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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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gewünscht. Ich wünschte es mir so sehr … Ich hätte alles dafür gegeben, wirklich alles. Aber es ging nicht in Erfüllung. Das tut es nie.« Sie schluckte, denn nach Wochen des Verdrängens hatte die Erinnerung an ihre geliebte Großmutter sie nun fest im Griff. Ein Taschentuch flatterte in ihr Blickfeld und sie griff dankbar danach. Es roch nach ihm, nach Luc. Aber woher wusste sie plötzlich, wie er roch? Es war nicht der Geruch seines Parfüms, nicht der seines Deos, nicht seine Seife, nicht sein Shampoo und auch nicht sein Schweiß … Nein, das war er – Luc. Es roch wie er, wie seine ganz eigene Persönlichkeit. Lucs ganzes Selbst fand Lilith in diesem kleinen Taschentuch wieder.
    Es erschien ihr wie eine lang vergessene Erinnerung, die sich langsam aber hartnäckig zurück in ihr Bewusstsein schob. Schon wieder. Aber wieso, und woher? Sie war so verwirrt über diese neue Empfindung, dass sie in das Taschentuch hineinschnäuzte und es ihm mit einem Danke zurückgab. Unglaublicherweise nahm er es an sich und steckte es zurück in seine Jackentasche. Einige Sekunden saßen sie reglos und schweigend nebeneinander. Wie zwei Fremde und doch irgendwie vertraut starrten sie auf die Eisfläche des Sees, zupften verlegen an ihren Klamotten und suchten nach einem Weg, das Schweigen zu ersticken.
    Wind kam auf und wehte spielerisch durch sein glänzendes schwarzes Haar. Er trug den Duft aus Liliths Erinnerung auf unsichtbaren Schwingen zu ihr und fächerte ihn ihr sanft und verlockend um die Nase. Abermals setzte sich sein Duft in ihrer Kehle fest und wollte sie zwingen, etwas zu erkennen, was sie nicht sehen konnte. Sehnsucht entbrannte in ihrer Brust. Das machte ihr Angst.
    »Ich muss los«, murmelte sie, sprang ohne weitere Erklärung auf und ließ Luc zurück. Sie musste nach Hause, oder zumindest so weit weg von ihm wie möglich. Sofort.
     
    Als es klopfte, öffnete Lilith träge die Augen. »Herein.« Zaghaft öffnete sich die Tür. Nur einen Spaltbreit und auf der anderen Seite erschienen zwei Lilith nur allzu bekannte Augen. Camille. »Verschwinde, ich hasse dich«, murmelte Lilith.
    »Nein, tust du nicht.« Camille lachte, kam auf sie zu, sprang aufs Bett und schloss sie in ihre Arme. »Es tut mir leid, falls ich dich verärgert habe, Süße. Frieden?«
    Camille setzte ihren Hundebettelblick auf und jetzt musste sie doch unwillkürlich lachen. Sie konnte Camille einfach nicht länger böse sein.
    »Alles wieder gut?«, erkundigte sich Camille und Lilith nickte. »Wo bist du denn abgeblieben, Süße? Als ich mich wieder zu dir umgedreht habe, warst du verschwunden. Und dann war plötzlich auch dieser Luc auf und davon. Ich konnte dich nicht erreichen und … Ich hab mir Sorgen gemacht.« Nach Camilles Gesichtsausdruck zu urteilen, stimmte es. Der Hundeblick war verschwunden, stattdessen gruben sich tiefe Sorgenfalten in ihre Stirn und der Blick ihrer Freundin lag fragend auf ihr.
    »Es war nichts. Ich brauchte einfach etwas Zeit für mich allein«, log Lilith.
    Camille legte ihren Kopf schräg und betrachtete sie wie eine Strafgefangene, die gerade einer Lüge überführt worden war. »Er hat dich also nicht gefunden?«
    »Wer?« Lilith stellte sich blöd und setzte ihr bestes Unschuldsgesicht auf. Es gab nur eine Person, die Camille damit meinen konnte.
    »Na, Luc. Wir dachten, er wäre dir bestimmt gefolgt.« Bei dem Wort wir färbten sich Camilles Wangen in einem zarten Rosa und ihre strengen Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an. Damit hatte Lilith sie am Haken und konnte endlich von sich ablenken.
    »Wir?«, wiederholte sie. »Wenn du von wir sprichst, meinst du dann dich und Aiden?« Camille antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Ihre Wangen verrieten alles, was Lilith wissen musste. »Erzähl mir jedes Detail!«, forderte sie Camille auf und setzte sich im Lotussitz und mit gespannter Miene vor ihre Freundin. Camilles eigentlich dunkelbraune Augen begannen mit einem Mal, ein sonderbares Eigenleben zu entwickeln und leuchteten so hell wie die Sonne, als sie von Aiden sprach. Lilith freute sich wirklich für die beiden, und auch wenn sie jede noch so kleine Kleinigkeit erfahren wollte, schweiften ihre Gedanken doch schon bald ab. Wie von selbst glitt ihr Blick über Camilles Schulter hinweg zu ihrem Nachttisch und blieb auf dieser eigenartigen Kugel haften. Lucs Kugel.

Kapitel 16
    Karaokeshow
     
     
     
    W eg. Sie war einfach aufgesprungen und davongerannt. Was hatte er jetzt nur

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