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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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ins Gesicht und zugleich brach ihr unter der Winterjacke derSchweiß aus. Das Seitenstechen wurde immer schlimmer, jeder Schritt zur Qual.
    Â»â€¦ zehn, elf. Wir sind da!«
    Emma blieb so abrupt stehen, dass Lilith in vollem Lauf in sie hineinrannte und sie fast zu Boden riss.
    Sie standen vor einem frisch zugeschütteten Grab, dessen nassbraune Erde sich nackt und ungeschmückt vor ihnen erhob. Darüber tanzten längliche Lichtpunkte auf und ab, die Lilith tatsächlich an zu groß geratene Glühwürmchen erinnerten. Emma beachtete die Seelengrubler jedoch gar nicht – sie hatte die Hände auf die Knie gestützt und sog heftig atmend die Luft ein.
    Â»Keine Zeit … dich auszuruhen«, keuchte Lilith und riss sie unsanft in die Höhe.
    Â»Fang die Dinger ein, schnell!« Matt war weit weniger außer Atem, doch auch auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. »Wir passen solange auf. Lilith, übernimm du die Vorderseite des Grabs, ich werde den Weg dahinter beobachten.«
    Da Emma die zweite Fackel beim Einfangen der Seelengrubler benötigte, blieb Lilith als einziges Verteidigungsmittel die Tüte mit den Koteletts.
    Â»Na toll!«, murmelte sie. Mit einer Fackel in der Hand hätte sie sich erheblich wohler gefühlt. Was sollte sie überhaupt machen, wenn plötzlich ein Werwolf vor ihr stand? Ihm liebevoll den Kopf tätscheln?
    Sie entfernte sich einige Schritte vom Grab und blieb stehen. Seit sie eine Banshee war, hatte sich ihr Nachtsehen, wie bei allen Nocturi, erheblich verbessert. Wo siefrüher nur eine Wand aus Dunkelheit erkannt hätte, nahm sie nun Bewegungen und Schatten wahr. Ihr Blick huschte unruhig umher, blieb an jedem wabernden Nebelfetzen oder sich im Wind wiegenden Ast hängen. Nach dem gehetzten Lauf über den Friedhof dröhnte nun die Stille in ihren Ohren. Warum brauchte Emma nur so lange? War es nicht schon längst Zeit, sich auf den Rückweg zu machen? Für ihr Gefühl waren schon weit mehr als sechs Minuten vergangen …
    Lilith fuhr herum.
    Etwas kam auf sie zu. Sie spürte die Erschütterung, hörte das Knacken von gefrorenem Gras. Dieser verdammte Nebel! Sie drehte sich im Kreis, die Tüte hoch erhoben und bereit, sie allem und jedem auf den Kopf zu hauen. Doch er erwischte sie genau in dem Moment, als sie ihm den Rücken zukehrte.
    Matt riss sie unsanft herum, sein Gesicht war blass, in seinen Augen lag ein ängstliches Flackern.
    Â»Hinter mir ist einer!«, flüsterte er ihr mit gepresster Stimme zu.
    Â»Wie lange noch?«, fragte er an Emma gewandt.
    Diese wedelte mit dem Fangnetz über dem Grab herum, in ihrem Glasgefäß befanden sich gerade mal zwei Seelengrubler. Anscheinend war das Einfangen nicht so einfach, wie sie erwartet hatte.
    Â»Noch eine Minute, dann bin ich fertig. Nur noch zwei oder drei Stück.«
    Â»Okay, wir locken ihn von dir weg, dann treffen wir uns so schnell wie möglich am Zaun.«
    Â»Bist du verrückt geworden?«, zischte Lilith ihm zu. »Wir können uns nicht trennen, wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammenbleiben!«
    Â»Werwölfe rennen allem hinterher, das sich bewegt, genau wie Hunde. Wir helfen Emma am besten, wenn wir den Köder spielen.«
    Matt hatte noch nie einen Werwolf gesehen – er hatte keine Ahnung, was für Monstern er sich als schmackhaften Köder anbieten wollte. Einst waren die Werwölfe Socor gewesen, die sich mit einem Dämon eingelassen hatten, in der verzweifelten Hoffnung, ihn beherrschen zu können. Doch der Dämon hatte Stück für Stück die Macht übernommen, sowohl über ihren Körper als auch über ihren Geist. Die Werwölfe auf dem Friedhof besaßen kaum mehr etwas Menschliches und das Wenige, das noch an ihre einstige Lebensform erinnerte, machte ihre Erscheinung nur noch grauenerregender. Ihr massiger Körper wirkte unförmig und von ihrer geröteten Haut standen nur vereinzelt Haarbüschel ab, als ob die Tiere von einer schweren Krankheit gezeichnet worden wären. Ihr Gang war seltsam ungelenk, als ob sie sich nicht entscheiden konnten, sich auf zwei oder vier Beinen fortzubewegen. Leider gelang es ihnen trotzdem, ihre Beute in halsbrecherischem Tempo zu verfolgen – ihr Jagdinstinkt und ihre Blutgier trieben sie unerbittlich voran.
    Doch ehe Lilith Matt von seinem selbstmörderischen Plan abbringen konnte, hörte sie

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