Lilith - Wunschlos gluecklich
Zimmer und sah ihr beim Schlafen zu. Sie schien genauso ruhelos wie er. Ständig wälzte sie sich von einer auf die andere Seite und murmelte zumeist unverständliche Dinge vor sich hin, bevor sie in den frühen Morgenstunden in einen ruhigen Tiefschlaf fiel. Er sah, wie sie erwachte und nach ihm suchte. Er sah auch ihr enttäuschtes Gesicht am Frühstückstisch, in Jordans Wagen, den gesamten Tag über in der Schule, auf der Fahrt zurück und eben, als er ihr im Eingangsbereich so nah war wie noch niemals zuvor. Er roch ihr Haar, ihr Deo, ihre salzigen Tränen, die sich einen Weg an die Oberfläche bahnen wollten, ehe er ihr zuvorkam und in ihrem Zimmer verschwunden war.
Luc freute sich, sie wieder aus der Fassung gebracht zu haben. Mit dieser neuen Taktik konnte er sie endlich knacken. Über kurz oder lang würde sie weich werden und ihm nachgeben. Aber er spürte noch etwas anderes. Etwas, das wie ein Fremdkörper in ihm brannte, denn ein kleiner Teil litt mit ihr. Dieser Teil wollte ihr nicht wehtun, dieser wollte sie trösten, ihre Tränen trocknen und sie einfach nur glücklich sehen.
Fuck!
Was dachte er da nur schon wieder? Was passierte hier mit ihm?
Er überlegte kurz, ob er nach Hause zurückkehren sollte, entschied sich aber dagegen. Er würde genau wie in der vergangenen Nacht keine Ruhe finden. Nicht, solange er seinen Job hier nicht erledigt hatte. Er redete sich ein, dass es bald vorbei sein würde, er nur noch ein klein wenig Geduld haben müsste, er bald wieder frei sein konnte … und wusste doch, dass dies alles nicht der Wahrheit entsprach.
Mitten in seiner Überlegung sprang die Tür auf und Lilith kam zurück ins Zimmer. Sie würdigte ihn keines Blickes, während er sich nicht von ihr abwenden konnte. Sie sah so anders aus. Sie roch frisch geduscht und hatte sich umgezogen. Nun trug sie eine samtige, grau melierte Jogginghose, die ihr tief auf den Hüften saß, und dazu ein kurzes, hautenges Hello-Kitty Shirt. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie mit einem Bleistift locker aufgezwirbelt und am Hinterkopf festgesteckt. Zwei, drei Strähnen fielen ihr weich ins Gesicht. Ein klein wenig Lipgloss glänzte auf ihren Lippen und sie hatte ihre ohnehin schon langen Wimpern pechschwarz getuscht.
Wow, dieses pinkfarbene Shirt war wirklich kurz geschnitten. Es war so kurz, dass er einen goldenen Ring erkennen konnte, der in ihrem Bauchnabel baumelte. Das Wort heiß kam ihm in den Sinn. Er schüttelte von ihr unbemerkt den Kopf. Noch ein paar weitere Tage in ihrer Nähe würden ihn direkt seiner Exekution im Tribunal zuführen.
Luc verkniff sich ein unangebrachtes Grinsen. Er musste sie beglückwünschen. Auch sie hatte also eine neue Taktik gefunden, um ihn aus der Fassung zu bringen. Sie wollte ihn … wie sagte man … antörnen, und o Gott, es gelang ihr. Luc schloss die Augen und atmete tief ein.
»Hattest du einen schönen Tag?«, erkundigte sie sich in die erdrückende Stille.
Er sah auf. Sie saß mit dem Rücken zu ihm über ihre Bücher gebeugt. »Ja …«, gab er monoton zu. »Man könnte sagen, er war sehr aufschlussreich. Und wie lief es bei dir so?«
Einen Moment herrschte erneut absolute Stille, dann ließ Lilith den Stift sinken und drehte sich langsam zu ihm um. »Nicht besonders«, gestand sie und blickte ihn anklagend an. »Ich hab dich vermisst …« Ihre Wangen begannen bei diesem Geständnis rosa zu glühen. »Ich meine … nicht vermisst … na ja … wie soll ich sagen … du warst … Scheiße! Wo warst du?«
»Hier und da. Wieso? Du hattest doch wohl keinen Wunsch? Oder etwa doch?«, versuchte Luc, sie erneut zu reizen, aber es tat ihm sofort leid. Ihre Worte schwirrten nachhallend durch seinen Kopf und ließen ihn seine Worte nur noch mehr bereuen. Sie hatte ihn vermisst! Ihn, einen Dschinn. Er wusste, dass es nicht wegen eines Wunsches gewesen war, denn sie hatte keinen. Er war es, ihn hatte sie vermisst.
»Nein, hatte ich nicht, aber ich war nah dran, und zwar nur, damit du endlich auftauchst.« Sie ließ den Blick zu Boden sinken, stand auf und kam auf ihn zu.
Er fühlte sich auf einmal etwas unbehaglich in ihrem Bett und versuchte, lässig zu wirken, während sie sich aufstöhnend auf das Fußende plumpsen ließ. Sie warf ihre losen Haarsträhnen zurück, was eine Prise ihres Mandelgeruchs zu ihm herüberwehte. Plötzlich war sie ihm viel zu nahe. Wie eine mächtige, übergroße Welle brachen dieser durchdringende Duft und ihre elektrisierende Wärme
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