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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sich die Anzeichen, daß sich Widerstand im Untergrund formiert hatte. Za-patas Tod war dafür stellvertretend, denn er - einer der »Gottkönige« - war umgebracht worden von Menschenhand ...
    Ich ertrage es nicht, dachte Nona, die sich geistige Scheuklappen angelegt hatte, um gegen die Vorgänge im und um den Palast gefeit zu sein. Sie fühlte sich nicht mehr in der Lage, Landrus Abschiedsbitte zu erfüllen und länger ein Auge auf Lilith Eden oder die tyrannischen Kinder des Kelchs zu halten.
    Sie hatte viel zu sehr mit sich selbst zu tun!
    Wie paralysiert ruhte ihre glatte, von keinem Fell überzogene Hand auf der Wunde in der Kniekehle. Auf der Verletzung, von der sie nicht mehr wußte, wie sie entstanden war. Aber es interessierte sie auch kaum noch. Und das, was sie nicht länger zu ertragen glaubte, hatte damit auch nichts zu tun.
    Sie löste ihre Erstarrung auf und trat, um Geschmeidigkeit in ihren Bewegungen bemüht, ans Fenster.
    Stockfinstere Nacht erfüllte die Luft jenseits der Palastmauern so kompakt, als wäre sie greifbar, und sehnsüchtig beugte sich Nona vor, streckte den Arm weit hinaus, wie jemand, der prüft, ob es spürbar regnet oder nicht. Dann zog sie sie wieder zurück, ohne sich ihrer geheimsten Empfindungen klarer geworden zu sein.
    In den Adobehütten, die dem Palast vorgelagert waren, brannte kaum ein Licht, und wenn doch, dann schien es von der übermächtigen Schwärze erstickt zu werden, daß das menschliche Auge es nur schwer aufzuspüren vermochte.
    Was soll ich tun?
    Der Kalender log nicht. Dies war die Nacht des vollen Mondes -die Nacht, zu der das bleiche Auge am Himmel sein Gift in jede Faser von Nonas Körper ließ.
    Normalerweise!
    Die Werwölfin stellte sich vor, wie ihre Brüder und Schwestern draußen hinter den Wällen bereits ihre Jagd begonnen hatten, um die angestaute dunkle Lust in einem beglückenden Höhepunkt zu entladen. Um Befreiung zu finden von etwas, das sie ebenso haßten wie begierig auslebten .
    Und ich? Ich spüre nicht einmal die leisesten Vorboten der Verwandlung. Wo ist das Haarkleid, das sonst aus jeder Pore bricht? Ich WILL, daß es endlich geschieht! Es quält mich, KEINEN Drang zu spüren ...
    Unwillkürlich fragte sie sich, wie ihr Mentor Chiyoda es ertrug, nicht mehr das Fieber des Töten-Müssen in sich zu spüren.
    Er leitet seinen animalischen Trieb in andere Begierden um, unternahm sie den Versuch einer Antwort. Er stellt sich mit anderen Herausforderungen, lenkt sich ab.
    Wie oft hatte er sie schon zu einer Abkehr vom Bösen bewegen wollen? Sie wußte es nicht mehr. Wußte auch nicht, warum ihr weiser Mentor, den sie auf gänzlich anderer Ebene als Landru achtete und verehrte, sie nicht längst verstoßen hatte. Dabei war ihre Weigerung, dem Bösen abzuschwören, doch so offensichtlich .
    Nona rief ihre Gedanken zur Räson.
    Was dann geschah, entsprang keiner langwierigen Überlegung.
    Keinem ausgeklügelten Plan. Es passierte, weil die in Nonas Kopf verwurzelte Sucht stärker als die Realität war. Sie wollte Befriedigung finden, obwohl der eigentliche Zwang dazu sich immer noch nicht regte.
    Nona verließ ihre Unterkunft und den Palast. Das Dunkel draußen zog sie an und stieß sie gleichzeitig auch ab.
    Sie wußte ihre Beute in ärmlichen Behausungen, wußte, daß es ein Kinderspiel gewesen wäre, sie in Angst und Schrecken zu versetzen und dann zu schlagen. Aber ihr Körper schien sich an die Freuden der Jagd nicht mehr erinnern zu wollen.
    Nona streifte solange durch die kleine Welt von Mayab, bis sie überzeugt war, die Erinnerung in ihrem Blut nur auf eine einzige Weise wieder wachrufen zu können.
    In derselben Sekunde erhielt ihre ziellose Hast endlich die langgesuchte Richtung .
    * 
    Einen besseren Schutz vor Entdeckung hätte Pomona sich nicht wünschen können. Als eine von vielen hing sie kopfüber im Geäst eines gewaltigen Baumes, der älter war als die Grenze um Mayab.
    Wie bizarre Früchte mit ledriger Schale sahen sie aus, die pelzigen Leiber mit ihren Schwingen umschlungen, und Pomona unterschied sich nur durch ihre Größe von den anderen, den normalen Fledermäusen, deren Zahl in die Hunderte gehen mußte.
    Inzwischen aber war sie überzeugt, daß dieses Versteckspiel nicht vonnöten gewesen wäre. Lilith schien sie nicht verfolgt zu haben.
    Dennoch verharrte die Vampirin noch ein Weilchen. Dann öffnete sie ihre Klauen, und wie ein riesiger dunkler Tropfen stürzte sie in die Tiefe.
    Dadurch aus ihrer Ruhe geschreckt,

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