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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Liliths Eintreten verstummte und sich einige Köpfe neugierig zu ihr umwandten. Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen, sodass sie sich hastig umdrehte und scheinbar interessiert durch den Saal streifte. Die einzigen Farbtupfer im Raum waren drei Fahnen, die hinter einem Holzpodium die Wand schmückten. Die linke Fahne zeigte einen perlmuttfarbenen Kreis auf dunklem Grund, in dem sich vier einzelne Zepter zu einem Kreuz vereinigten. Dieses Symbol kannte Lilith bereits, zuletzt war sie ihm auf dem Brief mit ihrer Vorladung begegnet: Es war das Zeichen des Rats der Vier. Die rechte Fahne zeigte den wellenartigen Schatten einer Hügelsilhouette, über dem in einem majestätischen Dunkelblau ein silberner Abendstern funkelte – das Symbol der Nocturi. Der Grund der mittleren Fahne war wiederum tiefschwarz, mit einem bernsteinfarbenen Kreis, in dessen Inneren eine blutrote Spinne saß. Bei ihrem Anblick beschleunigte sich Liliths Herzschlag. Dies war die Fahne der Nephelius-Familie! Wieder einmal wurde ihr bewusst, wiesehr ihr Großvater von den Einwohnern Bonesdales verehrt wurde, sogar heute noch, dreizehn Jahre nach seinem Tod. Wie konnte sie jemals die Erwartungen erfüllen, die die Nocturi an einen Nachkommen dieser Familie stellten?
    Â»Der Saal ist nicht gerade beeindruckend, oder?«, riss sie eine warmherzige Stimme aus ihren Gedanken. Arthur stand neben ihr, einen Karton unter den Arm geklemmt, und zwinkerte ihr zu. »Jedenfalls siehst du nicht gerade begeistert aus.«
    Â»Ach, so ungemütlich ist es eigentlich gar nicht«, beeilte sich Lilith ihm zu versichern.
    Â»Das wirst du nicht mehr behaupten, nachdem du die nächsten zwei bis drei Stunden auf diesen harten Holzbänken hast sitzen müssen«, meinte er schmunzelnd. »Früher fanden die Versammlungen in Nightfallcastle im Rittersaal statt, wo man auf weich gepolsterten Stühlen mit Armlehnen an einer langen Tafel saß. Überall hingen kostbare Wandteppiche und alte Gemälde, im Kamin knisterte ein Feuer und für jeden gab es reichlich zu essen und zu trinken. Aber seit der Baron tot und das Tor geschlossen ist …« Er ließ den Satz unbeendet und seufzte stattdessen wehmütig auf. Plötzlich stutzte er und musterte Lilith mit blitzenden Augen. »Aber du bist die Enkelin des Barons …« Unter dem Dickicht seines weißen Vollbartes breitete sich ein Lächeln aus. Lilith ahnte, welchen Gedankenblitz er gerade hatte, und das gefiel ihr überhaupt nicht.
    Â»Natürlich, warum bin ich da nicht früher draufgekommen?«, jubelte er lautstark. »Dank dir können wir ab sofort unsere Versammlungen wieder im Rittersaal abhalten, dumusst nur das Tor für uns öffnen. Warum fällt mir das erst jetzt ein? Lilith, das ist sicherlich das Alter, selbst das Gehirn arbeitet nicht mehr so fix wie früher.«
    Nervös sah Lilith sich im Saal um, der sich in den letzten Minuten merklich gefüllt hatte. Starrten sie eigentlich schon die ganze Zeit über so viele Leute an? Selbst jene, die eindeutig außer Hörweite waren, warfen immer wieder verstohlene Blicke zu ihr und Arthur herüber.
    Â»Vielleicht sollten wir diese Idee erst einmal für uns behalten«, versuchte Lilith seine Begeisterung zu bremsen. Bisher hatte sie niemandem von ihrem Ausflug zu Nightfallcastle erzählt und sie hielt es für das Beste, wenn es zunächst so blieb. Im Seniorenstift herrschte schon genug Aufregung wegen ihrer anstehenden Gerichtsverhandlung und es reichte Lilith völlig, dass Emma sie wegen dieses mysteriösen Rätsels permanent nervte.
    Â»Bestimmt wären die harten Holzbänke für alle Anwesenden heute noch schwerer zu ertragen, wenn sie wüssten, dass sie eigentlich schon auf den bequemen Stühlen in der Burg sitzen könnten, meinst du nicht?«
    Â»Du hast recht, heben wir uns die Überraschung für das nächste Mal auf!« Arthurs Augen funkelten sie voller Vorfreude an. »Dann werden wir im Rittersaal von Nightfallcastle dinieren. Mit einem ordentlichen Rotwein lässt sich das blöde Geschwätz von Scrope sicher besser ertragen.«
    Â»Also verraten wir heute noch nichts von deiner Idee?«, sicherte sich Lilith noch einmal ab.
    Â»Abgemacht! Aber nur, wenn du mir hilfst, die restlichen Kartons reinzuholen.«
    Lilith lachte erleichtert auf. »Gerne, ich bin sogar froh, wenn ich etwas zu tun

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