Liliths Hexenhöhle
hineinziehen und dich auch nicht zwingen, mit mir zu fahren, aber ich würde hier gern den Flattermann machen.«
»Wir hätten mit zwei Wagen fahren sollen.«
»Klar, wer weiß das vorher.«
»Ruf sie an.«
»Du wirst lachen, Suko, genau daran habe ich in diesem Moment auch gedacht.« Bill griff bereits nach seinem Handy und musste es zunächst einschalten. Im Prinzip hasste er es, immer parat und erreichbar zu sein, denn das Klingeln störte oft genug in den unmöglichsten Situationen.
Er gab die Pinnummer ein und wartete. Es war ein völlig normaler Vorgang. Etwas, das fast jeder im Griff hatte. Trotzdem spürten sie die Spannung, die sich aufgebaut hatte, als wäre dieser Anruf genau der entscheidende Schritt.
Suko sagte kein Wort mehr. Er stand in der Mitte des Raumes und hielt Bill unter Kontrolle.
Der Ruf ging durch.
Zweimal, dann das dritte Läuten. »Verdammt, Sheila, melde dich doch!« Bill war sehr nervös geworden. Wie von einer plötzlichen Vorahnung gepackt.
Und es wurde abgehoben!
Erleichterung breitete sich auf Bill’s Gesicht aus. Allerdings verschwand sie noch schneller, als sie gekommen war, und zugleich versteifte sich Bill.
Zu Suko sagte er nichts. Der Inspektor wollte allerdings wissen, was los war. Er trat so nahe an Bill heran, dass er dank seiner guten Ohren das Gespräch mithören konnte.
»Ja, hallo...«
Auch Suko wusste sofort, dass sich nicht Sheila gemeldet hatte. Es war eine fremde Frauenstimme.
Bill Conolly hatte seine Überraschung noch nicht überwunden. Auch im Gehirn vollzog er noch nicht nach, was da passiert war. »Sheila?«, fragte er leise.
Er erntete ein scharfes und bösartig klingendes Lachen, das ihn zusammenzucken ließ. Es hörte sich an, als wäre es von einer Hexe aus der Finsternis einer riesigen Höhle abgegeben worden. Bill konnte sich das Handy plötzlich als Brücke in die andere Welt vorstellen.
»Sie sind nicht Sheila.«
»Gut geraten, Bill.«
»Wo ist sie?«
»Bei mir.«
Dem Reporter brach Schweiß aus. »Verdammt noch mal, was soll das? Wer sind Sie? Was haben Sie in meinem Haus zu suchen? Sind Sie wahnsinnig?«
»Du kennst mich doch, Bill!«
»Verdammt noch mal, reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Ich will mit meiner Frau sprechen.« Sein Gesicht war rot geworden. Zwischendurch erhielt es immer fahle Reflexe, wenn es vom Licht der sich drehenden Kugel getroffen wurde.
»Ich bin Corinna.«
»Was? Was, zum Teufel, tun Sie in meinem Haus?«
»Teufel ist gut.«
»Reden Sie endlich!«, schrie er.
»Ich habe deine Frau, Bill. Ja, ich habe Sheila, und ich werde sie so schnell nicht hergeben, denn sie ist sehr wichtig für mich. Sie wird mir und den anderen helfen. Sie wird ein besonderes Opfer für uns alle bringen. Du kannst stolz auf deine Sheila sein, Bill.«
Der Reporter stöhnte auf. Er hatte jedes Wort verstanden. Verdammt deutlich sogar. Das Handy fest gegen sein Ohr gepresst, beugte er sich nach vorn und sah aus, als wollte er sich übergeben. Die Röte war aus seinem Gesicht gewichen. Sie hatte einer fahlen Blässe Platz geschaffen. »Nein, Corinna, das ist nicht wahr. Das kann nicht stimmen!« Er sprach abgehackt und richtete sich wieder auf. Dabei schaute er Suko an.
»Doch, Bill, doch!« Corinna war ganz locker. »Ich habe sie. Ich habe deine süße Frau, an der du doch so hängst. Es ist alles perfekt gelaufen. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihr Conollys so leicht zu überwinden seid.«
Bill hatte nur seine Frau im Sinn. »Was ist mit Sheila?«, keuchte er, »was hast du ihr angetan?«
»Nichts. Noch nichts.« Sie lachte wieder. »Aber wir brauchen sie, verstehst du? Wir brauchen sie ganz dringend. Wir wollen sie haben wie der Wolf das Lamm. In diesem Spiel ist sie ein Trumpf-Ass. Genau, deine Frau.«
»Hör auf, verdammt.« Bill schnappte nach Luft. »Ich... ich bringe dich um! Ich hole dich. Ich drehe dir den Hals um. Und das mit meinen eigenen Händen. Ich schwöre es dir. Du wirst mir nicht entkommen. Ich kriege dich. Noch ist es Zeit, Corinna. Du kannst überlegen. Du kannst nachdenken.«
»Das habe ich schon. Zusammen mit meinen Freundinnen. Habt ihr sie gesehen?«
»Haben wir.«
»Kennt ihr auch ihre Welt?«
»Was ist mit Sheila?«, schrie Bill, der glaubte, im Hintergrund ihre Stimme gehört zu haben, die gar nicht gut klang.
»Ich bin wirklich kein Unmensch, Bill. Deshalb erlaube ich ihr auch, mit dir zu sprechen.«
Es entstand eine kurze Pause, die Bill so wahnsinnig lang vorkam. Er warf
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