Lilith Parker
riesig, es ist stockfinster und neblig â wie, bitte schön, willst du das Grab dieser Hexe überhaupt finden?«
»Ich bin den Weg in den letzten Tagen mehrmals abgegangen. Vom Zauntor bis zum Grab sind es fünfundfünfzig Schritte geradeaus, dann acht nach rechts und noch mal elf nach links. Beim Probelauf habe ich für das Ernten und den Hin- und Rückweg sechs Minuten und dreizehn Sekunden gebraucht.«
Mist, Emma hatte tatsächlich an alles gedacht. Doch so schnell gab sich Lilith nicht geschlagen.
»Warum bist du dir eigentlich so sicher, dass dir diese Seelengrubler bei der Wandlung helfen? Es könnte sich dabei auch nur um eine alte Legende handeln.«
»Eine der Hexen in Bonesdale verwaltet die Hexenbücher, die geheimes und verbotenes Wissen enthalten. Leider ist nur wenigen erlaubt, Einblick in diese Bücher zu erhalten. Deswegen â¦Â« Emma hielt inne, gab sich dann jedoch einen Ruck. »Deswegen bin ich bei ihr eingebrochen. Wie ihr euch vorstellen könnt, hatte ich nicht viel Zeit, doch zum Glück bin schon im dritten Buch auf den Verweis mit den Seelengrublern gestoÃen. Ich bin mir sicher, dass diese Information der Wahrheit entspricht!«
Sie streckte ihnen eine herausgerissene vergilbte Seitehin, die mit kunstvoll verzierten Runen beschrieben war, aber Matt warf nicht einmal einen Blick darauf. »Du bist dort eingebrochen? Meine Güte, Emma, was ist eigentlich in dich gefahren?«
Matt hatte recht, all dies passte nicht zu Emma: Sie hatte sich eine Kopie des Friedhofstürschlüssels angefertigt, war in eine Bibliothek mit verbotenen Büchern eingebrochen und wollte nun ihre Freunde dazu überreden, mit ihr über einen Friedhof voller Werwölfe zu jagen. Lilith ahnte, dass all dies nur eines bedeuten konnte: Emma musste völlig verzweifelt sein. Scrope hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt.
Lilith überflog im Schein der Fackel die Buchseite. »Mit den Runen stehe ich zwar bekanntlich auf KriegsfuÃ, aber steht da nicht, dass das Einfangen dieser Viecher verboten ist? Die magische Energie eines Nocturi soll sich genau wie sein Leib wieder mit der Natur verbinden ⦠und seine Wandlung damit beeinflussen zu wollen, ist ein grober Verstoà gegen die Gesetze.«
Emma konnte ihre Ãberraschung nicht verbergen. Ganz offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass es Lilith gelingen würde, die Runen zu übersetzen.
»Ich weië, hauchte sie kaum hörbar. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Matt trat neben sie und strich ihr tröstend über den Arm. »Mensch, Emma, warte es doch einfach ab. Lilith hat ihre Wandlung auch nicht beeinflusst und ist trotzdem eine Banshee geworden. Du stammst aus einer alten Hexenfamilie, vertrau deinem Schicksal!«
Er konnte nicht wissen, dass er damit genau das Falsche gesagt hatte, denn exakt das war es, was Emma Angst machte: Laut dem Schicksal ihrer Familie würde sie eine nutzlose Socor werden.
Lilith wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, wie oft sie sich in den letzten Wochen über ihre neue Gabe beschwert hatte. Für Emma musste es jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Sie hatte tatsächlich nichts für ihre Wandlung getan, im Gegenteil, sie hatte Emma vorher sogar noch erzählt, wie gleichgültig es ihr sei. Das, was sich Emma sehnlichst wünschte, war ihr einfach in den Schoà gefallen.
Matt stand hilflos neben der schluchzenden Emma. Als er Liliths Blick auffing, schüttelte er fassungslos den Kopf. »Nein, Lilith!«
»Doch, ich mach es.«
Emma schluckte mühsam ihre Tränen hinunter. »Was ⦠was hast du gerade gesagt?«
»Ich gehe mit dir zu diesem Grab. Aber zackig, bitte schön, bevor ich es mir anders überlege. Wie lautet der Plan?«
»Da vorne ist eine Tür im Zaun, die zum Friedhof führt«, erklärte sie völlig perplex. »Ich werde vorangehen, aber solange ich die Seelengrubler einfange, kann ich nicht auf meine Umgebung achten. Deshalb musst du aufpassen, und falls ein Werwolf auftaucht, ihn mit der Fackel in Schach halten.«
»Okay, ich werde es versuchen!«
Lilith griff nach der Fackel in Matts Hand, doch er lieà sie nicht los.
»Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein gegen die Werwölfe kämpfen lasse, während Emma diese Energiewürmchen einsammelt? Entweder alle oder keiner.«
Im ersten Moment wollte sie ihn
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