Liliths Hexenhöhle
Suko einen gequälten Blick zu. Der Inspektor konnte nachfühlen, was in seinem Freund vorging, aber es brachte sie beide nicht weiter, wenn auch er die Nerven verlor. In diesem Fall musste einer die Übersicht behalten.
Bill hielt den Hörer noch immer hart gegen sein Ohr gedrückt. Dann hörte er das scharfe Flüstern, und im nächsten Augenblick erreichte eine Stimme sehr deutlich sein Ohr.
»Bill...?«
»Himmel, Sheila, was ist...«
»Bitte, Bill, bleib ruhig. Dreh nicht durch. Reg dich um Gottes willen nicht so auf. Ich lebe noch und habe auch vor, dies noch für eine Weile zu tun. Verstehst du?«
»Ja, aber...«
»Kein Aber. Ich schaffe das. Noch ist nicht aller Tage Abend. Auch wir haben noch Trümpfe, denk daran.«
Bevor Bill nachfragen konnte, was seine Frau damit gemeint hatte, wurde ihr der Hörer wieder entrissen. Er vernahm Corinnas Stimme.
»Alles paletti, Conolly?«
»Nein, Corinna. Es ist nichts klar, gar nichts. Ich gebe dir eine allerletzte Chance. Lass meine Frau frei. Lass sie laufen, und wir reden vernünftig über die Sache und finden vielleicht auch eine Lösung für deine Probleme. Hörst du?«
Sie hörte nicht mehr, denn die Verbindung war bereits unterbrochen. So hatte Bill seine Worte in eine tote Leitung geschickt. Erst nach wenigen Sekunden merkte er, dass ihm keiner zuhörte. Am liebsten hätte er das Handy zu Boden geschmettert.
Langsam ging er zurück. Den Blick gegen die Decke gerichtet, als könnte er von dort eine Lösung erwarten. Aber die sich noch immer drehende Kugel gab ihm auch keine Antwort. Schließlich senkte er den Kopf und starrte zu Boden.
Suko kam auf ihn zu. Er sagte nichts und blieb dicht vor dem Reporter stehen.
Bill konnte ihn nicht anschauen. Er kämpfte mit den Tränen. Seine Wangenmuskeln bewegten sich. Er schluckte immer wieder und holte dabei schwer Luft.
»He, Alter...«
Bill hob mit einem Ruck den Kopf. »Suko, das schaffen wir nicht mehr. Verdammt, das ist zu viel. Das ist auch zu spät. Das bringen wir nicht mehr hinter uns. Tut mir Leid. Ehrlich.« Plötzlich packte er zu. Seine Hände legten sich um Suko’s Schultern, und er schüttelte ihn durch. »Eines sage ich dir. Ich bleibe nicht hier. Und wenn du dich auf den Kopf stellst. Okay, John Sinclair ist mein Freund, mein bester sogar. Aber Sheila ist meine Frau, und sie kann sich nicht helfen, im Gegensatz zu John. Verstehst du damit, was ich meine?«
»Ja!«
Die wässrig gewordenen Augen des Reporters starrten in Suko’s Gesicht. »Auch wenn du dich auf den Kopf stellst, ich werde fahren. Versuche nicht, mich aufhalten zu wollen – dann... dann drehe ich durch.«
»Das hatte ich nicht vor.«
»Okay, was dann?«
»Ich fahre mit. Und ich werde den Rover lenken. Hast du verstanden?«
Bill nickte nur...
***
Manchmal sind Feten super. Aber es gibt auch welche, da herrscht Langeweile und großes Gähnen vor. Klar, die jungen Leute waren verwöhnt, weil eigentlich jeden Tag immer was lief, aber es brauchte ja nicht nur die absolute Action zu sein oder der besondere Kick, aber Gähnen pur war auch nicht sein Fall.
Denn genau das hatte Johnny Conolly erlebt. Eine Ansammlung von Weicheiern auf der einen und Machos auf der anderen Seite. Darauf hatte Johnny keinen Bock. Der Höflichkeit halber war er eine gewisse Zeit geblieben, um sich dann heimlich zu verdrücken. Außerdem hatte ihm das Lokal nicht gefallen. Es war ihm zu snobby vorgekommen. Da spielten sich Typen als Stars auf, die sonst nicht mal den Kopf heben konnten und Dumpfbacken waren.
Johnny’s Konsum an Alkohol hatte sich in Grenzen gehalten. Zwei recht softige Drinks, das war es gewesen. Und die hatten ihm nicht geschmeckt, weil sie zu wässrig gewesen waren.
Recht genervt hatte sich Johnny auf den Rückweg gemacht. Bei diesem Wetter fuhr er mit dem Roller. Ein Fahrzeug, an das er sich in den vergangenen Wochen gewöhnt hatte und das er auch nicht mehr missen wollte. Das Lokal lag in einem umgebauten und stillgelegten Kino. Drumherum verteilten sich Geschäfte, für Zulauf war also gesorgt, denn in vielen Städten war es in geworden, nach der Arbeit zu After Work Parties zu gehen, um für ein paar Stunden abzutanzen oder zu entspannen. Man ging früh zu Bett, um sich am folgenden Tag wieder in die Arbeit werfen zu können.
Johnny Conolly nahm sich vor, dieses Lokal so schnell nicht mehr zu betreten. Von seinen beiden Freunden war nur einer gekommen. Der andere hatte das Treffen nicht einmal mündlich abgesagt, was Johnny
Weitere Kostenlose Bücher