gästetrakt, dort warten auch schon Erfrischungen auf euch.« André erhob sich, nun wieder mit einem Lächeln im Gesicht. »Mit etwas Glück wurde euer Gepäck schon hergebracht, dann könnt ihr euch für das Abendessen umziehen.«
    Lilith fragte sich, inwieweit Andrés freundliches Lächeln wohl seinen wahren Gefühlen entsprach. Vielleicht war dies einer der Vorteile, wenn man von Kindesbeinen an auf die Rolle des Anführers vorbereitet worden war: Man lernte, seine Gedanken und Emotionen zu verbergen und der Welt das Gesicht zu zeigen, das die anderen sehen wollten.
    Nachdem Lilith sich frisch gemacht hatte, sah sie sich neugierig in ihrem Zimmer um. Wie im übrigen Regierungspalast hatte man auch hier nicht an Marmor, Wandteppichen und wuchtigen Antiquitäten gespart. In sich gewundene, mit Blättern verzierte Goldranken bildeten den Rahmen ihres Himmelbetts und das Gemälde gegenüber zeigte Rehe und Hirsche inmitten des rumänischen Waldes, während am glasblauen Himmel Schwalben umherflatterten. Für Liliths Geschmack war das etwas zu viel Romantik und Idylle, am liebsten hätte sie noch einen tödlichen Sumpf oder einen verirrten Zombie dazugemalt. Sie lächelte über sich selbst, als sie sich bei diesem Gedanken ertappte – es war fast schon erschreckend, wie gut sie sich mittlerweile in Bonesdale eingelebt hatte.
    Zwar befanden sich ihre Koffer doch noch nicht auf ihren Zimmern, aber dafür entdeckte Lilith in ihrem Schrank zahlreiche Kleidungsstücke im Stil der Chavaleener Bevölkerung, sogar in ihrer Größe. Kurze Zeit später hörte sie trotz der dicken Steinwände aus dem Nebenzimmer einen glückseligen Jubelschrei, woraus Lilith schloss, dass Rebekka ebenfalls einen Blick in ihren Schrank geworfen hatte. Sie entschied sich für ein warmes bordeauxfarbenes Kleid, das mit schwarzen und goldenen Ranken bestickt war und das sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte. Sie hoffte, dass dies für ein Dinner im Kreise adliger Vampire die passende Garderobe war. Nun war sie dankbar für Isadoras und Melindas Unterricht in höfischen Umgangsformen, denn so musste sie sich wenigstens nicht darum sorgen, ob sie beim Essen das falsche Besteck benutzte oder sich unpassend verhielt. Vom Anblick des schönen

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