Lilith - Wunschlos gluecklich
Tagen.
Aber er ließ sich trotzdem nicht so leicht abschütteln, schließlich hatte er nichts zu verlieren. Doch diese Einsicht strafte ihn sogleich Lügen. Magie, ewiges Leben, Aslas, sein geliebtes Zuhause, seine Brüder und Schwestern … Das alles war weit weg und bedeutete ihm inzwischen nichts mehr. Sein altes Leben sowie seine belanglose Existenz mit all ihren Höhen und Tiefen zu verlieren, machte ihm keine Angst. Dennoch griff eine dunkle und alles verschlingende Furcht mit ihren großen, kalten Händen nach ihm und die Erkenntnis traf ihn wie ein Keulenschlag. Er hatte trotz allem etwas zu verlieren, egal, wie sehr er sich dagegen sträubte. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, doch zugleich auch das Kostbarste überhaupt in seinem erbärmlichen Dasein. Es war sie – Lilith. Gerade war er dabei, sie erneut zu verlieren und diesmal für immer.
Er ging um das Regal herum, trat geräuschlos hinter sie und unternahm einen weiteren Versuch. Dabei legte er alle Sehnsucht, die ihn wie immer bei ihrem Anblick durchströmte, in seine Stimme und sprach sie erneut an. »Gehst du mir aus dem Weg?«, erkundigte er sich mit seidenweicher Stimme über ihre nackte Schulter hinweg.
Kapitel 15
Soultrade
D er Klang seiner Stimme ließ Lilith, wie von ihm beabsichtigt, kurz zusammenzucken. »Und du? Verfolgt du mich?«, fauchte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen, und klang dabei so gereizt wie ein Puma auf der Jagd.
Seinen Atem, der die feinen Linien ihres schönen Halses streifte, der unter ihren hochgezwirbelten Haaren hervorblitzte, schien sie zu ignorieren, obwohl die Gänsehaut darauf Luc etwas anderes verriet.
Er ließ sich nicht anmerken, dass Liliths barsche Abfuhr ihm zu schaffen machte, und stellte sich herausfordernd neben sie. »Ich dich verfolgen? Wie kommst du auf das schmale Brett?«, fragte er zurück und bemühte sich, so beiläufig wie möglich zu klingen. »Ich habe nur gehört, dass heute neue Ware kommen soll, deshalb bin ich hier. Und du?«
Während Luc erneut in den sorgfältig aufgereihten CDs stöberte, spürte er ihren Blick heiß und schwer auf sich ruhen. Sie musterte ihn und schien zu überdenken, wie viel Wahrheit wohl in seiner Erklärung zu finden war. Seine ihr zugewandte Schläfe begann, unangenehm zu jucken und Luc hätte schwören können, dass dies genau die Stelle war, die sie mit ihrem Blick immer noch durchbohrte. Ihr Schnauben, das kurz darauf zu ihm herüberdrang, verriet allerdings, dass sie ihm nicht glaubte. Er war wohl ein noch schlechterer Lügner, als sie es war.
»Ich …? Also ich bin definitiv wegen der neuen Alben gekommen. Ganz im Gegensatz zu dir«, fauchte sie erneut. Und diesmal schwang ein wütender Unterton in ihrer Stimme mit. Sie glaubte ihm also wirklich nicht. Kein Wunder. Er war lahm im Ausreden erfinden, und im Moment würde er sich selbst nicht glauben, was er gerade zum Besten gab.
Luc hob den Blick und sah sie an. Eine Strähne hatte sich aus ihren zusammengezwirbelten Haaren gelöst und hing geradezu einladend vor ihren Augen. Er war versucht, seine Hand auszustrecken, um sie ihr hinters Ohr zu streichen. »Wie kommst du darauf?«
Sie hob ihr Kinn, wandte den Kopf erneut in seine Richtung und ihre wunderschönen blauen Augen brannten sich gefährlich tief in die seinen. »Sag mir …«, forderte sie mit ausdrucksloser Miene, »… von welchem Sänger die CDs sind, die du schon die ganze Zeit durchstöberst.«
Mist! Er hatte keine Ahnung …
Langsam ließ Luc eine kleine Menge Magie durch seine Hände und die Fingerspitzen strömen, die für Lilith unsichtbar die Oberfläche der CD abtastete, die er gerade in Händen hielt. Kurz darauf flackerten drei Begriffe durch seine Gedanken.
»Christina Perri. Titel Lovestrong«, antwortete er triumphierend, hob die CD wie zum Beweis zwischen ihnen in die Höhe und steckte sie anschließend in die Lücke zurück, in der sie noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte.
Lilith zog die linke Augenbraue stutzig in die Höhe und betrachtete ihn argwöhnisch. Ein leichtes Zucken huschte über ihre Mundwinkel und fast hätte er ihr tatsächlich ein Lächeln abgerungen, doch Lilith hatte sich sogleich wieder unter Kontrolle. Ihre Lippen waren wieder hart und ausdruckslos. Ein innerer Impuls schüttelte Luc. Er wankte unter ihrem Blick. Es kam ihm so vor, als wäre die Zeit, ja sogar die ganze Welt stehen geblieben. Und diesmal nur für sie beide. Einige Sekunden starrten sie sich unverhohlen an und es
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