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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Tests, die Hinweise darauf gaben, wie stark die Fähigkeiten ausgeprägt waren. Zugang zu der Crepusculelane zu erlangen, gehörte dabei zu den leichtesten Aufgaben – wer sie nicht finden konnte, besaß nicht die Spur einer magischen Fähigkeit und war in der Welt der Untoten ein wertloser Socor. Genau wie Liliths Vater.
    Sie strich dem Kleinen über den Arm. »Das ist gar nicht so schlimm, glaub mir! Am besten, du gehst jetzt heim und sagst deinem Vater, dass du dein Bestes gegeben hast.«
    Â»Das geht nicht.« Erschrocken schüttelte er den Kopf. »Ihm ist das unheimlich wichtig. Die Schande, einen Socor zum Sohn zu haben, könnte er nicht ertragen. Er hat gestern schon so enttäuscht ausgesehen!«
    Â»Wahrscheinlich nur im ersten Moment, heute sieht er das bestimmt nicht mehr so dramatisch«, versuchte sie ihn zu trösten, doch selbst in ihren Ohren klang das nicht überzeugend. »Deine Mutter steht dir sicher zur Seite, du wirst sehen.«
    Â»Sie ist bei meiner Geburt gestorben.«
    Â»Oh«, entfuhr es ihr betroffen. »Genau wie meine Mutter.«
    Ihr Mitleid mit dem Jungen wurde immer größer. Gab es nicht eine Möglichkeit, ihn wieder etwas aufzumuntern?
    Â»Ich wohne erst seit Kurzem in Bonesdale, denn ich bin in der Menschenwelt aufgewachsen, wo es völlig normal ist, keine magischen Fähigkeiten zu besitzen«, erzählte sieihm. »Da ich nun eine Banshee bin, kann ich nicht mehr zurück, weil ich für die normalen Menschen so etwas wie ein Freak wäre. Einige Leute in Bonesdale halten mich sogar für eine Betrügerin und Schlangenmörderin. Aber weißt du was? Das ist mir egal! Sollen sie doch denken, was sie wollen, denn ich kenne die Wahrheit. Und das Gleiche gilt auch für dich: Es ist okay, anders zu sein, solange es für dich okay ist. Wichtig ist nur, dass man gute Freunde hat, die zu einem halten. Und all die anderen, die einen nur mögen, wenn man ihre Erwartungen erfüllt, die können uns mal den Buckel runterrutschen!«
    Er blickte sie unsicher an. »Ehrlich?«
    Â»Ganz ehrlich!« Lilith nickte inbrünstig. Im Gegensatz zu ihrer Beteuerung gegenüber Madame Sabatier meinte sie es dieses Mal völlig ernst. Manchmal musste man die Dinge nur aus einem anderen Blickwinkel betrachten, um seine eigene Wahrheit zu erkennen.
    Er lächelte sie schüchtern an. »Du bist nett.«
    Â»Wenn du versprichst, nicht mehr traurig zu sein, dann können wir beide ab sofort auch Freunde sein, abgemacht?«
    Lilith streckte ihm die Hand entgegen und er schlug mit stolzer Miene ein.
    Â»Wenn du jetzt meine Freundin bist, muss ich dir unbedingt meinen Lieblingsplatz zeigen! Es ist eine ganz geheime Stelle, wo fast nie jemand hinkommt.«
    Â»Eigentlich muss ich nach Hause«, erwiderte sie bedauernd. »Meine Tante wartet auf mich und ich fühle mich leider etwas krank.«
    Â»Wir brauchen nicht länger als fünf Minuten, versprochen!Ich kenne nämlich alle Schleichwege und Abkürzungen im Dorf.«
    Lilith richtete sich auf, was das Hämmern in ihrem Kopf unwillkürlich verstärkte. Am liebsten wäre sie auf der Stelle heimgegangen und hätte sich ins Bett gelegt. Doch nachdem sich der Kleine endlich wieder beruhigt hatte, konnte sie ihn nicht einfach stehen lassen. Immerhin hatte sie ihm gerade angeboten, seine Freundin zu sein … Sie gab sich einen Ruck. »Gut, überredet!«
    Sofort ergriff er ihre Hand und sauste los, so flink, dass Lilith nur mit Mühe Schritt halten konnte. Er führte sie durch die verwinkelten Gassen Bonesdales, von denen manche so schmal waren, dass man sich nur seitlich zwischen den eng aneinanderstehenden Hauswänden durchzwängen konnte. Schneller als sie erwartet hatte, ließen sie die Altstadt hinter sich und betraten den angrenzenden Wald.
    Â»Wir sind gleich da!« Er ließ ihre Hand los und verschwand zwischen den Tannenreihen, deren Äste sich von der Last des Schnees zu Boden gesenkt hatten. Lilith stapfte heftig atmend vorwärts, ihre Übelkeit verstärkte sich immer mehr und jeder Schritt schien ihren Körper unnatürlich viel Kraft zu kosten. Mittlerweile bereute sie, dass sie ihm seine Bitte nicht abgeschlagen hatte.
    Â»Warte, nicht so schnell!«
    Wo war er nur? Sie wollte ihn rufen, doch erst jetzt fiel ihr auf, dass sie vergessen hatte, ihn nach seinem Namen zu fragen. Als sie endlich die

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