Liliths Hexentanz
Augen sah.
Er verzog sein Gesicht.
Suko sah sein Gebiß in der Dunkelheit leuchten. Damit hatte er auch getötet, doch um die Hexen wirklich auszuschalten, hätte er in das Verlies steigen und dort die Herzen vernichten müssen. Daran dachte er nicht. Ein Beweis, daß er trotz allem nur zu den Befehlsempfängern gehörte, aber nicht Liliths Klasse hatte, die alles perfekt arrangiert hatte.
Es würde wieder zu einem Kampf kommen. Es war wie ein Karussell des Schreckens, das nach einigen Runden Pause machte, um danach seine Reise wieder von vorn zu beginnen.
So würde es auch hier laufen. Suko fragte sich, ob er unbedingt an diesen Taten als Zuschauer teilnehmen mußte. Die erste Szene hatte ihm schon gereicht.
Er war hier, um sich mit seinen Freunden zu treffen, und das war ihm bisher noch nicht gelungen. Er würde es aber in Angriff nehmen, das stand für ihn fest. Tritte!
Gut zu hören und begleitet von Echos erreichten sie seine Ohren. Im ersten Augenblick war Suko überrascht. Er suchte den Hof unter sich nach einer oder auch mehreren fremden Personen ab, aber da war nichts, was sich verändert hätte.
Nur die Trittgeräusche blieben.
Lauter jetzt…
Jemand kam.
Suko bewegte sich nach links, bis er den Rand der Stufe erreicht hatte.
Von dort hatte er einen besseren Überblick, denn die Geräusche waren aus einer bestimmten Richtung gekommen. Wenn ihn nicht alles täuschte, vom Eingang her.
Er bekam Besuch.
Jane? John? Oder beide?
Die Fragen bohrten sich stakkatoartig durch sein Gehirn. Er wußte genau, daß er vor einer Veränderung dieser Situation stand, aber auch Smasch hatte die Geräusche gehört. Sein Standort gefiel ihm plötzlich nicht mehr. Er mußte eine andere Position einnehmen, um mehr erkennen zu können, räumte mit zwei Schlägen Hexen zur Seite, die wie Marionetten zu Boden prallten, und lief dorthin, wo die Echos hergekommen waren.
Auch Suko hatte seinen Kopf gedreht. Der Eingangsbereich lag eingehüllt in dunklen Schatten, aber aus diesen Schatten löste sich plötzlich die Gestalt eines Menschen.
Suko konnte noch nicht erkennen, um wen es sich handelte. Sekunden später wußte er Bescheid.
Es war eine Frau – Jane Collins!
Der Inspektor war nicht überrascht. Er nahm es sogar als gutes Zeichen hin und wartete darauf, daß sich auch sein Freund John Sinclair zeigen würde.
Aber John kam nicht.
Auch als bereits einige Sekunden vergangen waren, erschien er nicht, und Jane hatte bereits den Burghof betreten. Sie war auch von Smasch entdeckt worden, der sämtliches Interesse an den Zombiehexen verloren hatte und sich auf seinen neuen Feind oder auch sein neues Opfer konzentrierte. Er konnte es kaum fassen. Geduckt und breitbeinig stand er da. Die Zunge umtanzte seine Lippen, das war noch zu erkennen, und Suko wertete dies als Zeichen der Vorfreude.
Er dachte wieder an das Bild auf dem Boot. John hatte es ihm beschrieben, und er wollte nicht, daß Jane Collins ebenfalls dieses Schicksal erlitt. Noch war nichts geschehen, und Suko sah es auch als besser an, wenn er sich zurückhielt und erst eingriff, wenn es sich lohnte. Er wollte Smasch in Sicherheit wiegen.
Sein Platz war gut. Er stand wie auf einer Empore und konnte alles überblicken.
Aber wo blieb John?
Er war noch immer nicht aufgetaucht. Von Lilith sah er ebenfalls nichts, nur Jane war erschienen. Sie ging weiter, als gäbe es überhaupt keine Gefahren, und Suko stellte fest, daß er allmählich immer unruhiger wurde, auch wenn er das äußerlich nicht zeigte.
Was ihm noch vor kurzem zum Vorteil gereicht hatte, verwandelte sich jetzt in einen Nachteil. Die Dunkelheit nahm immer mehr zu. Schatten drangen in den Burghof ein und sorgten dafür, daß sich Umrisse und Menschen in einem verwaschenen Grau präsentierten und kaum noch zu unterscheiden waren.
Da Jane Collins auch keine helle Kleidung trug, mußte Suko schon sehr genau hinschauen, um sie zu sehen. Er hätte natürlich die Treppe hinab bis zum Burghof vorgehen können, darauf aber verzichtete er. Er hätte zu leicht entdeckt werden können.
Jane war stehengeblieben. Sie hatte noch nicht die Mitte des Burghofes erreicht, aber von ihrem Standort aus konnte sie den Killer Smasch sehen sowie die untoten Hexen, die nicht den Eindruck erweckten, als wollten sie sich einem Kampf stellen. Sie bewegten sich nur hin und her, blieben aber irgendwie immer auf einer Stelle.
Kein Licht, nur Dunkelheit.
Der Kampf würde in dieser Finsternis stattfinden. Und Sukos Sorgen
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