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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zufrieden.
    »Was meint ihr«, sagte er dann noch, »weshalb ich diesen alten Mann auf Lilith angesetzt habe? Hätte sie sich zur Wehr gesetzt, wäre es um ihn nicht schade gewesen.« Er lächelte tückisch. »Vor-sicht ist das Gebot der Stunde. Sicher dürfen wir uns erst dann wieder fühlen, wenn die Herrschaft über Mayab allein unser ist.«
    »Vater wird uns furchtbar strafen«, unkte Oriente.
    »Unsinn!« Cuyo schien ihren Einwand mit seinem unbeherrschten Handstreich regelrecht beiseitefegen zu wollen. »Er wird nicht dahinterkommen, daß wir die Schuld an Mutters Tod tragen. Die Menschen werden uns diese Arbeit abnehmen. Wir schüren nur ihre Wut gegen Lilith. Sie sollen sich wünschen, sie wäre nie nach Mayab gekommen. Mehr nicht -« Er stockte kurz und fuhr dann sinnierend fort: »Überdies könnte ich mir gut vorstellen, daß unser Hoher Vater diese Frau nur zu einem Zweck nach Mayab gebracht hat: um uns auf die Probe zu stellen. Um zu ergründen, ob wir in der Lage sind, mit einem solchen Problem ohne seine Hilfe fertigzuwerden.«
    Seine Geschwister sahen ihn nachdenklich an. Tumul brach schließlich das Schweigen und nickte.
    »Ja, das wäre möglich. Aber -«, er hielt kurz inne, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, das noch niemand bedacht hatte,»- was hat es dann mit dieser anderen Frau auf sich - Nona? Welche Rolle spielt sie, und warum ist sie noch immer hier?«
    »Ist sie das denn?« fragte Cuyo umgehend zurück. »Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
    Tumul hob langsam die Schultern. »Ich erinnere mich nicht.«
    »Siehst du«, sagte Cuyo. »Wer weiß, vielleicht ist sie unserem Hohen Vater ja schon längst gefolgt.«
    »Hört endlich auf zu schwatzen!« Atitla war es, die zwischen ihre Brüder fuhr. Flammenden Blickes sah sie von einem zum anderen, und ihr ohnehin grausig entstelltes Gesicht verzerrte sich vor Ungeduld noch ärger. Sie konnte es kaum mehr erwarten, endlich etwas gegen Lilith zu unternehmen.
    Cuyo lächelte still.
    Atitla würde zweifelsohne am meisten zum Gelingen des Planes beitragen. Nichts würde sie aufhalten können, wenn er erst einmal das Zeichen zum Aufbruch gegeben hatte. Und sie würde furchtbar wüten - da draußen ...
    »Wer weiß, wie lange das Gift in Mutter zu wirken vermag. Wir dürfen keine Zeit verlieren!« drängte die barhäuptige Vampirin weiter.
    Cuyo hob in beruhigender Geste die Hand. »Keine Sorge, die Menge wird gewiß ausreichen, um Mutter die ganze Nacht über in ihren Träumen gefangenzuhalten.«
    Er selbst hatte die Pfeile, die er Copan mitgegeben hatte, mit dem pflanzlichen Giftgemisch präpariert. Und er wußte um die Wirkung des Mittels.
    Immerhin hatte er es in der Vergangenheit oft genug an sich selbst erprobt - wenn er des Herrschens überdrüssig gewesen war und Abwechslung in abseitigen Träumen gesucht hatte .
    »Trotzdem sollten wir endlich zuschlagen«, beharrte Atitla. »Worauf warten wir noch?«
    Cuyo grinste hart. Die Linien seines edlen Gesichtes schienen sich zu vertiefen und mit Schatten zu füllen. Der natürliche Glanz seiner Augen irrlichterte.
    »Gehet hin«, sagte er feierlich, »und tuet - Böses!«
    Und sie wandten sich um, gingen aus dem Gewölbe, stiegen hinauf in den Palast und verließen ihn schließlich.
    Wie in unzähligen Nächten zuvor.
    Und doch war es heute anders.
    Denn die Tyrannen Mayabs stiegen nicht majestätisch auf in den Himmel, ließen die Menschen nicht allein schon im Schatten ihrer mächtigen Schwingen erzittern.
    Heute stahlen sie sich aus dem Palast. Schlichen hinaus in die Nacht, Kindern gleich, die etwas Verbotenes taten.
    Mit dunkler Freude in ihren schwarzen Herzen.
    *
    Die Frau mit dem kurzen kastanienbraunen Haar und den goldfarbenen Augen lag auf einem der dicken Teppiche ihrer Unterkunft, den kunstfertige Maya-Hände einst mit Hilfe primitiver Gürtelweb -geräte gefertigt und bunt eingefärbt hatten. Farbe, wußte Nona, besaß in der Hermetischen Stadt einen hohen Stellenwert, denn sie gaukelte den Eingekerkerten eine Lebendigkeit vor, die schon vor langer Zeit gewichen war; vor Generationen.
    Selbst die Werwölfin vermißte einen natürlichen Lichtquell, der das allgegenwärtige Grau der Verzweiflung, das selbst die Seelen der Stadtbewohner wie unter Staub begrub, hinweggefegt hätte. Für einen Besucher von außerhalb mochte die Trostlosigkeit, in der die Maya-Nachkommen dahinvegetierten, klarer erkennbar sein als für die Betroffenen selbst. Obwohl - in jüngster Zeit häuften

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